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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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und zu allem Überfluß ist ein Anwalt
eingeschaltet worden, der ihre Interessen vertreten soll. Ein ganz gerissener.“
    „Gerissen?“
    „Ja! Gerissen, talentiert, hartnäckig.
Eine Kämpfernatur.“
    „ Wer denn ?“
    Maître
Chevalier- Legarçon .“
    „Ach du Scheiße! Madame Ailot geht
aufs Ganze.“
    „Wohl eher Monsieur. Bleibt sich
bestimmt gleich.“
    „Wahrscheinlich. „
    Hélène sah mich an. Ihr Blick wollte
sagen: ,Sehen Sie, die gehässigen Bemerkungen über
seine Nichte hatten nichts zu sagen. Zwischen den beiden muß irgendwas sein. 1 Ja, irgendwas mußte zwischen Monsieur Ailot und Suzanne sein. Meine Pfeife war
ausgegangen. Ich zündete sie wieder an.
    „Und was wollte Lozère-Lasserre in der Avenue Henri-Mar- tin ?“ fragte ich. „ Zavatter wird mir sowieso alles erzählen, was er
rausgekriegt hat...“
    „Hoffentlich hat er mehr rausgekriegt
als wir! Wir wissen nämlich nicht, was Lasserre hier
in der Gegend wollte. Er und ein Freund wurden von dem Concierge im Hausflur
überrascht. Die beiden Gangster haben sich ihn vorgenommen. Sein Arm sah aus wie’n Korkenzieher. Dann sind die beiden abgehaun . Der Concierge erinnert sich aber an den
Hitler-Schnäuzer.“
    „Charlie-Chaplin-Schnäuzer.“
    „Mein Gott!“ stöhnte Hélène auf.
„Fangen die schon wieder an!“
    „Den Schnäuzer hat er jedenfalls in
seiner Anzeige erwähnt“, fuhr Faroux fort. „Das fiel mir wieder ein, als wir
die Fingerabdrücke von Rosembaums Mördern
identifiziert hatten. Einer der entsprechenden Gesichter paßt zu der
Beschreibung, die Sie mir von Ihrem nächtlichen Besucher gegeben haben. Und der
Concierge hat Lasserre einwandfrei identifiziert...“
Faroux tippte mit dem Zeigefinger auf eins der Fotos. „Aber wir wissen weder,
was er in dem Haus Nr. 101, noch was er bei Rosembaum wollte.“
    „Noch was er bei mir im Hotel wollte“,
ergänzte ich. „Außer meinen Vermutungen — die nicht stimmen müssen — haben wir
nichts, was uns weiterhilft. Ist bei Rosembaum irgendwas geklaut worden?
Schmuck zum Beispiel? Er war doch Juwelier...“
    „Er hatte ein Geschäft in der Avenue
Mozart. Seine Angestellten sind meinen Leuten gerade behilflich, das zu
klären.“
    „Im Crépu stand, daß er nicht in zwielichtige Geschäfte verwickelt war.“
    „Richtig.“
    „Vielleicht hat er’s im Verborgenen
getrieben.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Er war Schmuckhändler. Und Juwelier.
Ich möchte sein Andenken nicht beschmutzen, aber vielleicht war er auch Hehler.
Wär nicht der erste, der zu ‘ner Gang Kontakt hat. Lasserre ist kein Chorknabe. Und was ist mit den anderen Fingerabdrücken? Haben die Sie
weitergebracht?“
    Der Kommissar strich sich die
Schnurrbarthaare glatt. Dann rieb er sich die Wange, wohl um zu prüfen, ob er
sich rasieren mußte. Mußte er, und zwar dringend. Nachdem er das Problem hin-
und hergewälzt hatte, sah er mir tief in die Augen
und sagte: „Sehr weit. Bis zu Hitler.“
    „Hitler? Ach, Sie meinen Lasserre ... Zurück zu Lasserre also. Ein Teufelskreis.“
    „Sehr teuflisch, ja. Der zweite Satz
Fingerabdrücke, den wir bei Rosembaum gefunden haben, gehört einem Kerl, der
vor kurzem aus dem Knast ausgebrochen ist. Hat ‘ne hohe Strafe zu verbüßen,
wegen aktiver Kollaboration mit den Deutschen während der Besatzung...“
    Faroux machte eine bedeutungsvolle
Pause.
    „Ein Kerl, der die Juden nicht mag“,
fügte er dann hinzu. „Aha! Dann wird der wohl Rosembaum erstochen haben“,
stellte ich fest.
    „Möglich.“
    Ich seufzte:
    „Wenn noch Politik und Rassismus ins
Spiel gebracht werden, kann’s lange dauern.“
    „Fürchte ich auch“, stimmte Faroux in
mein Klagelied ein. „Aber Sie sehen, wie kompliziert dieser sogenannte einfache
Fall geworden ist, hm?“
    Ich antwortete nicht. Grade war mir
eingefallen, an was mich die Avenue Henri-Martin erinnerte. Zum Teil
jedenfalls. Der Rest lag im Nebel.
    „Sagen Sie, Faroux“, begann ich
nachdenklich. „Neulich morgens auf dem Revier in der Rue Bois-le- Vent , erinnern Sie sich? Da haben Sie sich doch über mich
lustig gemacht, stimmt’s? ,Nestor Burma hat ‘ne Nase
für komplizierte Verwicklungen. Am besten, man weiß über alles Bescheid, was
sich so in den letzten Jahren abgespielt hat, sagen wir seit der Revolution.
Die von 1789 meine ich.“ Ein kleiner Scherz, ich weiß. Aber wie alle Ihre
Scherze enthielt er ein Körnchen Wahrheit. Hätten Sie sich nämlich tatsächlich
für die Französische Revolution und

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