Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Stonehenge-Monstrum

Das Stonehenge-Monstrum

Titel: Das Stonehenge-Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Blickwinkel. Zum erstenmal sah ich das Stonehenge-Monstrum. Von oben schaute ich auf diesen urzeitlichen Dämon herab, der eigentlich keiner war, sondern nur ein mannshohes Stück Stein, aber auch das nicht, denn bei genauerem Hinsehen erkannte ich im Licht des wabernden Fackelscheins durchaus ein Gesicht.
    Ich hielt den Atem an.
    Hatte nicht Whisper von einem Maul gesprochen? Es stimmte durchaus, denn das Steingesicht war mit einem mächtigen Maul versehen. In der unteren Hälfte stand es offen wie ein Scheunentor, in dessen Innern die Finsternis waberte. Die Tiefe war somit nicht zu bestimmen. Ein Schlund…
    Unheimlich und gespenstisch wie der Eingang zu einer anderen, einer traumatischen Welt.
    Darüber zeichnete sich die Nase ab. Sie sah aus wie ein breiter Keil, der zur Stirn hin hochlief und sich dort verjüngte. Rechts und links vom Ende waren die Augen angedeutet oder in dieses Feld hineingeschlagen. Ovale, vorstehende Glotzer, die aussahen, als wollten sie jeden Moment aus den Höhlen hervorspringen. Sie waren leer. Trotzdem wurde ich den Eindruck nicht los, als läge darin ein kontrollierter Schrecken, der nur darauf wartete, von seinen geistigen Fesseln befreit zu werden. Der Erschaffer dieses Gesichts hatte auch an alles gedacht und nicht die Haare vergessen. Sie wellten sich als dunkle Masse in die Höhe und bildeten die Form einer Kappe, die dem Steingesicht kurzerhand übergestülpt worden war.
    Das Gesicht mochte schlimm und schaurig genug sein. Noch schauriger aber wirkte es durch den flackernden Lichtschein, den die Fackeln von verschiedenen Seiten dagegen schleuderten und es aussehen ließen, als sollte es im Feuer geröstet werden.
    Es geschah nichts.
    Man wartete ab.
    Auch das Gesicht des Götzen rührte sich nicht. Es blieb eine unheimliche Plastik, die eine schaurige Kälte ausströmte, der auch ich mich nicht entziehen konnte.
    Whisper lag neben mir und hatte den Kopf gedreht. Auf seinem Gesicht war die Angst eingefroren. Die Augen wirkten ebenso starr wie die des Monstrums, nur zeichnete sich in seinen Augen die blanke Furcht vor dem Kommenden ab.
    »Ich kann nicht hinschauen!« hauchte er. »Spürst du es nicht auch, John? Von diesem Gesicht strahlt etwas Urböses ab, über das ich nicht hinwegkomme.«
    »Möglich.«
    Er sah aus, als wollte er lachen. »Willst du denn noch immer dagegen angehen?«
    »Und ob.«
    Ich wollte nicht mehr reden, denn ich hatte nicht allein das Gesicht des Götzen gesehen. Etwas anderes war viel schlimmer, auch wenn es beim ersten Hinschauen harmlos aussah.
    Vor dem Gesicht lag ein dunkles Bündel, eine Gestalt, die die Beine leicht angezogen hatte. Die Gestalt bewegte sich nicht. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder war sie bewußtlos, oder aber man hatte ihr Fesseln angelegt.
    Wie dem auch sei, beides war gleich schlimm, denn ich hatte gesehen, wer dort lag. Mein Freund Suko!
    Was mit ihm geschehen sollte, stand fest, doch dazu würde ich es nicht kommen lassen. Ich wartete noch ab, denn die Träger gingen auf einen geflüsterten Befehl hin in die Knie und stellten das wuchtige Holzgestell ab.
    Erst jetzt konnte ich es mir genauer ansehen und entdeckte auch die vier Pfosten an den verschiedenen Enden, auf dem das Gestell schließlich ohne weitere Hilfe stehenblieb.
    Die Fratze glotzte mich an.
    Die Träger traten zurück.
    Andere klemmten ihre Fackeln fest, doch in einer günstigen Entfernung, damit ihr Lichtschein das Gesicht noch erreichen konnte und wieder ein Schleier darüber wehte. Stille.
    Die anderen Mitläufer hatten einen Halbkreis gebildet, in den jetzt auch die Fackelträger hineintraten und sich integrierten. So warteten sie auf das Kommende.
    Ich sprang nicht nach unten, denn ich wollte abwarten, wie dieser erste Teil endete. Dabei ging ich einfach davon aus, daß dieses Wesen sein Maul noch nicht weiter aufreißen würde, um das Opfer zu verschlingen. Sicherlich würde ein Ritual eingehalten werden, und das wollte ich erst einmal über mich ergehen lassen.
    Noch passierte nichts, bis einer aus der Menge vortrat und seinen rechten Arm anhob. Aus der geschlossenen Faust ragte so etwas wie ein Stock hervor. Er erinnerte mich an einen Zauberer, der es besonders spannend machte.
    Ich blickte auf Whisper.
    Der Informant lag mit funkelnden Augen auf dem Teerdach und schaute in die Tiefe. Immer wenn er Luft holte, hörte es sich an, als würde er Wasser schlürfen. Ruhig war er nicht. An seinen Armen zuckten die Muskeln, und die Lippen waren so fest

Weitere Kostenlose Bücher