Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
der Vorstellung verbunden, das Qi durch das Jadekissen auszuatmen.
So atmet man 108-mal.
Abschluss
• Die linke Hand verlässt das Untere Dantian und wird zum Scheitelpunkt geführt. Die Hand kreist gegen den Uhrzeigersinn (d.h. nach rechts, vorn, links, hinten usw.) über dem Scheitelpunkt und sammelt Qi ein. Dann wird die linke Hand mit der Handfläche nach unten vor dem Gesicht abwärtsgeführt mit der Vorstellung, das Qi im mittleren Kanal abwärtszuführen. Vor dem Mittleren Dantian schließt sich die rechte Hand an. Beide Hände begleiten nun das Qi in das Untere Dantian. Hier werden die Hände so ineinandergelegt, dass die linke Hand über der rechten liegt, der linke Daumen den Laogong-Punkt der rechten Hand bedeckt und der rechte Daumen auf dem Nagel des rechten Ringfingers liegt. Diese Haltung wird während der drei Minuten des Einsammelns beibehalten.
Für diese Übung werden vor allem folgende Zeiten empfohlen: An jedem vierten bis achten und einundzwanzigsten bis zweiundzwanzigsten Tag des Monats, am besten zwischen dreiundzwanzig Uhr und ein Uhr.
In der zweiten Version dieser Übung kann man die Hände ruhen lassen und nur geistig üben. Nach guter Einübung kann man sie auch bei jeder geeigneten Gelegenheit in einer nichtformalen Weise praktizieren.
Das »Nähren des Gehirns« stärkt die Gedächtnisleistung und kräftigt das Gehirn für längere geistige Beanspruchung. Außerdem wird bei regelmäßigem Üben das Schlafbedürfnis verringert.
Zusammengesetzte Übungen
Diese Übungen beinhalten grundlegende leichte Bewegungen oder bestimmte Körperhaltungen in Verbindung mit dem imaginativen Lenken des Qi. Es ist dabei sehr wichtig, die Bewegung nicht als den primären Faktor zu sehen. Das Hauptgewicht der Aufmerksamkeit sollte auf dem Lenken des Qi liegen; dann folgen die Bewegungen in einer natürlichen und mühelosen Weise.
Seidenraupenübung
Diese Übung heißt auch »Qi pflücken«; sie kommt aus der chinesisch-buddhistischen Tradition Chinas und stärkt, wie alle buddhistischen Übungen, den zentralen Mittelkanal. Diese Übung wird im Stehen mit geschlossenen Augen ausgeführt und ist mit den Bewegungen des »Wellens« (sieheS. 161) verbunden.
Die Füße stehen schulterbreit auseinander, die Zehen zeigen nach vorn. Die Augen sind geschlossen. Nach den drei vorbereitenden Übungen (sieheS. 144ff.) wird das Qi in sechs Stationen von unten nach oben »gepflückt«.
Dazu breitet man beim Einatmen die Arme aus wie beim »Umarmen des Qi« (sieheS. 193) und holt es in der Vorstellung aus den Fernen des Universums zu sich heran (»pflücken«). Dabei rundet sich der Rücken, wie wenn man die Arme ausbreitet, um jemanden zu umarmen. Wenn die Hände das Qi zum Körper herangeholt haben, machen sie eine Bewegung, als öffneten sie einen Vorhang vor dem Körper; dabei öffnet man in der Vorstellung den entsprechenden Körperabschnitt (»aufreißen«) und lässt das frische, kühle Qi beim Einatmen ins Körperinnere und bis zur Wirbelsäule in den Du Mai fließen (»eingießen«). Dabei richtet sich der Rücken von selbst wieder auf. Dann werden die Arme zum erneuten »Pflücken« geöffnet.
Die sechs Stationen des »Eingießens«
Steißbein (Unterbauch)
Lendenwirbelsäule (Oberbauch)
Brustwirbelsäule (Brustmitte)
Halswirbelsäule (Kehle)
unterer Hinterkopf (Mund/Nase)
oberer Hinterkopf (Stirn)
Das »Pflücken« (Rücken runden) und »Eingießen« (Rücken aufrichten), erneute Pflücken und so weiter ergibt eine sechsmalige Wellenbewegung der Wirbelsäule, bei der alle Muskulaturen sanft beteiligt sind. Doch sollte man sich am Anfang immer wieder nachdrücklich an den Grundsatz erinnern: Die Bewegung ist sekundär, die Vorstellung vom Heranholen und Eingießen ist primär.
Diesen Durchgang durch die sechs Stationen kann man sechsmal wiederholen und dabei die »Eingießpunkte« jeweils ein wenig verschieben, so dass die Wirbel einzeln angesprochen werden.
Nach dem letzten Eingießen werden die Arme mit einer einholenden Bewegung und nach oben gerichteten Handflächen seitlich hoch – »himmelwärts« – über den Kopf geführt. Ein kurzes Anheben der Fersen und das kräftige Ausstrecken der Arme unterstützen die Vorstellung, sich dem Himmel zuzuwenden und »himmlisches Qi« zu empfangen. Während sich die Fersen wieder senken, wird das Qi eingeholt.
Die Hände fassen das Qi zusammen (bis die Handkanten einander berühren), als wollten sie verhindern, dass es wieder zum Himmel
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