Das Sternenprogramm
diesen Anlass konzipiert.
Verdammt. Hätte dran denken sollen.«
»Aber das ist meine Arbeit«, sagte Janis.
Sie stand kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Alles
in Rauch aufgelöst. Und all die armen kleinen
Mäuse.«
»Ein nahezu schmerzloser Tod«, meinte Kohn.
»Und das Projekt ist beendet, verstehen Sie? Es war erfolgreich.
Sie haben das Monster erschaffen. Es streift in der Gegend
umher. Für das Feuer waren bestimmt die Antitechs
verantwortlich. Die Hightechversion der mit Fackeln bewaffneten
Bauernhorden. Gedanken machen sollten wir uns über den irren
Wissenschaftler, wer immer das ist.«
Während Janis sich das durch den Kopf gehen ließ,
rannten Feuerwehrleute der Versicherungsgesellschaft an ihnen
vorbei.
»Ich dachte, ich wäre die verrückte
Wissenschaftlerin«, sagte sie.
»Ach was«, erwiderte Kohn. »Sie sind
bloß Igor.«
Sie schnitt eine Grimasse, zog eine Schulter hoch.
»Und das Monster?«
»Bin ich«, meinte er.
»Ich dachte, Sie meinten diese AI.«
»Die auch«, sagte Kohn. »Mittlerweile treibt
sie sich wahrscheinlich in der Szene, in den Netzen herum,
löst Alarm aus und richtet Chaos an.«
Janis musste unwillkürlich grinsen. »Wenn sie etwas
von Ihrer Persönlichkeit in sich aufgenommen hat«,
meinte sie, »tut sie das bestimmt.«
»Wollen Sie immer noch mit mir kommen?«
»Wenn Sie nach Norlonto gehen, ja.«
»Kein Problem«, sagte er. »Da wollte ich
sowieso hin. Dort sind wir zu Hause. Um die Ecke habe ich einen
gepanzerten Wagen geparkt.«
Janis lachte und fasste ihn beim Arm, setzte ihn in
Bewegung.
»Einen gepanzerten Wagen? Das höre ich gern. Ich
bleibe bei Ihnen.«
Sie lachte erneut und stützte sich einen Moment lang mit
ihrem ganzen Gewicht auf seinen Arm. Er tat so, als habe er
nichts bemerkt.
»Es gibt Männer«, meinte sie, »von
denen gewisse Dinge nichts wissen sollten.«
5
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Das Land der fünften Farbe
Der Panzerwagen war kleiner, als Janis erwartet hatte, flach
und eckig, der schwarze Lack so matt, dass es schwer fiel, die
genauen Umrisse auszumachen: ein Stealth-Fahrzeug, dachte sie.
Von innen wirkte es alt. Mit Isolierband zusammengebundene Kabel
hingen in bunten Schlaufen unter dem Armaturenbrett. Die beiden
Vordersitze aus Leder waren verschlissen. Zwei noch stärker
verschlissene Sitze standen sich hinten gegenüber. Es gab
zwar in Kopfhöhe ein Panoramafenster, durch das man jedoch
nichts sah.
Kohn zeigte ihr, wie sie sich anschnallen sollte, dann lehnte
er sich zurück. Er langte nach oben und drückte einen
Schalter. Nichts geschah. Er fluchte und drückte erneut. Die
Rundummonitore erwachten zum Leben, und der Wagen setzte sich in
Bewegung: Janis hatte das unbehagliche Gefühl, vollkommen
ungeschützt zu sein.
Das Fahrzeug wurde durchs Tor hindurchgewinkt. Auf der
Hauptstraße herrschte jetzt dichter Verkehr, doch der Wagen
schlängelte sich so mühelos hindurch, dass Janis
meinte, sie seien für die anderen Fahrer tatsächlich
unsichtbar. Kohn wirkte gelassen.
Sie hielten kurz vor ihrer Wohnung; Janis packte ein paar
Sachen ein, schüttelte angesichts der Unordnung betrübt
den Kopf und hinterließ eine Nachricht und eine
Kontoermächtigung für Sonja. Kohn war unruhig,
untersuchte umständlich jedes einzelne Zimmer und bezog dann
am Fenster Posten. Als sie wieder im Wagen saßen, versetzte
er sie mit der von ihm gewählten Fahrtroute in
Erstaunen.
»Weshalb halten wir an?« Es irritierte Janis, dass
er so besorgt wirkte.
»Dauert bloß einen Moment«, meinte Kohn.
Er stieg aus, ließ den Motor laufen und das Gewehr mit
der Mündung zur Tür auf dem Sitz liegen. Janis schaute
sich um. Leerstehende Häuser, verrammelte Läden,
unglaublich viele Leute auf der Straße. In Tonnen brannten
Feuer; Waffen und Zähne funkelten im Schatten
eigentümlich kristallartiger Gebäude, die an Ruinen
grenzten.
Kohn kam zurück und warf ihr ein Paket neben die
Füße. Der Panzerwagen bewegte sich langsam die
Straße entlang, wich Kindern und Tieren aus. Janis besah
sich das Paket; weißes Papier, blaue Beschriftung.
»Sie haben angehalten, um ein Kilo Zucker zu
kaufen?«
Kohn blickte sie an. »Tun Sie das Zeug bloß nicht
in den Kaffee.«
Sie passierten einen Kontrollpunkt (Kohn bezahlte die
Gebühr mit Ladestreifen, was Janis durchaus passend vorkam),
dann ließen sie Ruislip hinter sich und waren wieder auf
der A410.
»Afghanen«, meinte Kohn. »Ich will ja nicht
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