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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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War es so?«
    »Ich weiß es nicht mehr!«
    »Okay, zieh dich an, du bist vorläufig festgenommen. Du hast das Recht, die Aussage zu verweigern und einen Anwalt zu Rate zu ziehen. Alles, was du von jetzt an sagst, kann vor Gericht gegen dich verwendet werden. Los, aufstehen und anziehen. Und sag deiner Familie Lebewohl, denn du wirst nicht mitkriegen, wie deine Kinder groß werden. Auf geht’s!«
    »Moment, Moment, nicht so schnell, okay. Ich war bei Andrejew, und er hat mir gesagt, dass er das Land verlassen will. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Und warum hast du nichts unternommen? Warum hast du zum Beispiel deinen Chef nicht eingeweiht? Sag’s mir, du gottverdammtes Arschloch!«
    »Es war doch nicht so wichtig. Andrejew hatte ja Kohle genug!«
    »Hatte? Habt ihr das auch gehört? Er hat in der Vergangenheit gesprochen. Seltsam, oder?«
    »He, he, was soll das hier werden?« Gebhardt wusste, dass er einengravierenden Fehler gemacht hatte, und sah die Kommissare mit vor Angst geweiteten Augen an. »Ich habe nichts getan.«
    »Also gut, Walter«, sagte Kullmer ruhig. »Du kannst dir alle Erklärungen sparen, denn du bist fertig, es ist aus und vorbei. Du warst der einzige Polizist, mit dem Andrejew gesprochen hat …«
    »Woher willst du das wissen?«, schrie Gebhardt.
    »Das Leben schlägt manchmal die seltsamsten Kapriolen. Gestern Abend war ein Journalist bei Andrejew, und Andrejew hat ihm alles haarklein erzählt. Wir haben auch das auf Band und obendrein schriftlich. Außer diesem Journalisten warst du der Einzige, mit dem Andrejew darüber gesprochen hat, wie und von wem er erpresst wurde. Er hat ihm und dir von der Entführung seiner Tochter berichtet und noch so einige andere Dinge mehr. Es ist nur dumm gelaufen, dass Andrejew ausgerechnet deinen Namen genannt hat. Und es gibt bloß einen Gebhardt im Präsidium.«
    »Ja, und weiter?«
    »Du bist neben dem Journalisten auch der Einzige, dem Andrejew erzählt hat, dass er heute abhauen würde. Nur, das hat nicht geklappt, und ich bin ganz sicher, du weißt auch, warum. Hauptkommissarin Durant wird es dir erklären.«
    Sie begab sich wieder ans Fußende des Betts und sah Gebhardt an. »Dr. Andrejew und seine Familie wurden gestern Abend oder heute Nacht umgebracht. Von einem oder mehreren Auftragskillern. Es ist ein furchtbarer Anblick zu sehen, wenn ein elf- oder zwölfjähriges Mädchen an ein Bücherregal gelehnt dasitzt, den Kopf zur Seite geneigt, die Augen offen, und da ist nichts als verkrustetes Blut und dieser ekelhaft süßliche Geruch. Herr Gebhardt, sollten Sie uns etwas zu sagen haben, dann tun Sie es jetzt. Wenn Sie jetzt nichts sagen, nehmen wir Sie mit und werden Sie noch heute dem Haftrichter vorführen. Das von Ihnen abgelegte Geständnis reicht aus, Sie für die nächsten Jahre hinter Gitter zu bringen. Wir werden im Übrigen heute Abend sämtliche Bordelle hochgehen lassen. Und sollten wir Sie mit dem Mord an der Familie Andrejew in Verbindung bringen, werden Sie lebenslänglich hinter Gittern verschwinden.«
    Mit einem Mal huschte für Sekundenbruchteile ein seltsames Lächeln über Gebhardts Gesicht. »Ich habe nichts dazu zu sagen. Ihr könnt mich gerne dem Haftrichter vorführen.«
    »Also gut«, ergriff Kullmer wieder das Wort, »dann zieh dich an. Und sag Lebewohl zu diesem Penthouse und zu deiner Familie.«
    »Wenn du meinst«, erwiderte Gebhardt ungerührt. Er stand auf, holte ein Hemd und eine Jeans aus dem Schrank, zog sich an, schlüpfte in seine italienischen Schuhe, kämmte sich das Haar und begab sich mit den Beamten nach unten.
    »Ciao, ihr Lieben«, sagte er zu seiner Frau und den Kindern, die sich im Wohnzimmer aufhielten. »Ich muss noch mal weg, bin aber bald wieder da.«
    Im Hausflur legte Kullmer Gebhardt Handschellen an und nahm ihn in seinem Wagen mit. Hellmer fuhr hinter ihm, Durant verabschiedete sich und machte sich auf den Weg nach Hause. Der Haftbefehl und die Einweisung in das Untersuchungsgefängnis waren nur eine Frage von wenigen Minuten. Hellmer und Kullmer brachten ihn noch am Abend in das Untersuchungsgefängnis nach Weiterstadt. Als Gebhardt von einem Wärter in seine Zelle geführt wurde, lächelte er wieder nur.

Donnerstag, 19.55 Uhr
    Julia Durant warf einen Blick in die Spüle, wo sich das Geschirr stapelte, wandte sich ab, nahm das Telefon und ließ sich auf die Couch fallen. Sie tippte die Nummer ihres Vaters ein. Er war der einzige Mensch, bei dem sie sich den ganzen Ballast von der Seele reden

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