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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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Egal, was passiert, selbst wenn du sie auf dich zukommen siehst, rühr dich nicht von der Stelle.«

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    Caitlyn sitzt zitternd auf dem kalten Boden, halb im Licht einer flackernden Wandfackel, halb in den langen Schatten des hohen Durchgangs, der zur Krypta der Alten führt.
    Gideon ist verschwunden. Sie ist allein. Ihre Gedanken driften ab in die Vergangenheit. Vor ihrem geistigen Auge ist sie wieder ein Kind, das mit ihren Eltern Verstecken spielt. Doch sie versteckt sich so gut, dass die beiden sie nicht finden können. Caitlyn wartet und wartet, bis sie schließlich Angst bekommt, dass sie niemals auftauchen werden.
    Hat Gideon sie endgültig alleingelassen? Hat er sie dort sitzen lassen, um von sich selbst abzulenken?
    Sie hört ein Geräusch. Schritte. Sie kommen auf sie zu. Caitlyn weiß genau, was Gideon gesagt hat:
Rühr dich nicht von der Stelle. Egal, was passiert, … rühr dich nicht von der Stelle.
    Caitlyn behält die Nerven. Ihre Verfolger sind schon ganz nah. Sehr nah. Nach der Lautstärke der Schritte zu urteilen, werden sie sie jeden Moment entdecken.
    Caitlyn kann sie bereits sehen. Zwei Männer. Einer alt, einer jünger. Caityln schreit. Einer von beiden will nach ihr greifen, doch plötzlich hallt ein Knall den Gang entlang – so laut, dass sie erschrocken zusammenzuckt. In ihrem Ohr explodiert ein schmerzhaftes Klingeln. Der Mann vor ihr fasst sich an die Brust. Seine Augen und sein Mund sind weit aufgerissen. Er kippt zur Seite und fällt auf die Knie.
    Gideon tritt aus den Schatten. Er richtet mit bebender Hand die Waffe auf den älteren Mann im roten Gewand. »Vater …« Er spuckt das Wort regelrecht aus.
    Der Henge-Meister blickt zu Draco hinunter, dessen Blut den Steinboden rot färbt. »Was hast du getan?«
    Gideon schwingt die Waffe hin und her. »… Ich brauche den Schlüssel zur Krypta.«
    Mit verächtlicher Miene nimmt der Meister die Schnur von seinem Hals. »Mir war schon klar, dass du es nicht schaffen würdest zu gehen, ohne etwas Kostbares mitzunehmen. Du bist nur ein Grabräuber, genau wie Nathaniel.« Er wirft den Schlüssel in die Blutlache neben Draco.
    »Heb ihn auf«, wendet sich Gideon an Caitlyn, während er die Glock weiter auf seinen Vater gerichtet hält.
    Sie beugt sich hinunter.
    In dem Moment packt Draco sie am Knöchel und bringt sie zu Fall.
    Der Meister stürzt wie ein wütender Bulle auf Gideon los und rammt ihn gegen eine Wand.
    Eine weitere tödliche Explosion erschüttert den Gang.

176
    Ineinander verschlungen gehen die beiden Männer zu Boden. Die Glock klappert über die blutbespritzten Steinplatten.
    Caitlyns Überlebensinstinkt erwacht. Sie reckt den Arm durch die Lache aus Dracos Blut und greift nach der am Boden gelandeten Waffe. Draco zerrt immer noch an ihr. Starke Hände schieben sich von ihren Knöcheln hoch zum Knie. Sie dreht sich herum. Ihr bleibt keine andere Wahl, als einfach zu tun, was ihr Instinkt ihr rät. Sie betätigt den Abzug und schießt ihm voll ins Gesicht. Der Knall ist ohrenbetäubend.
    Blut und Gehirnfetzen prasseln auf sie herab. Sofort lässt sie die Waffe fallen und hebt entsetzt die blutbesudelten Hände. Wie erstarrt bleibt sie sitzen, bis Gideon sie erreicht hat.
    »Komm, wir müssen weiter.«
    Caitlyn kann sich nicht bewegen. Schon jetzt haben sich unzählige Bilder ihrer Tat in ihr Gedächtnis eingegraben: die Art, wie er sie ansah, dann der blutrote Nebel, die zerfetzte Haut, der Speichel, die durch die Luft fliegenden Knochen. Er ist tot. Sie hat soeben jemanden getötet.
    »Caitlyn! Steh auf!«
    Sie spürt, wie Gideon nach ihrer Hand greift, die voller Blut und Gehirn ist. Er zieht sie hinter sich her. Die Steine unter ihren Füßen fühlen sich ganz weich an. Vor ihren Augen verschwimmt alles. Sie bleibt stehen und beginnt zu würgen, bis auch die letzten Reste von Feuchtigkeit ihren leeren Magen verlassen haben.
    »Komm!«
    Während es sie ein weiteres Mal würgt, dreht sie den Kopf zur Seite. Wenige Meter von ihr entfernt sperrt Gideon eine Tür auf.
    Er eilt zu ihr zurück und zerrt sie mit durch die neue Öffnung.
    Schwärze. Absolute Schwärze.
    Zitternd steht sie neben dem Eingang, während Gideon den Raum absucht. Wieder sprüht der blutrote Nieselregen vor ihren Augen hoch: Fleisch, Speichel, Knochen. Sie muss an seinen letzten, starren Blick denken. Wie der einer kaputten Puppe.
    Licht. Endlich flammt neben ihr eine Wandfackel auf. Orange, nicht rot. Gideon hat sie angezündet. Er nimmt Caitlyn an

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