Das Stonehenge - Ritual
Ende des Tisches ausgebreitet sind. »Wenn wir fertig sind, möchte ich, dass du etwas vorliest und mir den Kode erklärst.«
Gideon zieht den Stängel einer sattroten Kirsche. »Ich habe ein paar Fragen.«
»Lass hören. Nun ist genau der richtige Zeitpunkt dafür. Ich bin hier, um dir zu helfen, ein geschätztes Mitglied unserer Zunft zu werden.«
»Ich möchte alles über das Heiligtum wissen. Wie und wann es erbaut wurde und wo es genau liegt.«
Der Meister lächelt. »Wo sich das Heiligtum befindet, erfährst du beizeiten, und sobald du fit genug bist, führe ich dich persönlich durch seine wunderbaren Kammern.«
Gideon wirkt verletzt. »Ihr traut mir noch immer nicht?«
Der Henge-Meister seufzt. »Die Initiation bildet den Ausgangspunkt deiner Glaubensreise, aber diese Reise ist damit längst noch nicht vollendet. Dir ist vermutlich klar, dass wir uns einem wichtigen Zeitpunkt in unserem Kalender nähern. Einem Ereignis, dessen Gelingen wir nicht aufs Spiel setzen dürfen. Danach können wir über dieses Thema wieder sprechen.«
»Das Ritual der Erneuerung. Ich nehme an, darauf spielen Sie an.«
»In der Tat. In drei Tagen wird es vollendet sein. Dann werden wir dir gestatten, das Heiligtum wieder zu verlassen.« Lächelnd fügt er hinzu: »Sobald du durch den Ausgang trittst, wirst du wissen, wo das Heiligtum liegt.« Er lacht. »Es wird dir auf den ersten Blick klar sein.«
»Und bis dahin soll ich hierbleiben? Als was? Als Gefangener?«
»Natürlich nicht. Als Schüler. Wir beide werden uns jeden Tag unterhalten. Du wirst mich über Nathaniels Tagebücher aufklären.« Er greift nach einem der neben ihm liegenden Bände. »Und ich werde dich über deine Pflichten als Jünger der Geheiligten aufklären. Wir werden die Zeit sinnvoll nutzen.«
125
Auf dem kurzen Weg zu den Büroräumen des Chief Constable reden die beiden Polizistinnen nicht viel. Man bittet sie, einen Moment draußen zu warten, dann winkt der Assistent des Polizeichefs sie hinein.
Alan Hunt und Greg Dockery sitzen nicht weit von der Tür entfernt an einem Konferenztisch. Dass Tompkins unaufgefordert mitgekommen ist, nimmt offenbar keiner von beiden besonders zur Kenntnis.
»Sie wollten mich sprechen, Sir.« Megan versucht, sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös sie ist.
»In der Tat, Detective Inspector.« Mit einem strahlenden Politikerlächeln nickt er zu einem Stuhl hinüber. »Bitte nehmen Sie Platz.« An Tompkins gewandt fügt er hinzu: »Es gibt nichts, weswegen Sie sich Sorgen machen müssten, Jude.«
»Ich bin froh, das zu hören, Sir. Nachdem uns von Ihrem Büro mitgeteilt wurde, es sei dringend, dachte ich mir, meine Anwesenheit wäre vielleicht ebenfalls erwünscht.« Sie lässt sich neben Megan nieder.
Hunt ignoriert ihren Kommentar und übergibt das Wort an seinen Stellvertreter. Greg Dockery fixiert Megan eindringlich. »Wir wurden gerade darüber informiert, dass das Innenministerium in Kürze seinen jährlichen Bericht veröffentlichen wird.« Mit Grabesstimme fährt er fort: »Unsere Behörde wird darin scharf kritisiert werden, insbesondere wegen unseres Umgangs – beziehungsweise unseres angeblich mangelnden Umgangs – mit lange zurückliegenden, ungeklärten Fällen. In Anbetracht dieser Tatsache müssen wir proaktiv vorgehen und unseren Kritikern bereits im Vorfeld den Wind aus den Segeln nehmen.« Er bringt ein Lächeln zustande. »Für Sie, Baker, sind das gute Neuigkeiten, denn hiermit ernennen wir Sie mit sofortiger Wirkung zur Leiterin unseres neuen Sonderdezernats, Operation Cold Case. Wenn Sie gute Fortschritte machen und Ihre Ernennung unserer Behörde tatsächlich weitere Kritik erspart, dann dürfen Sie mit einer frühzeitigen Beförderung in den Dienstgrad eines Detective Chief Inspector rechnen. Glückwunsch.« Er steht auf und beugt sich über den Schreibtisch, um ihr die Hand zu schütteln.
Megan ist überrascht und verwirrt. »Danke, Sir.« Sie erhebt sich ebenfalls und greift nach der Hand, die er ihr hinstreckt.
»Wann soll sie denn da anfangen?«, fragt Tompkins kalt. »Bei allem Respekt, Sir, aber wir sind im Moment voll ausgelastet. Vom Fall Lock mal ganz abgesehen, hat Detective Inspector Baker jede Menge Arbeit auf dem Schreibtisch, unter anderem einen weiteren Mord. Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig gewählt.«
»Wie gesagt, mit sofortiger Wirkung«, meldet sich Hunt in scharfem Ton zu Wort. »Der Zeitpunkt ist nie günstig, Jude. Es gibt immer einen Grund, um
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