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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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sich wie geplant auf der Brücke zeigte. Der Steuermann staunte nicht schlecht über den unerwarteten Besucher, aber den Kapitän wollte er trotzdem nicht wecken. Sie würden ja nicht den ganzen Weg wieder zurückschippern, nur weil sich jemand unerlaubt an Bord geschlichen hatte. Auf Rapa konnten sie ihren blinden Passagier allerdings nicht wie gewünscht aussetzen, dort war es niemandem gestattet, an Land zu gehen, der dem Orden nicht angehörte. Sollte Rudolf dann entscheiden, was mit dem Mann zu passieren hatte.
    Rapa Iti schwebte wie eine Fata Morgana zwischen den Wolkenbergen. Auf den zerklüfteten Berghängen lag ein Belag aus Gras und Moos, als hätte jemand ein Tuch über die Insel geworfen, um ihre wahre Identität zu verschleiern. Steve wischte mit seinen schweißnassen Fingern über den hölzernen Handlauf der Reling. Die Unsicherheit zerrte an seinen Nerven. Ein Matrose gesellte sich zu ihm und ahmte mit den Händen lachend den Zickzackkurs nach, den sie aufgrund zahlreicher Untiefen nehmen mussten. Der Hindernisparcours, den sie so gekonnt durchliefen, führte sie in die Ahureibucht, wo sie wenig später an der Mole des gleichnamigen Städtchens festmachten. Steve beobachtete den Kapitän, der am Fenster der Kommandobrücke stand und telefonierte. Dabei sah er die ganze Zeit zu ihm herunter. Meist hörte er zu, nickte, schien gelegentlich nachzufragen. Schließlich legte er auf und winkte ihn zu sich hinauf.
    »Sie dürfen uns verlassen«, verkündete der Kapitän schroff. »Rudolf erwartet Sie.«
    Steve nahm seinen Rucksack und stieg die Gangway hinunter. Unter den etwa fünfzig Menschen, die sich zum Empfang der Fähre eingefunden hatten, war Rudolf nicht zu entdecken. Er stand ein wenig ratlos herum, als ihm jemand von hinten die Hand auf die Schulter legte.
    »Mr. Steve Parker, hab ich recht …?«
    Es war Rudolf, dessen Pranke auf ihm lastete und der ihn unversehens an seine breite Brust drückte. Als sich Steve aus der Umarmung löste, war alle Furcht verflogen. Der Tahitianer freute sich, ihn zu sehen, in seinem Blick lag sogar etwas wie Bewunderung. Wortlos machten sie sich auf den Weg. Am Rande Ahureis kehrten sie in ein kleines Holzhaus ein.
    »Wie hast du uns gefunden?«, fragte Rudolf, während er Teewasser aufsetzte.
    Steve erzählte die ganze Geschichte, von Anfang an. Er erzählte, dass er zu keiner Zeit daran gezweifelt habe, dass Maeva lebte. »Das hätte ich gespürt«, sagte er und tippte mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger auf sein Herz. Er erzählte von dem Schock, den er in New York erlitten hatte, als die Nachricht vom angeblichen Absturz bekannt gegeben wurde. Und davon, wie dieser Schock verflogen war. Wie ihm plötzlich klar geworden war, was er zu tun hatte. Wie er auf die Kokosinsel gekommen war. Und wie er in der Chathambucht von unsichtbarer Hand zu dem Stein mit der Rongorongozeichnung geleitet worden war. Welche Bedeutung diese Zeichnung für Maeva und ihn hatte. Und dann erzählte er, wie er und seine tahitianischen Freunde von einem betrunkenen Arioi erfahren hatten, dass Maeva vorübergehend nach Rapa gebracht worden war. Bei der Gelegenheit hätten sie auch von dem Versorgungsschiff erfahren, auf dem er drei Wochen später als blinder Passagier unterwegs gewesen war.
    Rudolf, der mit Worten sparsam umging, rührte schweigend in seiner Tasse. Eine Minute, zwei …
    »Dir ist hoffentlich bewusst«, begann er zögerlich, »dass wir dich nicht einfach wieder gehen lassen können. Nicht, solange Maeva noch hier ist.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Steve. »Was schätzt du, wie lange das sein wird?«
    »Schwer zu sagen …«
    »Warum?«
    »Sie will sich nicht beruhigen. Im Gegenteil: Ihr Zustand wird schlimmer. Vielleicht ist es gut, dass du gekommen bist.«
    »Wo ist sie? Kann ich sie sehen?«
    »Wenn sie zurück ist. Heute Abend.«
    »Zurück von wo?«
    »Von Morongo Uta. Die Ruinen dieses verfallenen Hügeldorfs liegen nicht weit von hier auf einem Bergrücken. Sie verkriecht sich dort. Wenn die Sonne untergeht, kehrt sie zurück. Du wirst sie kaum wiedererkennen, sei darauf gefasst.«
    »Weiß Omai, dass ich hier bin?«
    »Soll er?«
    Steve schüttelte energisch den Kopf. Rudolf legte ihm wieder seine Pranke auf die Schulter, doch diesmal drückte er nur ganz sanft zu.
    Maeva wohnte gleich nebenan. Steve war nervös wie lange nicht. Er starrte auf das flackernde Licht hinter ihren Fenstern, als wolle er eine Botschaft entschlüsseln.
    »Irgendwann wirst du es tun

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