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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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… Können Sie es mir sagen?«
    Julia Durant schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich leider nicht. Würden Sie mir aber trotzdem ein paar Fragen zu Ihrem Mann beantworten?«
    Ramona Wiesner zuckte mit den Schultern. »Natürlich. Es heißtja, dass man durch Fragen und Antworten selbst oft mehr erfährt als nur durch Grübeln. Fragen Sie.«
    »Ihr Mann war zweiundvierzig Jahre alt, richtig?«
    »Ja.«
    »Würden Sie Ihre Ehe als glücklich bezeichnen?«
    Ramona Wiesner lachte bitter auf. »Bis gestern ja. Bis gestern war ich der festen Meinung, den besten Mann der Welt zu haben. Und heute? Mir kommt es fast so vor, als wäre unsere scheinbar so glückliche Ehe nichts als eine Fassade gewesen.«
    »Hatten Sie je das Gefühl, dass eine andere Frau im Spiel war?«
    »Nein, zu keiner Zeit. Ganz im Gegenteil. Wissen Sie, eine Frau spürt, ob ihr Mann eine andere hat. Es mögen Kleinigkeiten sein, ab und zu später nach Hause kommen, seltsame Blicke, ein paar Bemerkungen, übertriebene Aufmerksamkeit, ein fremder Duft, man schläft kaum noch miteinander … Aber nichts von dem habe ich jemals bei ihm bemerkt. Wir hatten ein ausgefülltes Sexualleben. Er war nie länger ohne mich weg, außer die zehn- oder zwölfmal im Jahr, wenn er an der Diamantenbörse in Antwerpen zu tun hatte. Aber selbst dorthin hat er mich einige Male mitgenommen. Ich weiß nicht, wie er es angestellt hat, mich so hinters Licht zu führen.«
    »Sie sagen, Sie hatten ein ausgefülltes Sexualleben. Ich möchte jetzt nicht zu intim werden, aber was heißt das konkret?«
    Ramona Wiesner lächelte still, blickte auf ihre gefalteten Hände und sagte: »Mindestens zweimal in der Woche, manchmal auch öfter. Wir sind seit elf Jahren verheiratet, und bald wären es zwölf gewesen – wir haben am 8.8.88 geheiratet – und ich weiß von andern Ehen, in denen schon nach recht kurzer Zeit die Lust am Partner geschwunden ist. Bei uns war es aber nicht so. Ganz im Gegenteil. Er war vom ersten Tag an immer sehr um mich bemüht, hat mich mindestens zweimal täglich vom Geschäft aus angerufen und hat mir einfach so ab und zu ein Geschenk mitgebracht, aber es waren keine Geschenke nur um des Schenkens willen, er hat sich stets Gedanken gemacht. Ich hatte jedes Mal das Gefühl, er will mich einfach nur glücklich machen. Und das hat er, ich war die glücklichste Frau derWelt. Er war der Mann, den ich mir immer gewünscht hatte, und ich war sicher, unsere Liebe würde halten, bis wir alt und runzlig sind, und eines Tages würden wir gemeinsam sterben, Hand in Hand. Und jetzt ist er weg, und ich bin noch da.«
    »Es gab also zu keiner Zeit Anzeichen dafür, dass er eine Geliebte hatte?«
    »Nein, absolut nicht. Ich hätte das gespürt. Allerdings sieht man, wenn man blind vor Liebe ist, vielleicht vieles durch eine rosarote Brille. Womöglich war das mein Fehler. Ich habe einfach die Warnsignale nicht beachtet.«
    »Nein, so sollten Sie das nicht betrachten. Aber eine andere Frage – was haben Sie genau gesehen, als Sie gestern in das Zimmer gekommen sind?«
    Ramona Wiesner blickte die Kommissarin mit gerunzelter Stirn an. »Ich weiß nicht genau, was Sie meinen.«
    Julia Durant schloss für einen Moment die Augen und berührte kurz mit einem Finger ihre Nase. »Lassen Sie mich die Frage anders formulieren. Wie ist Ihr gestriger Tag abgelaufen?«
    »Wir sind wie jeden Morgen gegen halb acht aufgestanden, haben gefrühstückt, danach hat sich mein Mann von mir verabschiedet und ist ins Geschäft gefahren.«
    »Nach Frankfurt?«
    »Ja.«
    »Hat er Sie gestern im Laufe des Tages angerufen?«
    »Ja, das war gegen Mittag. Er sagte, es würde etwas später werden, er habe noch einen privaten Kundentermin um vier. Er sei aber gegen sechs zu Hause.« Sie lachte erneut bitter auf und fuhr fort: »Wenn ich blöde Kuh nur geahnt hätte, um was für einen Termin es sich gehandelt hat. Ich sag ja, die rosarote Brille …«
    »Kam so etwas öfter vor?«, wollte Durant wissen.
    »Private Kundentermine?« Ramona Wiesner verzog die Mundwinkel ein wenig und antwortete: »Hin und wieder. Sie müssen wissen, mein Mann war ein Experte für Diamanten. Und er hatte Kunden, die bisweilen recht ausgefallene Wünsche hatten und die es liebersahen, wenn er zu ihnen nach Hause kam. Oder man hat sich in unserer Wohnung in der Kennedyallee getroffen. Doch das war natürlich nicht die Regel.«
    »Und wenn er diese Termine hatte, hat er sich dann an verabredete Zeiten gehalten?«
    »Ja.«
    »Sie

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