Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer

Vom Netzwerk:

tritt neben Megan. Nachdenklich starrt sie auf den einsamen Fleck. »Wem gehört dieses Stück Land?«
    »Das ist ziemlich interessant, Ma’am. Beim Landratsamt hieß es zunächst, da draußen gehöre alles dem Verteidigungsministerium. Aber das stimmt nicht ganz. Ich habe ein wenig nachgegraben, und wie sich nun herausstellt, gehören denen nur 99 , 9 Prozent. Bei den 0 , 1 Prozent, die ihnen nicht gehören, handelt es sich um genau dieses Gebiet, das Stück Land mit unserem Feld und unserer Scheune drauf, wo wir innerhalb von wenigen Tagen die Überreste von zwei Leichen gefunden haben.«
    »Wenn es nicht dem Ministerium gehört, wessen Land ist es dann?«
    »Es gehört Nathaniel Chase, besser gesagt, es
gehörte
ihm, bis er Selbstmord beging. Jetzt gehört es seinem Sohn Gideon.«

122
    Die Dreierregel. Sie war mit das Erste, was Caitlyn damals von den Fernsehproduzenten eingeschärft bekam, als sie bei
Survivor
anfing.
    Regel Nummer eins: Ein Mensch, der extrem hohen oder niedrigen Temperaturen ausgesetzt ist, überlebt nur mit entsprechender Kleidung. Regel Nummer zwei: Ein Mensch überlebt nicht länger als drei Tage ohne Wasser. Regel Nummer drei: Ein Mensch überlebt nicht länger als drei Wochen ohne Nahrung.
    Caitlyn findet, sie hätten noch eine vierte Regel hinzufügen sollen: Ein Mensch kann nicht überleben, wenn er in einer Steinzelle eingesperrt und von Bekloppten in Sackleinenbademänteln gehirngewaschen wird. Die Enge ist körperlich zermürbend, der Mangel an Frischluft eine Qual. Außerdem friert sie ständig, aber was sie wirklich umbringt, ist die Langeweile. Sie wird allmählich von ihren eigenen Ängsten und Befürchtungen erdrückt.
    Ihre Zähne klappern. Ihr ist klar, dass ihre Körpertemperatur drastisch absinkt, aber es ist nicht genug Platz für eine Form von Bewegung, die ausreichen würde, um Hitze zu erzeugen. Obwohl ihre Wärter ihr Wasser zu trinken geben, trocknet ihr Körper immer mehr aus. Mittlerweile leidet sie fast ununterbrochen unter so heftiger Migräne, dass sie das Gefühl hat, bald das Bewusstsein zu verlieren. Auch die Schmerzen, die ihr der Hunger verursacht, wird sie gar nicht mehr los. Sie hat schon so lange nichts mehr gegessen, dass sie sich kaum noch daran erinnern kann. Oder doch, im Campingbus mit Jake. Das muss das letzte Mal gewesen sein. Es kommt ihr vor, als wäre es schon ein ganzes Leben her.
    Ein weiterer Krampf zieht ihr den Magen zusammen. Caitlyn krümmt sich vor Schmerzen. Sie weiß genau, was mit ihrem Körper passiert: Er zehrt an sich selbst, indem er sich durch seine Fett- und Muskelreserven frisst. All die Jahre guter Ernährung und harten Trainings im Studio gehen nun vor die Hunde. Schon jetzt spürt sie, wie ihre schön definierten Bizepse und Quadrizepse weicher werden und schrumpfen.
    Nach ihrer Teilnahme an
Survivor
war Caitlyn von der Organisation GCAP , die gegen den Hunger auf der Welt kämpft, als Botschafterin unter Vertrag genommen worden. Daher weiß sie über dieses Thema bestens Bescheid. Im Schnitt verhungert jede Sekunde ein Mensch. Viertausend in einer Stunde. Hunderttausend an einem Tag. Sechsunddreißig Millionen im Jahr. Caitlyn möchte nicht zu diesen Menschen gehören, sie will keine weitere Zahl in dieser schrecklichen Statistik sein.
    Ihr wird wieder schwindelig. Vorsichtig lässt sie sich zu Boden gleiten, damit sie nicht umfällt und sich womöglich den Schädel bricht. Ein Gefühl von Übelkeit steigt in ihr hoch, und gleichzeitig wird ihr ganz schummrig. Plötzlich ist sie nicht mehr sicher, ob sie überhaupt noch wach ist oder vielleicht schon halluziniert. Ein paar Männer hieven sie aus ihrer Zelle und führen sie zum Duschen. Vor ihren Augen verschwimmt alles, sie fühlt sich sehr schwach, und das Atmen fällt ihr schwer.
    Aus dem Augenwinkel sieht sie etwas Dunkles, das sich bewegt. Eine Gruppe von Leuten kommt auf sie zu. Wächter mit Kapuzen, die jemanden festhalten.
    Jake
.
    Er lebt.
    Sie kneift die Augen zusammen, um ihn besser sehen zu können. Er ist von etlichen Männern umgeben – gewandeten Männern mit bösen Augen. Sie ähneln den Monstern, die sie selbst bewachen. Wenn sie sich nicht irrt, ist er nackt. Die Männer halten ihn an den Armen fest. Das Kinn hängt ihm fast bis auf die Brust. Caitlyn möchte etwas sagen, aber ihr Mund funktioniert nicht. Am liebsten würde sie zu ihm hinrennen, doch sie kann ja kaum stehen. Ihr aufgeregtes Herz pumpt einen Schwall Blut in ihren Körper, der sie wie