Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
»Er ist ganz ausgezeichnet.«
Aber Madeleines Hände zitterten. Sie traute sich nicht einmal, ihr Weinglas zu ergreifen. »Nein, vielen Dank.«
Helene stellte den Teller zur Seite. »Nun, wollen wir uns dann in den Gelben Salon zurückziehen und die Gentlemen ihrem Portwein überlassen?«
»Ich denke, das wäre gut«, brachte Madeleine heraus.
Als sie sich erhob, zwang sie sich, ihre Erinnerungen zurückzudrängen. Sie gab Geoff ein Zeichen, dass er ihnen folgen sollte. Seine Unterlippe schob sich um ein winziges Stück vor, aber er tat, worum sie gebeten hatte. Auch Lady Ariane stolzierte aus dem Zimmer; sie sah vielleicht ein bisschen weniger pikiert aus.
»Maman«, sagte sie, als die beiden Damen sich gesetzt hatten, um einen Kaffee zu trinken, »ich möchte Geoff gern das tarocchi zeigen. Darf ich?«
Helene schien darüber nicht allzu erfreut zu sein. »Ich denke nicht, Ariane«, sagte sie, während sie Madeleine Kaffee einschenkte. »Warum spielt ihr nicht Backgammon oder Schach?«
»Ach nein!«, sagte das Mädchen. »Wir sind diese Spiele so leid. Warum darf ich Geoff nicht das tarocchi zeigen? Tante Catherine hat es mir gegeben, damit ich üben kann.«
Helene sah Madeleine fast entschuldigend an. »Es ist ein Kartenspiel, mit dem man die Zukunft voraussehen kann«, erklärte sie. »Die Schwester meines Mannes hat es aus der Toskana mitgebracht.«
»Ich bin in Kampanien einmal einer Frau begegnet, die sich auf diese Dinge verstand«, lächelte Madeleine. »Es war nicht besonders aufregend. Ich denke, es ist ein harmloses Vergnügen.«
Die Lippen noch immer geschürzt, nickte Helene ihrer Stieftochter kurz zu. »Also gut, Ariane. Aber denk daran, dass es nur ein Spiel ist.«
Das Mädchen wirkte sehr erfreut und ging rasch zum Bücherregal, in dem eine polierten Holzkiste stand. Dann kehrte sie mit einem Stapel Karten zurück. »Zuerst werde ich Geoff die Zukunft vorhersagen«, kündigte sie an und zog einen kleinen Spieltisch in die Mitte des Zimmers. »Nonna Sofia hat mir beigebracht, wie man die Karten legen muss.«
»Sofia ist Catherines Schwiegermutter«, erklärte Helene Madeleine, während Geoff dabei half, die Tischfläche auseinanderzuklappen. »Und zudem eine etwas schrullige alte Dame. Mein Mann hält sie für verrückt.«
Madeleine war fasziniert. »Und was denkt Catherine?«
Helene sah sie an. »Catherine glaubt, dass die alte Frau über so etwas wie übersinnliche Fähigkeiten verfügt. Ich gestehe, dass sie einen erschrecken kann mit ihren ... Einblicken, um es einmal so zu nennen.«
Während Helene begann, darüber zu plaudern, welche Geschäfte sie am folgenden Tag aufsuchen könnten, bat Lady Ariane Geoff darum, die Karten abzuheben. Madeleine beobachtete aus dem Augenwinkel, wie das Mädchen begann, die Karten in einer Reihe vor sich auszulegen. Bald war der Spieltisch davon bedeckt. Das Mädchen begann nun, die Karten umzudrehen, wobei sie, wie Madeleine meinte, keine erkennbare Reihenfolge einhielt. Die Karten waren bunt bebildert und in einer fremden Sprache beschriftet.
»Diese Karte bedeutet, dass du vor Kurzem von einem weit entfernten Ort hierhergekommen bist«, sagte das Mädchen bestimmt.
»Aber das wusstest du doch schon!«, protestierte Geoff, was Helene veranlasste, ein spitzbübisches Lächeln zu unterdrücken.
»Schhh!« Lady Ariane zog die Stirn kraus. »Ich glaube, du wirst bald wieder fortgehen ...«
»Aber ich bin doch gerade erst gekommen«, unterbrach Geoff sie.
»... und du wirst ein großes Abenteuer erleben und viele wunderbare Dinge kennenlernen«, schloss sie. »Ah ja! Ich glaube ... ich glaube, dass du fortgehen wirst, um an einer Universität zu studieren.«
Geoff lächelte. »Nun, natürlich werde ich das eines Tages tun«, erwiderte er. »Was sonst sollte ich tun?«
Lady Ariane zuckte mit den Schultern und fuhr fort, ihre Geschichte zu spinnen, während sie langsam die Karten umdrehte. Geoffs Schicksal lag in ihren Händen, und angesichts dieser Herausforderung an ihre Fantasie begann das Mädchen, ihre Geschichte auszuschmücken. »Nun, dieser sehr ernste Gentleman auf dem Pferd«, erklärte sie weiter, »ist il Cavaliere di Anfore, der Ritter der Tafelrunde König Artus'. Der steht für deinen Bruder Lord Bessett. Er macht sich große Sorgen um dich und steht bereit, dir materielle und spirituelle Führung angedeihen zu lassen.«
Geoff sah sie spitzbübisch an. »Aber Alvin hat rote Haare«, erwiderte er. »Leuchtende, flammendrote Haare.
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