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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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einfallen.«
    »Wir könnten sie doch beide einfach irgendwo ablegen.« Er nickt nach hinten zu dem Pick-up. »Niemand hat das Mädchen und ihn vor Ort gesehen. Wir könnten sie an einen einsamen, weit entfernten Ort fahren und einfach dort liegen lassen.«
    Serpens denkt über seinen Vorschlag nach. »Hat das Mädchen dein Gesicht gesehen?«
    »Nein. Ich glaube nicht.« Er überlegt einen Moment. »Vielleicht, aber höchstens eine halbe Sekunde.«
    Serpens zieht eine Grimasse. »Das reicht. In einer halben Sekunde kann man eine Menge sehen.« Ihm kommt noch ein anderer Gedanke. »Außerdem wird sie sich daran erinnern, wo sie war, und zu welcher Zeit. Das ist zu riskant.«
    »Dann müssen wir sie eben umbringen.« Lacerta zuckt mit den Achseln. »Sie hätte sowieso sterben müssen. Wir können es so aussehen lassen, als wäre ihr Freund grob geworden. Vorhin bei den Steinen war er kurz davor, sie zu bumsen. Ich wette, er hat es ihr in der Nacht schon mal besorgt. Bestimmt ist seine DNA über ihren ganzen Körper verteilt. Die Polizei muss fast zwangsläufig davon ausgehen, dass er sie umgebracht hat.«
    Sein Mentor schüttelt den Kopf. »Sie ist auserwählt worden. Sie hat die Geheiligten berührt. Es ist unsere Pflicht, sie ihnen zu liefen.«
    Lacerta bekommt es mit der Angst zu tun. »Es ist auch unsere verdammte
Pflicht
, nicht im Gefängnis zu landen!«
    Serpens bleibt ruhig. Er hat inzwischen wieder einen klaren Kopf. »Als Erstes müssen wir diesen Campingbus irgendwohin fahren, wo ihn niemand sieht. Dann rufe ich meinen Kontaktmann im Inneren Kreis an. Die Entscheidung liegt beim Meister.«
    »Und was machen wir in der Zwischenzeit mit dem Mädchen?«
    Serpens nickt zu der Leiche hinunter. »Du bleibst hier bei ihm. Ich bringe das Mädchen ins Heiligtum.«
    Lacerta ist darüber gar nicht glücklich. Selbst an diesem abgelegenen Ort, wo es weit und breit keine Straße und kein Haus gibt, möchte er nicht mit einem Toten alleingelassen werden. »Beeil dich.«
    Serpens rennt zu seinem Warrior. Das Mädchen liegt zappelnd und mit rotem Gesicht hinten auf der Ladefläche. Wenigstens lebt sie noch.
    Caitlyn sieht die Angst in seinem Gesicht und wird sofort davon angesteckt. Voller Panik tritt sie um sich und zerrt an ihren Fesseln.
    Serpens überlegt, ob er das Klebeband von ihrem Mund entfernen und versuchen soll, sie zu beruhigen, entscheidet sich aber dagegen. Er hält es für das Beste, sie so schnell wie möglich nach drinnen zu bringen und einzusperren. Dann kann er Draco anrufen und ihm von dem schrecklichen Missgeschick berichten.

50
    Die Entdeckung vom Vorabend hat Gideon eine schlaflose Nacht beschert.
    CLL .
    Die Abkürzung steht für chronische lymphatische Leukämie und ist eine ganz schlimme Krankheit, die auftritt, wenn die DNA der Lymphozytenzelle mutiert. Im Lauf der Jahre vermehren sich die geschädigten Zellen, und die Mutantenarmee vernichtet die normalen Zellen in den Lymphknoten und im Knochenmark. Irgendwann werden dadurch die für die Blutbildung verantwortlichen Zellen außer Gefecht gesetzt, und das Immunsystem des Körpers bricht zusammen. Ab diesem Zeitpunkt ist es nicht mehr imstande, Infektionen abzuwehren.
    Auf diese Weise ist seine Mutter gestorben.
    Gideon weiß über all diese Dinge Bescheid, weil er die ganze Nacht damit zugebracht hat, sich im Internet darüber zu informieren. Deswegen weiß er inzwischen auch, dass die Krankheit weitervererbt wird. Allerdings nicht immer. Die Vererbung von CLL ist so eine Art medizinisches Roulette. Vielleicht hat er es, vielleicht auch nicht. Nur die Zeit kann darüber Aufschluss geben.
    In den Tiefen seines Gedächtnisses regt sich etwas. Aus dem Treibsand vergessener Albträume taucht eine Erkenntnis auf: Er war kein gesundes Kind gewesen. Als kleiner Junge hatte er ständig unter Erkältungen, Heuschnupfen, chronischem Husten und Schwindelanfällen gelitten. Einmal wurde er sogar richtig krank: Ein hohes Fieber mit heftigen Schweißausbrüchen setzte ihn völlig außer Gefecht. Es wurde so schlimm, dass sein Vater ihn aus der Schule nahm. Er ließ ihn im Krankenhaus von Spezialisten untersuchen. Gideon erinnert sich an Maschinen und Monitore, Nadeln in seinen Armen, ernste Gesichter und lange Erwachsenengespräche, die immer knapp außerhalb seiner Hörweite stattfanden. Dann entließen sie ihn wieder nach Hause. Sein Vater hatte rote Augen, als hätte er geweint.
    Gideon erinnert sich noch an etwas anderes. Er zwingt sich, für einen

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