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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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weniger über die Liebe als über
Geschäfte. Bénech führte was gegen seinen ehemaligen Chef im Schilde, erklärte
Suzanne seinen Plan, denn Suzanne und Monsieur Ailot... na ja, Sie verstehen
schon...“
    „Ja. Suzanne schlief nicht nur mit
Bénech, sondern auch mit Monsieur Ailot.“
    „Warum nicht? Schließlich war dieser
Célestin auch nicht faul.“
    „Sie sind verrückt. Bénech war Bénech,
und Suzanne ist Suzanne. Vater Ailot könnte doch ihr Großvater sein.“
    „Das will nichts heißen.“
    „Ist mir auch egal. Ich will keine
Bettgeschichten entwirren, sondern den Schmuck von Mutter Aliot wiederfinden.“
    „Wenn wir einige dunkle Punkte klären
könnten, würde uns das vielleicht helfen ,“ beharrte
Hélène.
    „Es gibt nur einen, der uns helfen
kann: Lozère . Merken Sie sich den Namen! Irgend etwas sagt mir, daß dieser
geheimnisvolle Gangster der Schlüssel zu allem ist. Nur, es wird immer
schwieriger, den Judoka zu finden. Vor allem nach dem blutigen Intermezzo in
der Avenue Kléber .“
    Ich schlug mit der flachen Hand aufs
Steuer.
    „Da ist ja der andere...“
    „Wer? Lozère ?“
erkundigte sich Hélène.
    „Nein. Der Sohn des Hauses, André. Den
kennen Sie noch gar nicht. Hiermit stelle ich Ihnen den jungen Mann vor. Dort,
unter dem Baum.“
    „Sieht so aus, als warte er auf
jemanden.“
    André Ailot ging zwischen zwei Bäumen
hin und her. Wie lange er schon wartete, wußten wir natürlich nicht. Konnte
aber noch keine Ewigkeit sein. Er schien nervös, wie alle Mitglieder seiner
Familie in den letzten Tagen. Hastig zog er an seiner Zigarette, und mit einem
Zweig schlug er abwechselnd gegen die beiden Baumstämme, die seinen Radius
markierten.
    Ein eleganter, chromblitzender Wagen
rollte langsam heran und hielt direkt vor dem jungen Mann. Am Steuer saß eine
aufreizende Blondine. Die beiden tauschten einen freundschaftlichen
Erkennungsblick, dann einen Händedruck. Die Blondine öffnete die Wagentür, und
der junge Mann stieg ein.
    „Also wirklich“, entsetzte sich
Hélène. „Haben Sie gesehen?“
    „Was denn?“
    „Die Frau! Würde mich wundern, wenn
Sie die nicht bemerkt hätten!“
    Ich sah meine Sekretärin spöttisch an.
    „Kennen Sie sie?“ fragte ich.
    „Wär ja noch schöner.“
    „Ach ja, Ihre Schamhaftigkeit“, lachte
ich.
    „Aufgedonnert wie ‘ne
Schießbudenfigur. Kann mir lebhaft vorstellen, wie ihr Kind aussieht oder ihr
Rock...“
    „‘ne Hose hat sie bestimmt nicht an.
Sie müssen doch ganz ruhig sein. Sie haben das Dekolleté oben, die Blonde hat’s
unten. Das ist alles.“
    „Wer ist die Person?“
    „Eine rollende Venus. Normalerweise
sind die nur nachts unterwegs. Aber vielleicht muß die da Überstunden machen.“
    „Also wirklich, der Sohn des Hauses
Ailot hat einen merkwürdigen Umgang.“
    „Sie hätten mich mal sehen sollen, als
ich in seinem Alter war!“
    Der Wagen der Blondine fuhr wieder an.
Meiner auch. „Wohin fahren Sie?“ fragte Hélène.
    „Ihnen nach. Einen Zuhälter hatten wir
schon. Jetzt noch die Nutte. Vielleicht sind Zuhälter und Nutte
Geschäftspartner. Kann man nie wissen.“
    Die Blondine verließ über die Avenue Chantemesse den Bois, nahm dann die Rue Dufrénoy und die Avenue Victor-Hugo und erreichte über die Avenue de Montespan die Rue de la Pompe. Kurz hinter der Spanischen Kirche an der Ecke Rue de la
Tour hielt sie an. Ich auch. Die beiden stiegen aus und gingen den Bürgersteig
entlang. André Ailot reckte sich, so gut es ging. Das prächtige Weib an seiner
Seite, in einem eleganten schwarzen Pelz, zog die Blicke der Passanten auf
sich. Der junge Mann war stolz wie Oskar.
    „Mal sehen, wohin sie gehen“, sagte
ich.
    Wir stiegen ebenfalls aus und folgten
dem Paar. Doch schnell verloren wir die beiden aus den Augen, ohne daß wir ihre
Spur verloren. Lange brauchten wir uns nämlich nicht den Kopf zerbrechen.
Zwischen einem Bistro und einem Blumenhändler stand ein einstöckiges Haus,
dessen weiße Fassade vor kurzem frisch gestrichen worden war. Die Fensterläden
waren geschlossen. Neben der Tür, zwischen dem Klingelknopf und dem
Briefschlitz, hing ein Namensschild mit goldenen Buchstaben: Villa
Valentine.
    „Aha“, stellte ich fest. „André ist
gerade dabei, sein Taschengeld auf die angenehmste Weise zu verteilen. Klar, in
seinem Alter! Warum wir was anderes vermutet haben, weiß ich nicht.“
    „Sind sie da reingegangen?“ fragte
Hélène.
    „Ja. Gemütliche, diskrete Appartements
für Erwachsene.

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