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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gegen dieses Magazin und dessen unseriöse Berichterstattung.
    Sie wandte ihre Gedanken wieder Ramona Wiesner zu.
    »Hat sich ein Arzt um Sie gekümmert?«
    »Es hat mich jemand nach Hause gefahren, ich habe eine Spritze bekommen, die aber nicht viel geholfen hat. Ich habe meine Eltern angerufen und sie gebeten, die Kinder abzuholen, und ich habe auch dem Au-pair-Mädchen gesagt, dass es heute und in den nächsten Tagen frei hat. Ich wollte nur allein sein.«
    »Hat Ihr Mann getrunken?«, fragte die Kommissarin.
    Ramona Wiesner sah Durant mit zusammengekniffenen Augen an und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Was meinen Sie mit getrunken?«
    »Alkohol. Hat Ihr Mann des Öfteren Alkohol getrunken?«
    »Wie kommen Sie darauf? Mein Mann war ein überzeugter Abstinenzler.Seit wir uns kennen, habe ich ihn nie auch nur einen Tropfen Alkohol anrühren sehen. Nicht einmal zu Silvester hat er mit Champagner angestoßen, sondern immer mit einem Glas Fruchtsaft. Aber warum fragen Sie?«
    »Ihr Mann hat wirklich nie Alkohol getrunken?«, hakte Durant noch einmal nach. Alles in ihr vibrierte, sie wurde immer nervöser, holte die Schachtel Zigaretten aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich rauche?«
    »Hier draußen können Sie ruhig rauchen. Warten Sie, ich hole Ihnen einen Aschenbecher.« Ramona Wiesner stand auf und kehrte wenig später mit einem Kristallaschenbecher zurück. Sie lehnte sich gegen das Geländer, das an einer Seite der Terrasse angebracht war, und sah die Kommissarin durchdringend an.
    »Mein Mann hat, und das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist, nie Alkohol getrunken. Das wüsste ich. Er ist sogar einige Male dafür von Freunden und Bekannten aufgezogen worden. Er hat weder geraucht noch getrunken.«
    »Seltsam«, erwiderte Julia Durant und erhob sich ebenfalls, »bei Ihrem Mann wurde ein Blutalkoholwert von 1,9 Promille festgestellt. Können Sie sich das erklären?«
    »Bitte was?«, entfuhr es Ramona Wiesner. Sie blickte die Kommissarin mit weit aufgerissenen Augen ungläubig an. »Andreas hatte was? 1,9 Promille? Das ist doch absolut lächerlich, das kann nicht sein! Sie müssen sich irren! Ganz bestimmt irren Sie sich.«
    »Nein, unser Rechtsmediziner hat es mir vorhin gesagt. Und die Frau hatte 2,3 Promille. Es ist eine Tatsache«, entgegnete Durant ruhig.
    Ramona Wiesner löste sich vom Geländer und lief im Kreis. »Okay, Sie sagen, mein Mann hatte 1,9 Promille. Das ergibt keinen Sinn, das ist einfach schwachsinnig. Aber gut, aber gut, gehen wir davon aus, Ihr Rechtsmediziner hat Recht.« Sie blieb direkt vor Julia Durant stehen und sah sie forschend an. »Dann geht hier irgendetwas vor, das ich noch nicht begreife. Aber irgendwann werde ich es.Er hätte nie Alkohol angerührt. Ihn ekelte allein schon der Geruch. Wenn jemand neben ihm stand und nach Schnaps oder Bier roch, stellte er sich woanders hin. Er hasste Alkohol.«
    »Gibt es einen Grund dafür?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es bei unseren Festen keinen Alkohol gab. Mein Mann verstand es hervorragend, aus allerlei Säften und Früchten die leckersten Cocktails herzustellen, und keiner brauchte hinterher Angst vor einer Polizeikontrolle zu haben.«
    Julia Durant zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette und drückte sie im Aschenbecher aus.
    »Wie sieht es bei Ihnen mit Waffen aus?«, fragte sie weiter.
    »Beruflich bedingt hat mein Mann natürlich eine Waffe. Wir haben eine hier zu Hause und eine im Geschäft. Aber keine von ihnen ist jemals benutzt worden«, antwortete Ramona Wiesner mit fester Stimme.
    »Wissen Sie, um welche Marken es sich handelt?«
    »Wenn Sie einen Augenblick warten, ich brauch nur schnell in den Unterlagen nachzusehen.«
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte Durant lächelnd.
    Sie ging über die Terrasse auf den weitflächigen gepflegten Rasen und stellte sich für einen Moment an den Swimmingpool. Die Sonne hatte sich rechts von ihr hinter den Bäumen versteckt. Und ihre innere Stimme wurde immer lauter und lauter. Und sie wusste, sie konnte sich auf diese Stimme verlassen. Schon als Kuhn ihr von dem Fall erzählt hatte, hatte sie ein merkwürdiges Kribbeln in der Magengegend verspürt, und allmählich wurde aus einer anfänglich vagen Vermutung immer mehr die Gewissheit, dass der angebliche Selbstmord von Wiesner gar keiner war. Doch das zu beweisen würde sehr schwer werden und die Hintergründe aufzudecken noch schwerer. Vor allem, was hatte Wiesner mit einer

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