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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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wünschen, sie beugte sich aufs Verführerischste zu ihm vor, doch Pechlin stand plötzlich auf und rief laut nach der Kutsche des Herzogs. Auch die übrigen Gäste verabschiedeten sich allmählich, die Hausdiener verbeugten sich und sammelten hinter ihnen die leeren Gläser ein. Ich verschwand mit der Menge und zog mich in den dunklen Hof zurück. Endlich wurde der Himmel abenddunkel, die blaue Stunde lag vor uns, wenn die Sonne stundenlang am Horizont schwebt und nur die hellsten Sterne sich zeigen. Man ist in einer seltenen azurblauen Welt zwischen Tag und Nacht gefangen, so wie ich mich zwischen Carlottas anfänglichen Ermutigungen und ihrem Entschwinden gefangen fühlte. Ich wartete, bis alle weg waren, dann ging ich die Dienstbotentreppe hinauf und setzte mich ins obere Zimmer, damit mir Madame Sparv die Karten legen konnte.

Kapitel 6

Kassiopeia
    Quellen: E. L., Madame S.
    Madame Sparv sah bleich und müde aus, ihre Tränensäcke hingen ein wenig schlaffer hinunter als üblich. Sie stellte ein Tablett mit zwei Gläsern und einer Flasche auf den Tisch, dann setzte sie sich mir gegenüber, so steif wie ihr Holzstuhl mit der geraden Lehne. »Eine ereignisreiche Mittsommernacht, Herr Larsson.«
    Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar und über die Bartstoppeln, die an meinem Kinn sprossen. »Ja, und kein Ereignis lief so, wie ich es geplant hatte. Haben Sie gesehen, dass meine Carlotta mit diesem … diesem Trampel abgezogen ist? Man hat mir meine Zukunft gestohlen!«
    Vom Tablett nahm Madame Sparv einen langen, schlanken Gegenstand, der in einem blauen Seidenfutteral steckte, ihre Hände zitterten leicht, als sie die Hülle abzog und Kassiopeia enthüllte.
    »Und dann das da!«, schimpfte ich weiter. »So ein fahrlässiger Schwindel angesichts solch niedriger Einsätze.«
    »Das ist kein niedriger Einsatz. Die Uzanne hat mir ein wertvolles Exemplar gegeben, vor allem wenn die Geschichte von der düsteren Herkunft des Fächers wahr ist. Ich werde den neuen Fächerhersteller fragen, Christian Nordén. Er wird wissen, wer und was Kassiopeia ist.«
    »Ich weiß, dass sie mindestens ein Monatssalär wert ist«, erwiderte Madame Sparv.
    Ich goss mir ein Glas Armagnac ein, Geschirrgeklapper und die Stimmen der Bediensteten drangen durchs Treppenhaus herauf. »Übrigens, ich erwarte eine Beteiligung.«
    »Ich habe nicht vor, Kassiopeia zu verkaufen, aber ich werde mich natürlich erkenntlich zeigen.« Sie hielt mir Kassiopeias Blatt hin. »Fällt Ihnen etwas auf?« Sie drehte den Fächer und betrachtete die gemalte Landschaft, »Der Sonnenuntergang, der von Indigoblau zu Orangerot verläuft, die Wolken, die sich am Himmel türmen, das prächtige Haus, die schwarze Reisekutsche … Das war meine Vision für Gustav.«
    »Ja!« Ich beugte mich vor und studierte das betörende Bild. Ich stellte mir vor, ich würde selbst die Kutsche besteigen und an einen Ort unvorstellbarer Freuden gefahren werden. »Ich hatte gleich so ein komisches Gefühl, als ich den Fächer auf dem Tisch liegen sah.«
    Aus Madame Sparvs Gesicht sprachen Schrecken und Erstaunen zugleich. »Gustav war der festen Überzeugung, die Vision würde sich auf Frankreich beziehen, dabei steht sein eigenes Haus auf dem Spiel. Das wurde heute Abend deutlich.« Sie strich mit dem Finger über das Fächerblatt. »Ich muss ein Oktavo legen.«
    »Aber ich habe den König sagen hören, er habe keine Zeit.«
    »Nein, Herr Larsson, ich will es für mich selbst legen.« Sie faltete Kassiopeia zusammen und schob sie in ihren Seidenkokon zurück. »Gustav hat zwar etwas mit dieser Vision zu tun, aber ich habe mich geirrt, als ich dachte, sie sei für ihn. Die Vision bezieht sich auf mich. Ich habe die Aufgabe, sein Haus zu schützen.« Sie steckte Kassiopeia in ihre Tasche und tätschelte sie ein paarmal, als könne diese womöglich verschwinden.
    »Mit Verlaub, aber ich frage mich, was Sie dem König zum Schutz anbieten wollen.«
    »Mein Oktavo. Die Erkenntnis, die mein Oktavo mir schenkt, kann den Verrat ersticken, bevor er eintritt.«
    »König Gustav hat zwanzig Jahre lang allen Intrigen getrotzt, Madame Sparv. Und die Patrioten, die wir heute Abend gesehen haben? An einem Tag hasst Herzog Karl seinen Bruder, am nächsten vergießt er wieder Tränen der Liebe und Hingabe für ihn. Pechlin steht mit einem Bein im Grab, und die Uzanne ist … eine Fächersammlerin.«
    »Und eine höchst anspruchsvolle dazu. Kassiopeia ist ein Objekt der Macht. Ich habe vor, sie

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