Das Syndikat der Spinne
muskulösen Eindruck.
»Das Gleiche wie Sie«, antwortete Durant, die seinen Blick erwiderte und dann für einen Moment aus dem Fenster sah, wo Skater auf einem kleinen Platz ihre Kunststücke vorführten.
Sie entschieden sich beide für ein großes Steak mit Kartoffel in Folie sowie Salat. Nachdem der Kellner die Bestellung aufgenommen hatte, sagte Laskin: »Haben Sie die Fotos dabei?«
»Ja, natürlich. Hier.« Durant legte die Fotos von Andreas Wiesner und Helena Maric auf den Tisch. Laskin nahm beide in die Hand, lehnte sich zurück und betrachtete sie eingehend.
»Ihn kenne ich nicht«, sagte er nach ein paar Sekunden, »aber Frau Maric habe ich schon einmal gesehen.«
Julia Durant blickte Laskin überrascht an und fragte gespannt: »Wo haben Sie sie gesehen?«
»Daran kann ich mich nicht mehr genau erinnern«, antwortete Laskin, »ich weiß nur, dass mir ihr Gesicht bekannt vorkommt. Und ich vergesse nie ein Gesicht. Ich habe so etwas wie ein fotografisches Gedächtnis.«
Die Kommissarin merkte sofort, dass Laskin nicht die volle Wahrheit sagte, es war zum einen der Ton seiner Stimme, zum andern seine Körperhaltung. Er wollte nicht sagen, woher er sie kannte, doch Durant ließ nicht locker.
»Herr Laskin, versuchen Sie sich bitte zu erinnern. Sie haben doch eben selbst erklärt, sie hätten ein fotografisches Gedächtnis. Dann sollten Sie mir eigentlich auch sagen können, woher Sie Frau Maric kennen.«
»Es war irgendein Empfang, aber fragen Sie mich nicht, bei wem. Ich weiß nur, dass sie die meiste Zeit an der Bar gesessen und die Leute beobachtet hat. Sie ist mir deswegen aufgefallen.«
Julia Durant stützte die Ellbogen auf den Tisch, legte die Hände aneinander und berührte mit den Fingerspitzen die Nase. »Und wie lange ist das her?«
»Keine Ahnung, ein oder zwei Jahre.«
»War Ihre Freundin auch mit auf diesem Empfang?«
»Ja, Irina war mit mir dort.«
»Und wo hat dieser Empfang stattgefunden?«
»Gleich hier in der Nähe von Frankfurt, soweit ich weiß.«
»So, gleich hier in der Nähe«, erwiderte Durant mit spöttisch heruntergezogenen Mundwinkeln und leichtem Nicken und beugte sich weit nach vorn. »Soll ich Ihnen etwas sagen: Ich glaube, dass Sie mir bewusst etwas verheimlichen. Warum spielen Sie dieses Spiel mit mir? Trauen Sie mir nicht? Oder was ist es sonst?«
Laskin ließ sich still vor sich hin lächelnd mit der Antwort Zeit. »Kann ich Ihnen denn trauen?«
»Probieren Sie’s aus. Was haben Sie schon zu verlieren?«, fragte sie zurück.
»Eine ganze Menge, Frau Kommissarin.«
»Und was?«
Daniel Laskin schluckte, sein Blick schien weit entfernt. Julia Durant kam es vor, als würde er durch sie hindurchschauen, auf irgendeinen Punkt, den nur er selbst sehen konnte.
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Was haben Sie zu verlieren?«
Laskin sagte langsam und leise: »Mein Leben, und unter Umständen das Leben von Natascha. Reicht Ihnen das?«
»Warum fürchten Sie um Ihr Leben? Sind Sie in kriminelle Machenschaften verwickelt, wovon ich wissen sollte?«, fragte sie scharf, denn sie war nicht gewillt, irgendwelche Kompromisse mit einem Verbrecher einzugehen. Sie hatte es nie getan und beabsichtigte, sich auch in Zukunft an diesen Grundsatz zu halten.
»Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen. Ich will erst einen Beweis dafür, dass ich Ihnen bedingungslos vertrauen kann. Und zwar wirklich bedingungslos. Vorher werde ich nicht mit Ihnen kooperieren.«
»Und wie stellen Sie sich diesen Beweis vor? Soll ich mit Ihnen vielleicht ins Bett gehen?«, fragte sie wieder in diesem spöttischen Ton.
Laskin wurde mit einem Mal ernst, und er antwortete noch leiser als vorher, doch ebenfalls scharf: »Frau Durant, das ist kein Spiel, und hören Sie bitte auf mit mir zu sprechen, als wäre ich ein Don Juan. Das war ich nie und werde es auch nie sein. Aber gut, Sie möchten von mir wissen, welchen Beweis Sie mir geben können. Sagen Sie mir alles, was Sie bisher über die Morde wissen …«
Julia Durant hob kurz die Hand. Ihre Gesichter waren nur ein paar Zentimeter voneinander getrennt. »Und woher soll ich wissen, dass Sie damit nicht hausieren gehen? Oder Ihren ganz persönlichen Rachefeldzug durchziehen? Können Sie mir garantieren, dass Sie das nicht tun?«
Laskin nickte. »Ich garantiere es Ihnen nicht nur, ich schwöre es bei Gott. Und sollte ich diesen Schwur brechen, dann soll er mich dem Höllenfeuer übergeben.«
Durant überlegte, sah Laskin in die Augen und
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