Das Syndikat der Spinne
dir bekommen kann.«
»Und was ist es?«, fragte Natascha und neigte den Kopf ein wenig zur Seite.
»Das kann ich mit Worten nicht ausdrücken. Vielleicht nur so viel – ich fühle mich einfach wohl in deiner Nähe. Ich habe michniemals zuvor einem Menschen so verbunden gefühlt wie dir. Reicht dir das als Antwort?«
»Wir sprechen ein andermal darüber. Komm, wir räumen den Tisch ab und gehen noch ein bisschen im Holzhausenpark spazieren. Die frische Luft wird uns gut tun.«
Sie blieben bis um zwölf im Park, setzten sich eine Weile auf eine Bank, standen vor dem Weiher am Holzhausenschlößchen und gingen Hand in Hand nach Hause. Daniel Laskin wusch sich die Hände und das Gesicht und kämmte sich das dichte Haar. Dann nahm er Natascha in den Arm. »Wünsch mir Glück, ich werde es brauchen.«
»Viel Glück«, sagte Natascha und schmiegte sich an ihn. »Viel, viel Glück. Auf dass dieser Albtraum bald ein Ende hat.«
Um kurz nach halb eins verließ Daniel Laskin die Wohnung. Natascha sah ihm vom Fenster aus hinterher, wie er zu seinem Auto ging, einstieg, ihr noch einmal zuwinkte und losfuhr. Sie blieb noch am Fenster stehen, rauchte eine Zigarette und dachte über die letzten Stunden nach.
Freitag, 10.00 Uhr
Der Bericht der Rechtsmedizin traf ein, als Julia Durant gerade zur Toilette wollte. Sie überflog ihn nur, da sie ja in etwa wusste, was drinstand. Todeszeitpunkt von Igor Andrejew: Mittwoch, 21. Juni 2000, zirka 19.00 Uhr. Zwei Schusswunden, eine im Kopf und eine in der linken Brust. Schließlich das Obduktionsergebnis der andern Mitglieder der Familie Andrejew. Außer den Schusswunden weder bei Andrejew noch bei seiner Frau oder den Kindern irgendwelche weiteren Anzeichen von Gewaltanwendung. Den Rest las sie nicht mehr.
Sie legte den Bericht auf den Tisch, ging zur Toilette, wusch sich die Hände und das Gesicht und zog anschließend die Lippen etwas nach. Wieder in ihrem Büro, schenkte sie sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. Ein Blick auf die Uhr, halbelf. Sie hatte noch eine Stunde Zeit, bis sie sich auf den Weg zum Sossenheimer Friedhof machen musste. Sie wollte sehen, wer alles zur Beisetzung von Andreas Wiesner kommen würde und ob sie bekannte oder unbekannte Gesichter antraf. Sie hatte ihren Kaffee getrunken und noch einmal sämtliche Akten durchgeblättert, als das Telefon bei Berger läutete. Er hob ab, meldete sich, sprach etwa zwei Minuten mit gedämpfter Stimme mit dem Anrufer und legte wieder auf. Anschließend kam er in Durants Büro und sah sie mit diesem seltsamen Blick an, der nichts Gutes verhieß.
»Das war eben Küchler. Halten Sie sich fest, Gebhardt ist tot.«
»Bitte was?«, entfuhr es Julia Durant. Sie stand auf und ging zum Fenster. Ihre Stimme klang kehlig, als sie fragte: »Wie?«
»Er wurde erstochen in der Dusche gefunden.«
»Erstochen in der Dusche?«, wiederholte sie wie gelähmt.
»Tja, da steckt wohl eine gewaltige Sauerei dahinter.«
»Und weiß man schon, wer …«
»Nein.«
Die Kommissarin ließ den gestrigen Abend, als sie Gebhardt verhaftet hatten, noch einmal vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Auf einmal drehte sie sich abrupt um und sagte mit unüberhörbarer Ironie: »Wie war das gestern Abend gleich noch mal? Gebhardt sagte zu seiner Frau, als er sich verabschiedete, er sei bald wieder zu Hause. Frank, Peter, könnt ihr mal bitte kommen!« Als sie in ihrem Büro standen, fragte Julia Durant: »Erinnert ihr euch noch an die letzten Worte von Gebhardt, als wir ihn abführten?«
Beide überlegten, und Kullmer antwortete: »Er hat gegrinst und gemeint, er sei bald wieder da.«
»Genau. Und was sagt uns das?«
»Um was geht’s denn überhaupt?«
»Gebhardt wurde tot in seiner Zelle aufgefunden. Küchler wollte ihm gerade einen Besuch abstatten. Und jetzt ratet mal, wie er zu Tode gekommen ist?«
»Keine Ahnung, aber du wirst es uns bestimmt gleich verraten«, meinte Hellmer nur.
»Er wurde heute Morgen erstochen. In der Dusche.« Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah in die Runde. »Da will jemand partout nicht, dass wir den Fall lösen. Aber wer?«
»Küchler?«, fragte Hellmer.
»Herr Hellmer!«, fuhr Berger ihn an. »Ich rate Ihnen dringend, etwas vorsichtiger in Ihren Äußerungen zu sein.«
»Okay, dann eben Blumenthal«, entgegnete Hellmer trocken und grinste dabei.
»Ihnen ist auch nicht zu helfen«, sagte Berger kopfschüttelnd.
»Chef«, sagte Durant, »wie heißt es
Weitere Kostenlose Bücher