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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hier zu jemandem?«
    Kullmer hielt ihm seinen Ausweis hin und sagte: »Erraten. Danke, dass Sie uns die Tür aufgemacht haben, das erspart uns das lästige Klingeln.«
    Der junge Mann machte einen verdatterten Eindruck. Die Beamten stiegen in den Aufzug, der sie in den fünften Stock brachte. Siebetraten den Flur, es gab nur eine Tür. Ein Schild war daran angebracht, auf dem stand »Herzlich willkommen bei Walter, Sabine, Maria und Alexander.«
    Kullmer drückte auf den Klingelknopf, Schritte kamen näher. Die Sprechanlage wurde betätigt, Kullmer klopfte an die Tür. Eine noch recht junge, sehr hübsche Frau mit kurzen blonden Haaren und grünen Augen steckte den Kopf heraus und sah die drei fremden Personen misstrauisch an.
    »Frau Gebhardt?«, fragte Kullmer.
    »Ja, was ist?«
    »Könnten wir bitte Ihren Mann sprechen?«
    »Was wollen Sie von ihm? Er ist krank und möchte unter gar keinen Umständen gestört werden. Wer sind Sie überhaupt?«
    »Oh, Verzeihung, Hauptkommissarin Durant, Herr Hellmer und mein Name ist Kullmer. Wir arbeiten mit Walter momentan an einem sehr heiklen Fall und müssten ihn deswegen dringend sprechen.«
    »Er liegt im Bett, es geht ihm nicht gut.«
    »Das tut mir sehr Leid, wir müssten trotzdem etwas mit ihm besprechen. Ich garantiere Ihnen, es wird auch nicht allzu lange dauern. Dürften wir jetzt bitte eintreten?«
    Sie machte die Tür frei, ein kleines Kind schrie im Hintergrund. Ein Mädchen von vielleicht sechs oder sieben Jahren lugte neugierig aus seinem Zimmer. Die Wohnung war elegant und luxuriös eingerichtet. Sie erstreckte sich über zwei Etagen und war, so schätzte Durant, mindestens zweihundert Quadratmeter groß. Dicker Teppichboden schluckte jedes Geräusch, die vom Flur abgehenden Türen bestanden nicht aus dem üblichen Holz, das man in Baumärkten kaufen konnte, die Lampen waren in die Decke eingelassen. Die drei Kommissare sahen sich kurz an, und Hellmer flüsterte: »Für so ’ne Einrichtung braucht man mehr als nur das Gehalt eines Oberkommissars.«
    Sie folgten Sabine Gebhardt über die Treppe in den oberen Teil der Wohnung.
    »Warten Sie einen Moment, ich schaue kurz nach, ob er schläft.« Sie öffnete die Tür vorsichtig einen Spalt und sagte leise: »Hier sind zwei Männer und eine Frau, die dich sprechen möchten.«
    »Wer?«, kam es hart zurück. »Ich bin krank, hast du das denen nicht gesagt? Sag denen, die sollen wieder abhauen!«
    Sabine Gebhardt zog die Tür ebenso vorsichtig wieder zu und meinte mit einem entschuldigenden Lächeln: »Sie haben es vielleicht mitbekommen, aber …«
    Julia Durant trat vor und fragte: »Haben Sie Angst vor ihm?«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Sabine Gebhardt zurück. »Ich habe vor meinem Mann keine Angst.«
    »Hören Sie, wir werden jetzt da reingehen und uns mit ihm unterhalten. Und Sie sollten sich am besten nach unten begeben und mit Ihren Kindern spielen. Und machen Sie die Tür hinter sich zu.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Es könnte eine recht laute Unterhaltung werden. Bitte gehen Sie jetzt nach unten, und tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe.«
    »Nun, probieren Sie Ihr Glück«, erwiderte sie schulterzuckend und drehte sich um.
    Sie warteten, bis Sabine Gebhardt unten war. Durant ging voran und trat in das Zimmer. Gebhardt saß aufrecht im Bett und sah fern. Er wurde von einer Sekunde zur andern aschfahl und brachte keinen Ton heraus.
    »Na, Walter, hast du ein paar Tage Urlaub genommen?«, sagte Kullmer, setzte sich auf die Bettkante und gab Gebhardt einen kräftigen Schlag auf die Schulter. Er verzog das Gesicht, blieb aber ruhig. »Tja, wir sind trotzdem gekommen. Was gibt’s denn im Moment im Fernsehen? RTL, bloß so ’n blöder Film. Mach aus, los!«
    Gebhardt drückte den Knopf der Fernbedienung, und der Bildschirm wurde dunkel.
    »Was wollt ihr schon wieder?«
    »Tja«, sagte Kullmer in sanftem Ton, »was wollen wir schon wieder? Einiges haben wir ja bereits gestern von dir erfahren. Aber da ist noch was. Und sollte dir dazu keine passende Antwort einfallen,schleifen wir dich direkt aus dem Bett aufs Präsidium, wo du in eine dieser kleinen schmalen Zellen gesteckt wirst. Wir werden dich dem Haftrichter vorführen, und dann warten wir mal ab. Ich hab dir doch gestern ausdrücklich gesagt, dass ich dich heute im Präsidium sehen will. Und was machst du? Du feierst krank.«
    Kullmer hielt inne, nahm seinen Kaugummi aus dem Mund und klebte ihn auf den kleinen Tisch neben dem Bett. Dann wickelte er

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