Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
Vom Netzwerk:
Studenten, die gerade aus einem anregenden Seminar kamen
und über das Gehörte diskutierten.
    Der Wagen stieß in eine Lücke zwischen zwei
Gebäuden vor und verschwand.
    Janis setzte sich auf einen Hocker und sackte mit dem
Oberkörper auf den Labortisch nieder, als hätte sie zu
viel getrunken. So viel Angst hatte sie nicht mehr gehabt,
seit…
    Sie verdrängte den Gedanken an das letzte Mal, da sie so
große Angst gehabt, da sie sich dermaßen gefürchtet hatte. Sie lauschte auf ihr abgehacktes, raues
Flüstern: Ach Gott ach Gaia nein was für eine
Scheiße o je. Und immer so weiter. Sinnlos. Sie klappte
den Mund zu und atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
Plötzlich schüttelte sie sich vor Lachen. Das alles war
so primitiv, so unverfroren, so plump. Für wen hielten die
Männer sie eigentlich? Men in Black, tatsächlich.
Beschissene Men in Black.
    Sie kannte Geschichten aus zweiter Hand, die aufgewärmten
Theorien, hatte die seltsamen Blicke im Personalraum bemerkt,
wenn sie fragte, was wohl aus Dem-und-dem geworden sei,
vergangenes Jahr eine so vielversprechende Veröffentlichung,
und dann kam nichts mehr. Sie wusste, dass es Forschungsgebiete
gab, die entsprechend den Richtlinien der US/UN für
Tiefentechnik schlichtweg verboten waren, und dass diese
Richtlinien gleichermaßen verboten, herauszufinden, welche
Gebiete dies waren. Paradox, eine Art von Repression. Man wusste
einfach nicht, was man nicht wissen durfte. Es war schwer zu
glauben, dass es dies tatsächlich gab.
    Vielleicht lief es in den meisten Fällen auch anders ab
– subtileres Einwirken auf die Forschungsausschüsse
und ein wenig Druck auf die Geldgeber reichte dann schon aus.
Bisweilen aber wurde die Forschung von einer schwer
aufzuspürenden Organisation finanziert, die keine Handhabe
bot – dann traten die Handlanger in Aktion, die schweren
Jungs, welche die offiziell gar nicht existierenden Richtlinien
umsetzten. Die Technik-Polizei der US/UN. Die Stasis. Die
sagenumwobenen Men in Black, über die man ansonsten
beklommen lachte.
    Wie alles andere hatte auch dies seinen Ursprung im Krieg.
    Was Janis am meisten beunruhigte, war der Umstand, dass sie nicht Bescheid wussten. Sie wussten nicht, dass sie
tatsächlich Ergebnisse erzielt hatte. Ihre Sponsoren
hingegen schon, doch sie wusste nicht, ob sie das vor der
Geheimpolizei würden geheimhalten können.
    Dann würden sie vielleicht irgendwann wiederkommen. In
vollstreckender Funktion.
    Janis wusste, dass es nur einen Zufluchtsort für sie gab,
und um dorthin zu gelangen, brauchte sie einen engagierten
Beschützer, nicht die Polizei oder den Sicherheitsdienst des
Campus… Kelly-Girls, alle miteinander.
    Sie fand die Geschäftskarte, die Kohn ihr dagelassen
hatte. Sie betrachtete sie mit einem stillen Lächeln. Hielt
man sie in einem bestimmten Winkel zum Licht, wurden am Rand
zentimetergroße Figuren sichtbar: kleine
Spielzeugsöldner in Kampfhaltung. Sie wählte die erste
Nummer auf Kohns Geschäftskarte. Stellte das Hologramm in
der unteren linken Ecke Kohn persönlich dar?
›Pose‹ lautete das Wort.
    »…-inskij-Arbeiterverteidigungskollektiv, kann
ich Ihnen helfen?« Der Singsang eines Mannes.
    »Oh. Danke. Äh… ist die Leitung
sicher?«
    »Selbstverständlich. Sie ist illegal. Möchten
Sie, dass ich auf eine offene Leitung umschalte?«
    »Nein! Äh… hören Sie. Ich bin Janis
Taine und forsche an der Brunei University« – am
anderen Ende der Leitung tippte jemand quälend unbeholfen in
einen Computer –, »und ich wurde soeben von zwei
Typen unter Druck gesetzt, die wahrscheinlich, das heißt,
ich glaube, sie waren von der…«
    »Stasis.«
    »Ja. Können Sie mir helfen?«
    »Hmm… Wir könnten Sie nach Norlonto
schaffen. Das liegt außerhalb deren Zuständigkeit. Das
ist alles, was ich Ihnen anbieten kann.«
    »Das wäre mir sehr recht. Was also muss ich
tun?«
    »Im Moment hält sich einer unserer Leute in Ihrer
Gegend auf, ein gewisser Moh Kohn…«
    »Ich habe seine Geschäftskarte.«
    »Gut, okay, rufen Sie ihn an. Wenn er nicht drangeht,
schläft er wahrscheinlich. Aber Sie können hingehen und
an seine Tür hämmern. Wohnheim Eins-eins-fünf-C.
Haben Sie verstanden?«
    »Eins-eins-fünf-C.«
    »Richtig. Falls es Probleme gibt, rufen Sie uns
an.«
    »Ist gut. Danke.«
    Sie wählte Kohns Privatnummer. Ein Hologramm von Kohn
erschien, das wie ein schwer bewaffneter Kobold auf ihrem Telefon
hockte.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher