Das Stonehenge - Ritual
Windschutzscheibe. »Ecstasy. Ein recht beachtlicher Vorrat.« Er lässt ihn auf den Fahrersitz fallen. »Hier drin finden wir bestimmt einen Namen.« Er blättert den Mietvertrag durch. »Edward Jacob Timberland, wohnhaft in der New Cavendish Street, London Marylebone.« Er greift nach dem Führerschein und wirft einen Blick auf das Foto. »Ja, das ist unser Mann. Einundreißig Jahre alt.« Er dreht das Dokument um. »Und sechs Punkte in der Verkehrssünderkartei.«
»Über die braucht er sich jetzt keine Gedanken mehr zu machen«, bemerkt Draco. Er holt tief Luft. »Demnach haben er und seine Freundin den VW für einen Hippie-Ausflug nach Stonehenge gemietet. Was bedeutet, dass man die beiden erst in ein, zwei Tagen vermissen wird.« Er lächelt die anderen an. »Das ist ja gar nicht so schlimm wie befürchtet. Die Geheiligten haben sich die perfekten Opfer ausgesucht: freie Seelen, die es sich leisten können, eine Auszeit zu nehmen und Kinder der Sechziger zu spielen.«
Serpens wirkt erleichtert. »Was soll ich mit ihm machen?«
»Gar nichts. Wir lassen den Wagen hier, bis die Zeremonie vorbei ist, und entsorgen hinterher beide Leichen in einem Aufwasch. Sieh zu, dass du erst mal ein anständiges Frühstück bekommst. Und entspann dich. Das Mädchen kannst du uns überlassen.«
52
DCI Jude Tompkins stürmt ins Büro der Kriminalpolizei. Dabei zieht sie ein grimmiges Gesicht. »Baker, Dockery, in den Konferenzraum! In fünf Minuten. Und wehe, Sie kommen zu spät.«
Sie verschwindet so schnell, wie sie aufgetaucht ist. Jimmy blickt zu Megan hinüber. »Was soll das Ganze? Ich treffe mich in zehn Minuten mit einem Informanten.«
»Ich fürchte, die Besprechung hat Vorrang, Jim. Am besten wird sein, Sie rufen Ihren Kontaktmann an und verschieben Ihr Gespräch.«
»Mist!« Zornig reißt er das Schreibtischtelefon aus seiner Station und tippt eine Nummer.
Megan, die gerade damit beschäftigt gewesen war, das Dokument, an dem sie gearbeitet hatte, ein letztes Mal zu überfliegen, liest in Ruhe zu Ende, sichert die Datei und sperrt den Zugang zu ihrem Computer. Dann holt sie sich am Wasserspender einen Plastikbecher voll Wasser und macht sich auf den Weg zum Konferenzraum. Er ist überfüllt. Jede Menge hohe Tiere. Sie versucht, die Gesichter mit Rängen und Namen zu verbinden, und kommt auf fünf oder sechs Sergeants, mindestens drei Inspectors und zwei Detective Chief Inspectors, außerdem ist der Leiter der Kripo anwesend, Detective Chief Super John Rowlands, und am Kopfende des Tisches sitzt Jimmys alter Herr, Deputy Chief Constable Greg Dockery, der stellvertretende Polizeichef, flankiert von zwei elegant gekleideten Herren in Zivil, die Megan nicht kennt.
»Was steht an?«, fragt Charlie Lanning, ein uniformierter Inspector, während er sich neben ihr niederlässt. »Irgendwas wegen der Sonnenwende? Schon jetzt sind sämtliche gottverdammten Hecken von kiffenden Hippies zugeparkt. Da blüht uns ja wieder was – schlimmer denn je!«
»Ich kann auch nur raten.« Megan deutet zum Kopfende des Tisches hinauf. »Die Herren in den Anzügen erscheinen mir zu ernst und zu wichtig für eine banale Sonnwend-Einsatzbesprechung. Zu offiziell. Vielleicht geht es um eine Überprüfung durch das Innenministerium. Oder womöglich um weitere Kürzungen.«
»In meiner Abteilung gibt es nichts mehr zu kürzen. Uns haben sie schon das ganze Fleisch weggeschnitten, und von den Knochen ist auch nicht mehr viel übrig.«
Sie werden nicht lange auf die Folter gespannt.
Der stellvertretende Polizeichef ergreift das Wort. »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit!« Er wartet, bis Ruhe eingekehrt ist. »Diese Versammlung ist wegen einer sehr dringenden Angelegenheit einberufen worden. Hier zu meiner Linken sehen Sie Drew Blake von der amerikanischen Botschaft, und zu meiner Rechten Sebastian Ingram aus dem Innenministerium.« Er greift nach einem großen Foto, das bisher mit der Bildseite nach unten auf dem Tisch gelegen hatte. »Das ist Caitlyn Lock. Sie ist zweiundzwanzig Jahre alt. Sie ist amerikanische Staatsbürgerin und studiert derzeit hier in London an der Universität. Seit kurzem gilt sie als vermisst.« Er schwenkt die Aufnahme nach links und nach rechts, damit alle im Raum sie sehen können. »Manchen von Ihnen kommt die junge Dame vielleicht bekannt vor. Miss Lock ist so eine Art Berühmtheit. Sie hat die US -Reality-Fernsehshow
Survivor
gewonnen und ist die Tochter von Hollywood-Filmstar Kylie Lock – und auch die
Weitere Kostenlose Bücher