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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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Mangangürtel im Südpazifik zum Abbau freigegeben hatte, und jetzt verweigerte sie einer Weltmacht das bereits zugesprochene Recht auf die Rohstoffe der arktischen Tiefsee. Wieso schwangen sich die Vereinten Nationen plötzlich zum Retter der Meere auf? Welche Kräfte hatten dort die Oberhand gewonnen und warum?
    Ministerpräsident Peter Norfolk nahm das Wort und erklärte, dass Kanada, Dänemark und Norwegen sich aus dem Rattenrennen um die Ressourcen des Nordpolarmeeres für immer verabschieden würden. Er verlas eine Erklärung, nach der die drei Staaten beabsichtigten, ihre Hoheitsgewässer rund um den Pol in Nationalparks umzuwandeln, was dort in Zukunft jeden Raubbau unmöglich machen würde.
    »Seien wir ehrlich, meine Damen und Herren«, fuhr Norfolk fort, nachdem er sich unter den aufgeregten Journalisten wieder Gehör verschafft hatte, »im Kampf gegen den Klimawandel haben wir jahrzehntelang mit gespaltener Zunge gesprochen, wie die kanadischen Ureinwohner sagen. Die Versuche, ihn wirkungsvoll einzudämmen, waren halbherzig und verlogen. Sie sind es bis heute. Am Ende ist – nicht ganz zu Unrecht, wie ich finde – der Eindruck entstanden, als würde es den Industrienationen nicht schnell genug gehen können, bis das Eis in der Arktis abgeschmolzen und ein Zugriff auf die Rohstoffe möglich ist. Kanada, Dänemark und Norwegen nehmen sich nicht aus, auch unsere Länder gehörten zur Allianz der Ignoranten und Verweigerer. Eine Allianz übrigens, die unter dem Deckmantel der Demokratie in erster Linie wirtschaftlichen Interessen verpflichtet war und folgerichtig jede Profit versprechende Fehlentscheidung demokratisch abgesegnet hat. Eine Allianz, die sich mit den Bodenschätzen des Nordpolarmeeres Luft zu verschaffen sucht in ihrem Untergangskampf, der letztlich die ganze Welt vernichten wird.«
    Cording traute seinen Ohren nicht. Welcher gottverdammte Engel hatte dem kanadischen Ministerpräsidenten das Wahrheitselixier verabreicht, und zwar intravenös, wie es aussah? Die Säulen der ehrwürdigen Parlamentsbibliothek schienen sich vor Wonne zu biegen. Dänemarks Henrik Bastrup klopfte mit dem Zeigefinger mehrmals gegen das Mikrofon, dessen dumpfe Schläge die aufgebrachte Journalistenschar allmählich zur Ruhe brachten.
    »Lassen Sie uns … bitte, Herrschaften … Nicht jetzt. Ihre Fragen werden wir im Anschluss an unsere Statements beantworten, haben Sie also ein wenig Geduld. Lassen Sie uns …« Ratlos blickte er zur Seite. Sein Amtskollege Sander Yitterdal zuckte nur mit den Schultern. »Zur Beantwortung Ihrer Fragen kommen wir später!«, rief Bastrup aufgebracht. »Lassen Sie uns einer Frau gedenken, die es an dieser historischen Zeitenwende mehr als alle Regierungen zusammen verstanden hat, auf die Ängste und Sehnsüchte der Menschen zu reagieren, sie aufzugreifen und zu artikulieren. Einer Frau, die Hoffnung gemacht hat. Hoffnung auf ein besseres, selbstbestimmtes Leben außerhalb eines Systems, das den Menschen auf ein reines Konsumentendasein reduziert, wenn er denn überhaupt noch in der Lage ist zu konsumieren. Ich spreche von Maeva, der immer noch vermissten URP-Vorsitzenden. Sie hat uns daran erinnert, dass Leben mehr bedeutet als Überleben. Mit ihrer unerschrockenen Art hat sie sich die Liebe und den Respekt von Abermillionen Menschen in aller Welt erworben. Eine Politik, die sich weigert, den Paradigmenwechsel zur Kenntnis zu nehmen, der sich gerade in den Köpfen und Herzen der Menschen vollzieht, hat mit den Realitäten nichts mehr zu tun. Sie …«
    Es klingelte. Cording griff genervt zu seinem Satellitentelefon.
    »Gucken Sie gerade?! Ist ein Hammer, oder?!« Es war Knowles, der ihm triumphierend ins Ohr grölte. »Aber glauben Sie nur nicht, dass sich die Gutmenschen dort auf dem Podium aus freien Stücken besonnen hätten! No, Sir!«
    »Was meinen Sie?«
    »Den Herren laufen die Regionen weg. Das werden sie uns heute natürlich nicht aufs Butterbrot schmieren. Aber sie müssen in ihren Ländern zusammenhalten, was noch zusammenzuhalten ist. Aus Kanada sind die Provinzen Alberta, Nova Scotia und Nunavut letzte Woche zu den URP gewechselt. In Dänemark haben sich die Regionen Hovedstaden und Syddanmark losgesagt. Norwegen ist am meisten gebeutelt: Die haben die Lofoten, Trones, Finnmark und Nord-Trøndelag an die United Regions verloren. Sämtliche Beitrittsgesuche wurden nach Maevas Entführung gestellt. Das nenne ich mal einen gelungenen Dominoeffekt. Florida scheint

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