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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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vorsätzlichen Mord handelte. Wahrscheinlich war die
Unterhaltung in einen heftigen Streit ausgeartet. Eins konnte man sich
allerdings nicht erklären: einen Revolver, Eigentum des Opfers, neben der
Leiche, schußbereit , aber nicht benutzt. Bestimmt
konnte man sich so einiges andere auch nicht erklären. Der Diener wußte nicht,
ob Wertgegenstände, Schmuck, Geld oder sonst irgendetwas fehlte. Es war nicht
bekannt, ob Rosembaum zweifelhaften Umgang hatte. Am Ende des Artikels der übliche
Satz: Die Ermittlungen werden fortgesetzt.
     
    * * *
     
    Hélène rief an. Meine
Idee mit dem Studium der Kriminalgeschichte des 16. Arrondissements sei nicht grade die beste gewesen, meinte das hübsche Kind. Zu meiner
Verteidigung brachte ich hervor, sie stamme von Florimond Faroux.
    „Also kein Resultat?“ fragte ich.
    „Keins“, antwortete Hélène. „Weder in
der Rue Jasmin — Ihre nackte Frau war wirklich Schlafwandlerin, glücklich in
ihrer Ehe usw. — noch in der Rue Nicolo — ein ganz gewöhnlicher Einbruch.“
    „Hab die Schnauze voll von diesen ganz
gewöhnlichen Fällen“, knurrte ich. „Erfahrungsgemäß sind das die
kompliziertesten.“
    „Die hier nicht!“ widersprach Hélène.
„Wenn Sie uns nicht glauben...“
    „Doch, doch! Ich glaube Ihnen. Sonst
noch was?“
    „Ja. Gestern ist noch ‘ne blutige
Nachricht dazugekommen. Haben sie den Crépu gelesen?“
    „Ja. Rosembaum, Avenue Kléber . Brauchen Sie sich nicht drum zu kümmern. Der Mord
an dem Juwelier hat was mit dem Durcheinander um Bénech zu tun. Fällt also in
meinen Bereich.“
    „Ach ja?“
    „Ja. Aber dadurch wird alles nur noch
komplizierter. War’s das?“
    „Nein. Bleibt noch der Überfall auf
den Concierge in der Avenue Henri-Martin 101. Zavatter untersucht den Fall, aber...“
    „Verstehe!“ seufzte ich. „Das gleiche wie
in der Avenue Foch, Rue Nicolo und Rue Jasmin. Wann werd ich endlich gescheit! Bin genauso schlau wie Bénech... Macht nichts, Zavatter soll den Fall ruhig untersuchen. Schließlich
bezahl ich ihn ja, oder?“
    „Ich sage Ihnen doch, er ist dabei...“
    „Gut. Und Sie kommen bitte
schnellstens hierher. Ich fühl mich einsam.“
    „Frag mich, ob ich Ihnen gehorchen
soll“, spottete meine Sekretärin. „Sie sagen das in einem Ton! Was werden Sie
mir antun?“
    „Nichts. Fühl mich außerstande, irgend jemand irgend
etwas anzutun. Sie können ruhig kommen. Die Enttäuschung wird groß
sein.“
    Nach weniger als einer halben Stunde stand Hélène vor mir, zum Anbeißen in ihrem neuen
Frühlingskostüm. Ich musterte sie eingehend.
    „Ich mag nicht, wenn man mich mit
Blicken auszieht“, maulte sie.
    „Möchte wissen, wie man Sie noch
ausziehen soll“, bemerkte ich. „Sehen Sie sich mal im Spiegel Ihr Dekolleté an!
Das soll kein Vorwurf sein...“
    „Kann ich mir denken! ... Also,
Monsieur, was soll ich tun?“
    „Bei mir bleiben. Ich brauche eine
Frau in meiner Nähe.“
    „Verstehe. Sie schwimmen mal wieder,
stimmt’s? Und dann kriechen Sie unter Mutters Rock.“
    „Nein, Mama! Ich schwimme nicht. Ich
geh unter. Hab selten so’n Durcheinander gesehen. Und nicht die Spur von einer Spur. Ganz zu schweigen von
einem roten Faden. Überall unzusammenhängende Zwischenfälle, Fragmente einer
Geschichte von Bekloppten. Scheiße! Gehn wir erst mal
essen. Danach werd ich versuchen, den ganzen Mist auf
den Punkt zu bringen.“
    Nach dem Essen machten wir zur
Verdauung eine kleine Spazierfahrt in den Bois de Boulogne .
In den Bäumen sangen die Vögel, die Spaziergänger freuten sich. Alles freute
sich. Nur ich mich nicht.
    „So ein Schlamassel!“ schimpfte ich. „ Werd mal die Fakten zusammenzählen, die ich kenne. Dadurch
finde ich zwar auch nicht den Schmuck von Madame Ailot, aber zum
Zeitvertreib... Im Moment bleibt mir nur, abzuwarten und auf ein Wunder zu
hoffen. Falls Ihnen ‘ne blöde oder schlaue Frage einfällt, nur zu! Frisch
gefragt...“
    „Ja, M’sieur .“
    „Zu zweit fällt uns vielleicht mehr
auf. Also: Yves Bénech klaut den Schmuck seiner Chefin. Er nimmt an, daß sie
keinen Wirbel machen wird. Seine Absicht ist es nicht — wie ich zu Anfang
gedacht habe — , die Klunker gegen ein Lösegeld
rauszurücken. Er will sie ganz normal verhimmeln. Obwohl man bisher noch nichts
rausgekriegt hat und er nicht in der Kartei der Kripo steht, muß er mit einer
Gang Verbindung haben. Zu dieser Gang gehört Lozère ,
Spezialist für nächtliche Besuche, bei denen er seine Gastgeber außer

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