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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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Erwachen in der Dunkelheit, die Laken hatten sich wie Fesseln um mich gewickelt, mein Hals brannte, jedes Haar auf dem Kopf tat mir weh. Ich war dankbar, dass Frau Murbeck einen kleinen Kerzenstummel in einem blauen Glas auf meinem Nachttisch hatte brennen lassen, es war Votivlicht und Orientierung zugleich, es sei denn, ich erwachte und dachte, ich wäre tot und müsste nun in einer einsamen Hölle schmoren, die eingerichtet war wie meine Schlafkammer.
    Einige Zeit darauf hörte ich, dass die Tür aufging, und sah Frau Murbeck schattenhaft durch den Spalt schlüpfen, während sie wegen des Preises der Arznei und der hinterhältigen Gefälligkeit des Löwenapothekers leise vor sich hin schimpfte. Sie brachte ein Tablett mit einem Glas und einer langhalsigen braunen Flasche, setzte sich an mein Bett und goss mir ein Quäntchen des dunklen Sirups ein. Ich konnte das Glas nicht still halten, also hielt sie es für mich.
    »Trinken Sie das und schlafen Sie, Herr Larsson. Sie können nicht wissen, was der liebe Gott morgen für Sie plant, aber im Moment ist es Sein Wille, dass Sie ruhen und beten. Sollte Er Sie zu ewiger Ruhe rufen, werden wir das in ein, zwei Tagen wissen.« Sie hob meinen Oberkörper mit einem Arm an, damit die wertvolle Medizin nicht verschüttet und vergeudet wurde. Der Geruch gebratenen Schinkens, den sie zum Abendessen gehabt hatte, hing in ihrem Kleid und mischte sich angenehm mit dem Duft der Tinktur, Weinbrand und Anis. Ihre zärtliche Fürsorge tröstete mich über meine körperlichen Schmerzen hinweg und machte mich weinerlich.
    »Ich habe all die Jahre gedacht, Sie könnten mich nicht leiden, Frau Murbeck. Aber Sie haben mir etwas vorgemacht. Sie sind ein wohlmeinender Betrüger. Kennen Sie meinen Gefährten, die Uzanne?«
    »Na, na, Sie reden Unsinn. Nehmen Sie Ihre Medizin. So, guter Junge!«
    Es war ein widerlich süßes Gebräu und schmerzhaft zu schlucken, aber ich bemühte mich. Frau Murbeck legte mir ein nasses Tuch auf die Stirn und ging, wobei sie erneut vor sich hin murmelte. »Armer Kerl, ganz allein, so ganz allein!«, sagte sie wieder und wieder, bis ich nur noch das Rauschen des Fiebers in meinen Ohren und dann gar nichts mehr hörte.

Kapitel 36

Dominanz
    Quellen: M. F. L., J. Blom, M. Nordén, L. Nordén, Mutter Plomgren, Luisa G., verschiedene Herren und Offiziere, Bedienstete auf Gullenborg, junge Damen der Stadt
    »Ich verstehe nicht …«, sagte die Uzanne – es entstand eine lange Pause, während der Meister Fredrik auf seine polierten schwarzen Schuhe starrte, die selbst in diesem Moment der Schmach fröhlich glänzten, »…
Herr
Lind«, schloss sie. Die niedrige Höflichkeitsform fiel wie der Richterhammer beim Prozess gegen einen verurteilten Mann.
    Meister Fredrik entschied sich für die halbe Wahrheit. »Ich versichere Ihnen, Madame, dass ich erst vor drei Tagen mit Herrn Larsson gesprochen habe. Er war hingerissen von der Chance, Ihnen zu Diensten zu sein, Madame, hingerissen. Er sagte, dies sei die höchste Ehre in seinem bescheidenen …«
    »Ich habe mit Herrn Larssons Teilnahme an Fräulein Plomgrens heutiger Vorführung gerechnet«, unterbrach sie ihn.
    Meister Fredrik bot eine weitere halbe Wahrheit an: »Vielleicht ist er erkrankt.«
    »Ich habe klar und deutlich gesagt, dass Sie für sein Kommen verantwortlich sind. Sie haben meine Pläne ruiniert.« Sie zog den Fächer durch ihre rechte Hand und ging um Meister Fredrik herum, als wäre er ein Kothaufen, dann blieb sie stehen. »Zudem habe ich Kenntnis von gewissen persönlichen Vorlieben Ihrerseits erhalten. Ich fürchte, diese widerwärtigen Enthüllungen werden mich davon abhalten, Sie Herzog Karl für eine Erhebung in den Adelsstand zu empfehlen.«
    »Was für Vorlieben? Wer hat Ihnen so niederträchtige Falschinformationen gegeben?«
    »Unser Fräulein Blom.«
    »Fräulein Blom kennt mich nicht, Madame«, sagte er mit bebender Stimme.
    »Aber Sie haben behauptet, sie zu kennen,
Sie
haben sie mir vorgestellt. Ich habe auf Ihr Wissen vertraut, Herr Lind.« Dann schritt sie, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, zum Empfang ihrer Gäste.
    Meister Fredrik suchte den Raum nach Johanna ab. Beim Gedanken an ihren schlanken weißen Hals rang er die Hände, aber in dem Gedränge sinnlicher Frauen konnte er sie nicht entdecken. Von zarten Blüten im Dezember waren die jungen Damen zu verlockenden Früchten herangereift. Die Fächer waren nun Verlängerungen ihrer Hände und Arme, die mit dem

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