Das Stonehenge - Ritual
Veränderungen hinauszuzögern. Wir werden Ihnen jemand anderen zuweisen, der die Arbeit von Detective Inspector Baker übernehmen kann.«
Sein Stellvertreter nimmt Hunts Worte zum Anlass, sich erneut an Megan zu wenden: »Das ist eine große Chance für Sie, Megan. Sie können davon nur profitieren. Das Dezernat wird in Swindon eingerichtet. Sie müssen noch heute Ihren Schreibtisch räumen. Morgen fangen Sie an.«
Megan schluckt. »Sir, ich habe eine kleine Tochter, die in Hartmoor den Kindergarten besucht. Ich brauche ein bisschen Zeit, um …«
Hunt fällt ihr ins Wort. »Sie haben keine Zeit, Detective Inspector.« Er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. »Genauso wenig wie wir. Sie haben sehr großes Glück, da ist Ihnen wirklich ein phantastischer Job in den Schoß gefallen. Legen Sie los und machen Sie das Beste daraus.«
»Ja, Sir.« Megan verlässt den Raum in würdevollem Schweigen, gefolgt von Jude Tompkins. Vor der Tür nimmt ihre Chefin sie am Arm. »Kommen Sie mit in mein Büro. Wir müssen reden. Sie sind wirklich gut, Baker, aber so gut nun auch wieder nicht. Solche Jobs fallen nicht einfach vom Himmel. Wenn tatsächlich geplant gewesen wäre, eine derartige Stelle zu schaffen, hätte ich davon gewusst.«
Tompkins sagt erst wieder etwas, nachdem sie die Tür ihres eigenen Büros hinter sich zugezogen hat. Sie wirft Megan einen vorwurfsvollen Blick zu. »Sie sollen von hier entfernt werden, und zwar im Eiltempo. Was haben Sie angestellt? Hat es mit Jimmy zu tun? Waren Sie etwa mit diesem rothaarigen Widerling im Bett?«
Megan starrt sie entsetzt an. »Ganz bestimmt nicht.«
»Gut. Für so dumm habe ich Sie auch nicht gehalten. Was ist es dann?«
»Mit meinem Privatleben hat das nichts zu tun. Nicht, dass es Sie etwas anginge, aber ich bin praktisch wieder mit meinem Mann zusammen.«
»Dann erleuchten Sie mich. Was zum Teufel geht hier vor?«
Megan versucht, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ihre Chefin hat recht. Der neue Job ist kein Schritt nach oben, sondern ein Schritt nach draußen. Sie wird nicht befördert, sondern aufs Abstellgleis gestellt.
Tompkins ist zu beunruhigt, um sich zu setzen. Nervös marschiert sie im Raum umher und funkelt Megan dabei wütend an. »Wir hatten noch nie so viel auf einmal am Hals. Einen Selbstmord, zwei Morde – Naylor und Timberland – und die Entführung einer Prominenten. Und ausgerechnet mitten in diesem ganzen Schlamassel wollen die hohen Herren meine beste Kraft aus dem Weg schaffen.« Sie tritt auf Megan zu. »Überlegen Sie, Baker. Zermartern Sie sich das Gehirn. Was haben Sie Ungewöhnliches entdeckt oder erlebt? Heraus damit! Haben Sie mir im Zusammenhang mit den genannten Fällen irgendetwas verschwiegen? Haben Sie irgendwo ein bisschen tiefer gegraben, als Sie sollten? Ich muss alles darüber wissen, und zwar auf der Stelle!«
126
Nachdem Gideon die Nacht auf einem Strohsack in einer steinernen Zelle verbracht hat, tut ihm jeder einzelne Knochen weh. Der Meister mag ihn ja als Schüler bezeichnen, aber er weiß dennoch ganz genau, was er ist: ein Gefangener. Sie halten ihn genauso gefangen wie die bleiche junge Frau, die er gesehen hat, als sie ihn aus dem Großen Gewölbe führten, und die er in seinem Wahnzustand nach der Initiation versehentlich für seine Mutter gehalten hatte. Mittlerweile ist ihm klar, dass es sich um das Mädchen aus den Nachrichten handelt: Caitlyn Lock, die Tochter des amerikanischen Sicherheitsberaters des Präsidenten. Sie ist die Frau, die er gesehen hat. Soweit er sich erinnert, war sie zum Zeitpunkt ihres Verschwindens mit ihrem Geliebten unterwegs, einem Engländer. Gideon vermutet, dass der Mann ebenfalls irgendwo festgehalten wird, wahrscheinlich in einer Zelle wie der seinen.
Plötzlich fällt ihm wieder ein, was in den Büchern seines Vaters stand. Einmauerung. Die alten Bretonen übernahmen die Praktik von den Griechen und Römern. Sie mauerten Mitbürger, die vom richtigen Weg abgekommen waren, in winzige Kammern ein und ließen sie dort verhungern. Die Jünger des Kults wandten eine ähnliche Methode an, um den Körper ihres jeweiligen Opfers von Verunreinigungen zu befreien und seinen Geist jeglicher Form von visuellen und klanglichen Reizen zu berauben.
Gideon bedauert die junge Frau. Bestimmt ist sie schon am Durchdrehen: an eine dunkle, staubige Steinwand gepresst, ohne jede Möglichkeit, sich zu bewegen oder sonst irgendetwas zu tun. Die Hölle auf Erden. Er steht auf und schreitet
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