Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
neunmal nach außen. Dann den linken Fuß zum rechten heranziehen und mit parallelstehenden Beinen neunmal gegen den und neunmal im Uhrzeigersinn kreisen. Auch die Fußknöchel kreisen mit.
Den Oberkörper langsam aus dem Becken heraus aufrichten und die Übung etwa drei Minuten lang mit der Sammlung der Aufmerksamkeit im Unteren Dantian ausklingen lassen.
Diese Übung ist besonders geeignet zur Unterstützung der Verdauung, verhindert beziehungsweise heilt Hämorrhoiden und fördert die Gewichtsabnahme. Gleichzeitig baut sie die Fähigkeit auf, gezielt Qi abzugeben.
Man kann das Aussenden des Qi mit der Vorstellung verbinden, es einem Menschen zu schicken, der es braucht. Die mitfühlende Intention ist ein starkes Vehikel für das Qi und überwindet auch weite Entfernungen.
Nichtformale Übungen
Nach einiger Vertrautheit mit den formalen Übungen lässt sich eine offene Qi-Gong-Praxis in den Alltag ausdehnen. Die Voraussetzung dafür ist allerdings eine grundlegende Verbindung mit dem Qi-Fluss im Körper. Diese Verbindung kann sich zunächst so äußern, dass die bildhafte Vorstellung des fließenden Qi keinerlei Mühe macht. In anderen Fällen steht eine körperliche Empfindung im Vordergrund; das ist eine sinnliche Erfahrung, und in einer sinnlichen Weise ist auch der Begriff »Vorstellung« zu verstehen. Die Vorstellung sollte natürlich von Anfang an kein zweidimensionales Bild sein. Der Fluss des Qi ist etwas ganz Lebendiges, und erst, wenn diese lebendige Eigenschaft empfunden wird, entsteht eine tatsächliche Beziehung zum Qi.
Das nichtformale Üben lässt sich in alle möglichen Situationen des Alltags einflechten – man kann beim Ausruhen, beim Spazierengehen, in der U-Bahn, beim Sitzen am Schreibtisch, sogar beim Fernsehen üben.
Qi-Gong-Übung beim Fernsehen
Häufiges Fernsehen ist nach Meister Li ein ausgesprochener Qi-Raubbau. Um den Qi-Verlust zu verringern, empfiehlt er folgende Maßnahmen:
• Vor Beginn der Sendung richtet sich die Aufmerksamkeit auf das Untere Dantian, bis es spürbar wird. Dann wird diese Vorstellung losgelassen.
• Während des Fernsehens sollte eine gewisse geistige Distanz aufrechterhalten werden, so dass der Geist von den Inhalten der Sendung nicht völlig überflutet wird.
• Nach dem Ende der Sendung richtet sich die Aufmerksamkeit wieder auf das Untere Dantian und nimmt noch einmal ein paar Atemzüge lang die Beziehung auf. Erst dann sollte man aufstehen.
Die Pflege des Qi, die dieser kleinen Übung zugrunde liegt, kann man bei vielen Gelegenheiten üben, bei denen man Zeit hat, wie bei längeren Flügen, Zugfahrten oder beim Warten in einem Vorzimmer. Ist die Zeit, die zur Verfügung steht, überschaubar, kann man sich auch auf eine größere Übung einlassen (z.B. »Entspannen auf vier Bahnen«, sieheS. 147).
Vor allem, wenn man nicht zu Hause übt, kann es geschehen, dass man beim Üben unterbrochen wird (etwa vom Fahrkartenkontrolleur in der Bahn oder von der Stewardess im Flugzeug). Nach solch einer Unterbrechung sollte man, wenn es sich um eine größere Übung handelt, den Faden der Übung wieder aufnehmen und sie zu einem geordneten Abschluss bringen.
Ableiten am Schreibtisch
Beim Arbeiten am Schreibtisch kommt es leicht zu einer Qi-Stauung im Kopf. Darum ist es gut, sich gelegentlich zurückzulehnen und das gestaute Qi abzuleiten. Die Füße sollten guten Kontakt zum Boden haben, und die Wirbelsäule sollte gerade aufgerichtet sein.
• Der Ausatem wird mit der Vorstellung verbunden, dass das Qi aus dem Kopf nach unten fließt bis in die Punkte »Sprudelnde Quelle« an den Fußsohlen. Der Einatem wird nicht besonders berücksichtigt; er sollte sanft und »geräumig« sein, so dass sich der Körper auf natürliche Weise nach hinten und nach vorn ausdehnen kann. Das Schwergewicht liegt auf der Vorstellung des Fließens nach unten, neun Atemzüge lang (oder öfter). Wenn ein Gefühl von Leichtigkeit und Helligkeit im Kopf entsteht, hat die Übung guten Erfolg gehabt.
• Zum Abschluss kann man den Nacken reiben und neunmal die Übung »Der Kranich nimmt Wasser auf« (siehe S. 177) wiederholen.
Das Ableiten ist auch hilfreich bei Lampenfieber, Prüfungsangst, heftigem Ärger und anderen Gelegenheiten, bei denen das Qi dazu neigt, unliebsam hochzuschießen.
Das Gedächtnis stärken
Die chinesische Anweisung zu dieser Übung lautet:
»Die Augen bis auf einen kleinen Spalt schließen und auf die Nasenspitze sehen, mit der Nasenspitze zum Mund
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