Das suesse Maedchen von nebenan
hatte der Supermarkt seine Waren umgeordnet. Und bei ihren knapp eins sechzig befand sich das Mehl leider gerade außer Reichweite für sie.
Sie stellte ihren Einkaufswagen etwas an die Seite und schob mit dem Fuß einige Dosen auf dem untersten Regal aus dem Weg, sodass sie den Fuß darauf stellen konnte, und dann packte sie ein mittleres Regalbrett und hievte sich hoch, so gut sie konnte. Sie berührte die Tüte mit den Fingerspitzen, konnte sie aber nicht herunterholen.
„Brauchst du Hilfe?“
Mandy drehte sich erschrocken um, verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Sie spürte starke Hände, die sie festhielten, und eine noch stärkere Brust, an die sie gedrückt wurde.
Mitch stand neben ihr und sah sie an. Sie hatte natürlich sofort gewusst, dass er es gewesen war. Seine Stimme würde sie überall wiedererkennen.
„Hi“, begrüßte sie ihn ein wenig atemlos, und das bestimmt nicht, weil ihre tollpatschige Akrobatennummer von eben sie angestrengt hätte.
Es waren zwei Wochen vergangen seit dem Picknick zum Unabhängigkeitstag und seit jener Nacht in der Scheune. Und in all den zwei Wochen hatte Mandy Mitch weder gesehen noch etwas von ihm gehört. Sie war nicht wirklich überrascht gewesen, das wäre wohl eher der Fall gewesen, wenn er angerufen oder tatsächlich vor ihrer Haustür erschienen wäre. Aber das hieß nicht, dass sie nicht enttäuscht war.
Es hatte sie hart getroffen, dass er sich einfach so von ihr abgewendet hatte, nachdem sie etwas so Wundervolles miteinander erlebt hatten, und fürchtete auch, dass ihre gemeinsame Nacht eine lebenslange Freundschaft zerstört haben könnte.
Und jetzt stand er vor ihr und sah sie ernst unter dem Rand seines schwarzen Stetsons an. Er schien nicht besonders erfreut darüber zu sein, sie zu sehen, aber Mitch hatte nicht mehr glücklich ausgesehen, seit Suzanne ihn verlassen hatte. Er war unrasiert und sah müde aus.
„Hi“, erwiderte er und holte ohne besondere Mühe das Mehl von dem Regal herunter. „Ist es das, was du wolltest?“
Sie nahm die Tüte entgegen und suchte verzweifelt nach einem lustigen Spruch, um die Spannung zu mildern und ihnen wieder zu der kameradschaftlichen Lockerheit zu verhelfen, die normal für sie gewesen war – bevor sie den Fehler begingen, miteinander zu schlafen.
„Hast du noch etwas vor?“, fragte er abrupt.
„Nein, nur nach Hause fahren und die Einkäufe einräumen“, antwortete sie.
„Hast du Zeit für eine Tasse Kaffee? Oder einen kleinen Imbiss?“
Sie warf einen Blick in ihren Einkaufswagen. Es war nichts dabei, das schmelzen oder schlecht werden könnte, wenn sie nicht sofort nach Hause fuhr.
Sie schluckte nervös bei dem Gedanken daran, was er ihr wohl sagen wollte, aber sie nickte. „Okay, ein bisschen Zeit habe ich.“
„Gut. Brauchst du noch etwas?“
Sie sah ein letztes Mal auf ihrer Liste nach und schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin fertig.“
Sie gingen zusammen den Gang hinunter. Mandy schob ihren Wagen. Mitch folgte einen Schritt hinter ihr. Das Klacken seiner Absätze auf dem harten Fliesenboden hallte laut wider, und Mandys Herz klopfte im selben nervösen Rhythmus.
Nachdem sie bezahlt hatte, half Mitch ihr, die Einkäufe zum Wagen zu tragen.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie, bevor sie sich hinter das Steuer setzte.
„Zu Rosie’s Café.“ Er zog den Stetson ein wenig tiefer in die Stirn, um sich vor der Mittagssonne zu schützen. „Wir treffen uns da.“
Zehn Minuten später saßen sie sich im hinteren Teil von Rosie’s Café in einer Sitzecke aus rotem Kunststoff gegenüber. Das Café befand sich im Herzen von Gabriel’s Crossing und gehörte zu den beliebtesten Treffpunkten der Stadt –ein kleines, gemütliches Lokal, wo jeder hinging, der deftige Hausmannskost mochte und den neuesten Klatsch hören wollte.
Die Mittagsgäste waren schon gegangen, und zum Abendessen würden sich die Leute erst in einigen Stunden einfinden. Als die Kellnerin kam, bestellten sie Kuchen und Kaffee und saßen anschließend in verlegenem Schweigen da.
Mandy faltete und entfaltete ihre Serviette, bis das Papier fast auseinanderfiel. Schließlich rappelte sie sich auf, legte die Hände flach auf den Tisch und sah Mitch direkt ins Gesicht.
„Worüber wolltest du mit mir sprechen?“, platzte sie heraus. Es war viel besser, endlich zum Punkt zu kommen, als sich die schlimmsten Dinge vorzustellen.
„Über uns.“
Sosehr sie sich auch für seine Antwort gewappnet hatte, das hatte
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