Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
brachte sie fertig zu sagen und versuchte, entspannt zu wirken. »Und es liegt sehr nah beim Fluss.«
Merrick lächelte, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht. Er überraschte sie, indem er seine Aufmerksamkeit auf ihren Sohn richtete. »Hallo, Geoff«, sagte er. »Ich habe dich dort schon eine Weile nicht mehr gesehen.«
»Ich ... ich war beschäftigt«, sagte der Junge und schaute auf seine Schuhspitzen.
»Mit deinen Zeichnungen, schätze ich?«
Ein Schauer von etwas wie Furcht lief Madeleine den Rücken herunter. Merrick legte den Kopf schräg als versuchte er, dem Jungen in die Augen zu sehen. Was um alles in der Welt ging da vor sich?
»Geoffrey«, sagte sie, und ihre Stimme klang etwas zu scharf. »Du kannst Mr. MacLachlan gar nicht kennen. Ich meine ... oder doch?«
Merrick trat einen Schritt näher. »Ich habe ihn im Dorf gesehen«, bemerkte er. »Und Geoff war auf der Baustelle, um ein oder zwei Skizzen zu machen.«
»Geoffrey!«, sagte Madeleine, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. »Du ... nun, du darfst so etwas nicht tun! Genau genommen muss ich es verbieten.«
»Du verbietest es?« Merricks Stimme sank um eine Oktave. »Darf ich nach dem Grund fragen?«
Madeleine fühlte, wie ihr Gesicht erglühte. »Es ist nicht sicher«, erwiderte sie. »Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du es wünschst, dass Kinder sich an einem solchen Ort aufhalten, der so voller Gefahren ist ... und Unwägbarkeiten.«
»Lass mich deine Bedenken zerstreuen, Madeleine«, erwiderte er. »Geoff hält Abstand. Er ist absolut sicher, das versichere ich dir. Bauplätze haben die Eigenheit, junge Burschen anzuziehen, und wenn du es verbietest, wird es nur umso interessanter für ihn, fürchte ich.«
Lord Treyhern räusperte sich. »Ein berechtigter Punkt«, warf er ein. »Die verbotenen Früchte und all das, natürlich. Da wir gerade davon sprechen - darf ich Ihnen ein Glas Wein anbieten, Lady Bessett?«
»Ja, wir haben Madeira und einen französischen Wermut in der Kredenz«, sagte Helene eifrig. »Und, Ariane, mein Liebes, klingelst du bitte nach der Limonade?«
»Aber gern, Maman.« Lady Ariane ging zum Klingelzug. »Mrs. Trinkle macht sie immer recht süß, Geoff. Hast du etwas dagegen?«
Geoff zuckte mit den Schultern. »Das stört mir nicht.«
Madeleine lächelte Helene entschuldigend an. »Und ich hätte gern ein Glas Wermutwein.«
Helene war zur Kredenz gegangen, um das Gewünschte einzuschenken. Flüchtig dachte Madeleine daran, sich gleich die ganze Flasche zu nehmen. Ihre Nerven konnten es gebrauchen.
Merrick MacLachlan starrte sie noch immer an, seine Augen blickten jetzt hart und überraschend dunkel. Er sah aus wie eine lauernde schwarze Katze, die sich bereit machte, loszuspringen. Plötzlich jedoch schien etwas in ihm nachzugeben. Er richtete sich auf, und seine Haltung entspannte sich. »MacGregor & Company wird Anfang kommenden Jahres in Walham Green fertig sein«, bemerkte er in beiläufigem Ton. »Danach, Geoff, wirst du anderswo nach Ablenkung suchen müssen, fürchte ich.«
Es lag Madeleine auf der Zunge, ihn zurechtzuweisen, aber etwas in Merrick silberblauen Augen hielt sie davon ab. Sie hatte es Geoff verboten, zum Baugelände zu gehen, und sie hatte es ernst gemeint. Zudem hatte ihr Streit bereits Helene und deren Mann berührt.
Sie sah Helene entschuldigend an, als die Gastgeberin ihr das Glas Wein reichte. »Danke.«
»Es ist mein Lieblingswein«, sagte Helene.
In diesem Augenblick brachte ein Hausmädchen ein Tablett mit zwei Gläsern Limonade. Ariane nahm eines und reichte das zweite an Geoff, der der Unterhaltung der Gentlemen mit verzücktem Gesichtsausdruck lauschte.
»Lord Treyhern kann in der Nähe von Kensington Land pachten«, sagte Merrick an den Jungen gewandt. »Falls es gelingt, denke ich daran, dort einige Häuser zu bauen. Aber keine Reihenhäuser wie in Walham Green. Eher solche wie in deinen Aufrisszeichnungen.«
Treyhern nickte. »Genau das könnte der Punkt sein«, bemerkte er. »Nicht jeder wünscht, in London zu wohnen, sozusagen Wange an Wange miteinander. Die Menschen wollen ein wenig Freiraum - und Kensington ist kaum mehr als ein kleines Dorf.«
Helene lachte. »Oh, aber nicht mehr lange, mein Lieber!«, meinte sie. »Kann ich eure Gläser auffüllen?«
»Welche Dächer bekommen denn die Häuser?«, fragte der Junge, während Helene den Männern die leeren Gläser abnahm. »Ich mag am liebsten Mansardendächer.«
Helene wandte sich um.
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