Das suesse Maedchen von nebenan
Schmerz, den diese Frau ihm zugefügt hatte, an ihm abgeprallt war und er sich schnell von seiner Enttäuschung erholt hatte.
Aber alle, die ihn kannten, wussten, dass er sich etwas vormachte. Er spielte der Welt den Gelassenen vor, während er in Wirklichkeit noch lange nicht über die Trennung hinweg war. Mandy überlegte oft, dass sie Suzanne, sollte sie der Schnepfe einmal zufällig begegnen, kräftig den Marsch blasen würde für alles, was sie Mitch angetan hatte.
Allerdings hatte sie Suzanne nie gemocht. Sie war ihr vom ersten Augenblick an, als Mitch sie nach Gabriel’s Crossing gebracht hatte, unsympathisch gewesen. Mandy hatte gewusst, dass sie jetzt ihren Traum, ihr Leben mit Mitch zu verbringen, vergessen konnte.
Suzanne war hochgewachsen, blond und gebaut wie ein Pin-up-Girl aus den Zwanzigerjahren, während Mandy eher eine jungenhafte Figur hatte. Ihre Brüste waren klein, ihre Hüften zu schmal, und insgesamt konnte sie sich leider keiner besonders weiblichen Rundungen rühmen. Sie war ein ziemlicher Wildfang und auch immer recht stolz darauf gewesen, bis Suzanne Yates in die Stadt gerauscht kam und Mandy an all das erinnerte, was sie nun mal nicht verkörperte – und ihr Mitch stahl.
Ihr Traum war wahrscheinlich sowieso albern gewesen. Warum sollte Mitch sich in Mandy verlieben? Nur weil sie zusammen aufgewachsen waren? Sie war auch mit Chase aufgewachsen, aber der hatte nie so heftige Gefühle in ihr ausgelöst wie sein Bruder. Und bis zum heutigen Abend hatte sie sogar geglaubt, dass sie ihre Verliebtheit überwunden hatte. Oder dass sie sich wenigstens damit abgefunden hatte, Mitch Ramsey niemals zu bekommen. Nie würde er Suzannes Verrat verwinden und war deshalb unerreichbarer denn je.
Allerdings war sie jetzt nicht mehr sicher, was sie denken sollte. Insgeheim wünschte sie sich natürlich, dass sie etwas begonnen hatten, was sich zu einer festen Beziehung entwickeln könnte. Sie hoffte, dass er sie nach Hause gefahren und sie dann geliebt hatte, weil er sich endlich von seiner fürchterlichen Ehe erholt hatte und bereit war, wieder eine Frau zu lieben.
Aber ihre Vernunft warnte sie, vorsichtig zu sein. Eine einzige Nacht der Leidenschaft bedeutete noch lange nicht, dass Mitch gleich auf Dauer mit ihr zusammen sein wollte. Also würde sie sich zurückhalten und abwarten, wie sich die Sache entwickelte.
Mitch seufzte behaglich wie ein Mann, der gerade aus einem tiefen, angenehmen Schlaf erwachte, und stützte sich auf einen Ellbogen. Die kühle Nachtluft strich über Mandys nackte Haut, wo sein Körper sie gerade eben noch bedeckt hatte, und sie erschauerte. Aber nicht, weil ihr kalt war, sondern weil ihr seine Berührung fehlte.
„Geht es dir gut?“, fragte er und sah sie eindringlich an.
Sie nickte und presste die Lippen fest zusammen, um nichts Falsches zu sagen.
Er rollte sich von ihr herunter, und Mandy hätte ihn fast gebeten, sie nicht loszulassen, aber sie ballte die Hände zu Fäusten, bis sie den Drang, sich an ihn zu schmiegen, unterdrückt hatte.
„Wir sollten uns besser anziehen, bevor dein Vater nach Hause kommt und uns hier erwischt.“ Sein Lächeln geriet reichlich schief. „Ich habe die fast vierzig Jahre meines Lebens hinter mich gebracht, ohne von einem wütenden Vater mit der Mistgabel vom Hof gejagt zu werden, und habe nicht vor, das zu ändern.“
Er stand auf und sammelte ihre überall verstreuten Kleidungsstücke ein. Mandy setzte sich auf, nahm die Sachen, die Mitch ihr reichte, und zog sich in aller Ruhe und ohne unnötige Eile wieder an. Als sie fertig war, fuhr sie sich mit der Hand durch das Haar, um sich von den Strohhalmen zu befreien, und wünschte, sie hätte eine Bürste dabei. Als sie zu Mitch hinübersah, war auch er vollständig angezogen.
Er blickte auf und lächelte. „Wollen wir hinuntergehen?“
Sie sah sich um und war überrascht, dass es keinerlei Anzeichen dafür gab, was eben hier passiert war. Nach dem unglaublichen Erlebnis mit Mitch hatte sie erwartet, dass sich auch die Welt um sie herum verändern würde. Aber stattdessen war nichts zu erkennen, das Heu war nur ein wenig zerdrückt, wo sie gelegen hatten, und die Kätzchen schliefen tief und fest, dicht an ihre Mutter geschmiegt, als wäre nichts geschehen.
Mandy nickte und stieg vor Mitch die Leiter hinunter. Gerade als sie das Scheunentor erreichten, hörten sie das Geräusch von Reifen auf dem Kiesweg und sahen gleich darauf einen Wagen näher kommen.
„Das wird mein
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