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Das stumme Lied

Titel: Das stumme Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Bericht erfuhr sie, dass die Polizei die Ermittlungen zu dem dubiosen Tod von Jack Grimley und dem »brutalen Angriff« auf einen jungen australischen Touristen, der noch immer in kritischem Zustand im Krankenhaus in Scarborough lag, weiterverfolgte. Anscheinend hatte Keith sein Bewusstsein noch nicht wiedererlangt.
      Unter der Überschrift HABEN SIE DIESE JUNGE FRAU GESEHEN? entdeckte sie dann plötzlich eine Phantomzeichnung von sich. Sie war ihr nicht gleich aufgefallen, weil sie ihr überhaupt nicht ähnelte. Mit viel Fantasie konnte man vielleicht eine flüchtige Ähnlichkeit zu Martha Browne ausmachen. Doch die Kopfform war völlig falsch - viel zu rund -, die Augen lagen zu dicht beieinander und die Lippen waren zu dick. Trotzdem ließ die Zeichnung ihren Pulsschlag beschleunigen. In der Bildunterschrift stand lediglich, dass die Polizei unbedingt mit dieser Frau sprechen wollte, die mit dem Australier in Hinderwell gesehen worden war, denn sie »könnte die letzte Person gewesen sein, die ihn vor dem Überfall gesehen hat«.
      Sue faltete die Zeitung zusammen und widmete sich dem Kreuzworträtsel, doch sie war zu sehr in Gedanken versunken, um sich auf die Fragen zu konzentrieren. Sie wusste, dass die Polizei der Presse generell wenig von ihren Erkenntnissen mitteilte. Wenn sie zwischen den Zeilen las, hatten sie wahrscheinlich auch den Busfahrer gefunden, der sie in der Nähe von Staithes mitgenommen hatte. Doch der konnte den Beamten nur gesagt haben, dass sie in Whitby ausgestiegen war. Danach war Martha Browne für immer verschwunden.
      Ob die Polizei ihre Spur auch zu der Unterkunft in der Abbey Terrace verfolgen konnte? Wenn sie Ermittlungen über Keith anstellten, was sie mit Sicherheit getan hatten, dann war es möglich, dass sie das Gästebuch in der Pension überprüften, eine bessere Beschreibung von ihr durch den Besitzer oder seine Frau erhielten und eine groß angelegte Suche nach »Martha Browne« organisierten. Warum brauchen sie so lange?, fragte sie sich. Sie müssen ziemlich schnell herausgefunden haben, wo Keith in Staithes abgestiegen war. Von dort dürfte es nicht lange gedauert haben, seinen Weg nach Whitby zu-rückzuverfolgen. Es sei denn, es gab in seinem Reisegepäck keine Belege, die auf seine früheren Aufenthaltsorte verwiesen, kein Tagebuch, keine Broschüren, keine unabgeschickten Postkarten. Was aber, wenn sie es wussten und jeder Polizist in Whitby bereits nach ihr Ausschau hielt? Nervös schaute sie zu einem jungen Paar an der Theke, doch das war nur aneinander interessiert.
      Eigentlich hatte sie keinen Grund zur Sorge, sagte sie sich. Martha Browne existierte nicht mehr. Sie könnte vom Busbahnhof in Whitby in alle Richtungen verschwunden sein - nach Scarborough, York, Leeds. Und warum nicht sogar nach London, Paris oder Rom? Wer würde schon erwarten, dass sie in der Gegend blieb, nachdem sie Keith McLaren niedergeschlagen hatte? Selbst wenn die Polizei tatsächlich wusste, hinter wem sie her war, würde sie ihre Suche nicht nur auf Whitby konzentrieren. Sie hatte Keith erzählt, sie käme aus Exeter, konnte sich jedoch nicht mehr erinnern, was sie ins Gästebuch geschrieben hatte. Sie fragte sich, wie lange die Polizei brauchen würde, um herauszufinden, dass Martha Browne in Wirklichkeit niemals existiert hatte. Und was würden sie dann tun?
      Natürlich wusste sie, dass dies alles nur Spekulationen waren. Selbst wenn es der Polizei durch die Pension in der Abbey Terrace, den Lucky Fisherman oder Hinderwell gelang, eine Verbindung zwischen ihr und Keith herzustellen, konnte sie nicht beweisen, dass sie etwas Unrechtes getan hatte. Sie könnte sagen, dass Keith mit ihr in den Wald gehen wollte, sie sich jedoch geweigert, ihn allein gelassen und den Bus zurück nach Whitby genommen habe. So weit würde es wahrscheinlich nicht kommen, doch wenn, dann konnte ihr nichts bewiesen werden. Und sollte es zum Schlimmsten kommen, könnte sie behaupten, er hätte sie vergewaltigen wollen, sie habe sich gewehrt, dann Angst bekommen und sei weggelaufen.
      Das einzige wirkliche Problem war, dass es tatsächlich sehr merkwürdig aussähe, wenn man sie fand und feststellte, dass Martha Browne und Sue Bridehead ein und dieselbe Person waren und dass sie eigentlich, was die Sache noch schlimmer machte, Kirsten war, das einzige überlebende Opfer des Studentinnen-Schlitzers. Das würde sie mit Sicherheit belasten, erst recht wenn man seine Leiche fand. Aber würde es

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