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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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ihrer Juwelen nicht echt waren?“
    „Das war die zweite blöde Frage. Wenn
sie’s gewußt hätte, hätte sie mich nicht engagiert.“
    „Stimmt... obwohl... Echt oder nicht,
sie war auf jeden Fall daran interessiert, den Diebstahl geheimzuhalten .
Vor allem vor ihrem Mann, der ihrer Meinung nach von der Affäre mit dem
Chauffeur nichts wußte. Sie wollte also den Schmuck so schnell wie möglich wiederkriegen,
und deshalb hat sie Nestor Burma angerufen...“
    Ich lachte.
    „Jawohl, den Mann, der das Geheimnis
k.o.-schlägt! Aber wenn der dynamische Detektiv so weitermacht, wird er bald
zum König der Blödmänner ernannt werden... oder zum Schwimmlehrer... Werd mir größere Visitenkarten drucken lassen, mit allen
Titeln... Nein, so blöd war Ihre Frage gar nicht. Madame Ailot ahnt bestimmt
nicht, daß ihr teurer Schmuck ganz oder teilweise unecht ist. Sie war sehr
überrascht, als ich ihr die Brosche aus der Rue Berton gezeigt habe. Wie dem
auch sei, sie wollte die Klunker wiederhaben, bevor ihr Mann von seiner
Geschäftsreise zurück war. Der Mord an Célestin hat dann alles beschleunigt.“
    „Tja“, sagte Hélène, „das paßte ihr überhaupt nicht in den Kram.“
    „Dem Bretonen auch nicht.“
    Ich zog an meiner Pfeife und dachte
über den toten Chauffeur nach.
    „Und wenn der Schlauberger zwei
Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte?“ mutmaßte ich. „Erste Fliege: die Prämie
für Unehrlichkeit in die Höhe treiben. Zweite Fliege: sich rächen, wie der
kleine Willi. Zitat Monsieur René, die dicke Fledermaus. „„Fledermaus?“ fragte
Hélène.
    Ich erklärte ihr, wer das war und
welche Befriedigung er aus seinen Geschäften zog.
    „Bénech mußte wohl von der Affäre Fitzauray gewußt haben. Und er wußte wohl auch von den
wenig liebevollen Gefühlen von Monsieur Ailot seiner Gattin gegenüber. Als er
merkte, daß einige Steinchen nicht echt waren, kapierte er und sah eine Chance,
mehr aus der Sache rauszuholen. Wenn er mit seinem ehemaligen Arbeitgeber ein
offenes Wort reden würde... Ich kannte ihn ja nur flüchtig; aber er war genau
der Typ, der sich so was ausdenkt.“
    „Aber in der Mordnacht war Monsieur
Ailot gar nicht in Paris“, warf Hélène ein.
    „Nein. Doch irgendwann würde er
zurückkommen.“
    „Sicher. Das meinte ich nicht.“
    „Was meinten Sie denn?“
    „Ich dachte, Sie wollten einen
Zusammenhang herstellen zwischen der Rache- oder Erpresseridee und seinem
Besuch in der Rue du Ranelagh , der Entführung des
Mädchens und allem, was danach passiert ist.“
    „Nein. Kein Zusammenhang. Der Kerl
hatte nur zuviel Temperament. Stöhnen Sie nicht so
auf! Sonst muß ich noch annehmen.
    „Ich bin auch gerade dabei, was
anzunehmen“, unterbrach mich meine Sekretärin. „Ich glaub, das wird wieder ‘ne
blöde Frage.“
    „Nur zu!“
    „Bénech schmeißt Sie die Treppe
runter, geht in die Rue du Ranelagh und nimmt dieses Mädchen mit.“
    „Sie heißt Suzanne.“
    „Oder Marie-Chantal. Ja, M’sieur . Er bringt diese Suzanne also in die Rue Berton.
Was da passiert ist, wissen wir nicht genau. Suzanne, halbnackt...“
    „Sie hatte was an. Vielleicht noch
etwas großzügiger dekolletiert als sie im Moment, obwohl das kaum möglich
ist... Aber sie hatte was an, zuerst. Ich hab sie entkleidet, ohne es zu
wollen.“
    „Wer’s glaubt, wird selig. Na gut...
Suzanne erschießt den Chauffeur. Warum?“
    „Das wird Faroux sie fragen, sobald er
sie fragen darf. Im Moment weiß sie das selbst nicht so genau.“
    „Natürlich“, sagte Hélène ironisch.
„Jedenfalls erschießt sie den Chauffeur, versucht mit Ihnen das gleiche.
Hinterher finden Sie die unechte Brosche unter der Kommode. Richtig?“
    „Richtig.“
    „Und jetzt zu den blöden Fragen. Darf
ich was Schlechtes über diese Suzanne sagen?“
    „Warum denn nicht? Tun sie sich nur
keinen Zwang an!“ Hélène nahm fast zärtlich meine Hand.
    „Ist sie hübsch? Hübscher als ich?“
    „Das soll Ihnen doch scheißegal sein,
mein Schatz! Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen: eine hübsche kleine Hexe wie
Sie.“
    „Schade, daß die Kleine auf Sie
geschossen hat. Denn sonst wären Sie von ihrer Unschuld überzeugt, und dann...“
    „Nun stellen Sie schon Ihre blöden
Fragen!“
    „Fragen sind das eigentlich nicht.
Mehr ein Vorschlag. Bénech und Suzanne waren noch nicht zur... äh... Sache
gekommen. Auch wenn Suzanne bereits verführerisch angezogen war, Bénech trug
noch seinen Regenmantel. Vielleicht redeten sie

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