Das Syndikat der Spinne
möchte Sie bitten, herauszufinden, inwieweit sie Kontakte zu kriminellen Gruppierungen unterhält. Ihr Haus wird im Übrigen zur Zeit durchsucht.«
»Ach, das ist ja sehr interessant, dass wir das auch mal erfahren. Von wem und weshalb wird es durchsucht?«
»Ich habe Kollegen vom OK damit beauftragt, die ja momentan direkt mit Ihrer Abteilung zusammenarbeiten.«
Julia Durant schlug die Beine übereinander, faltete die Hände und sah Küchler von der Seite an. »Unter Zusammenarbeit stelle ich mir aber etwas anderes vor, Dr. Küchler. Offensichtlich gibt es unterschiedliche Definitionen von Zusammenarbeit. Für mich hat in der Vergangenheit Zusammenarbeit immer bedeutet, dass man kooperiert. Nun, was soll’s, die Zeiten ändern sich eben. Und wonach wird in Frau Wiesners Haus gesucht?«
»Frau Durant, das können Sie sich doch denken.«
»Nein, kann ich nicht«, sagte Durant kühl und scharf. »Und vielleicht erklären Sie mir auch einmal, weshalb Frau Wiesner nicht von uns, sprich Herrn Hellmer und mir, die wir ja beide noch Bereitschaft haben, sondern von Kollegen vom KDD verhaftet wurde und warum auch die Hausdurchsuchung durchgeführt wird, ohne dass einer oder zwei Beamte aus unserer Abteilung dabei sind?«
Küchler sah Durant mit stechendem Blick an, zog die Stirn in Falten und antwortete: »Schon mal etwas von Gefahr im Verzug gehört? Wir müssen verhindern, dass jemand vor uns das Haus auf den Kopf stellt und möglicherweise wichtige Unterlagen beiseite schafft. Und die Kollegen vom KDD waren nun mal sofort verfügbar.«
Julia Durant lachte kehlig auf und schüttelte den Kopf. »Augenblick, heißt das etwa, dass Sie Frau Wiesner allen Ernstes verdächtigen, Bestandteil einer kriminellen Vereinigung zu sein? Kommen Sie, das ist geradezu lächerlich.«
»Frau Durant, ich finde die Morde, die in den letzten Tagen geschehen sind, alles andere als lächerlich«, entgegnete er ebenfalls scharf. »Und sollte Frau Wiesner auch nur im Geringsten darin involviert sein, aktiv oder passiv, werde ich mit aller Härte gegen sie vorgehen. Nur damit Sie Bescheid wissen. Und diese Anweisung kommt nicht von mir, sondern von Generalstaatsanwalt Blumenthal, mit dem ich mich übrigens nachher noch treffen werde. Sie erinnern sich an die Pressekonferenz gestern, als er dem organisierten Verbrechen den Kampf angesagt hat? Das ist genau das, was wir jetzttun werden – kämpfen. Und ich möchte Ihnen dringendst raten, sich kooperativ zu verhalten. Sollte ich merken, dass Sie Ihr eigenes Ding durchziehen und Beweismaterial …«
»Dr. Küchler«, erwiderte Durant noch eine Spur schärfer, »ich habe keine Ahnung, weshalb Sie anfangen, mir Sachen zu unterstellen und mir zu drohen. Ich habe mir in all den Jahren, seit ich in Frankfurt bin, nichts zuschulden kommen lassen. Und wenn Sie tausendmal der Oberstaatsanwalt sind, so möchte ich Sie doch in aller Form bitten, einen gemäßigteren Ton mir gegenüber anzuschlagen. Und wenn wir schon bei Beweismaterial sind, ich erwarte, dass unserer Abteilung Einblick in sämtliches sichergestellte Beweismaterial gewährt wird. Die gleiche Kooperation, die Sie von mir beziehungsweise unserer Abteilung verlangen, verlange ich auch von Ihnen und allen anderen Abteilungen. Ansonsten wird es keine Kooperation geben.«
Küchler lächelte süffisant, wofür Durant ihm am liebsten in das leichenblasse Gesicht geschlagen hätte, bevor er entgegnete: »Selbstverständlich bekommen Sie das Beweismaterial, Frau Durant. Und wir werden natürlich kooperieren, das ist doch in unser aller Sinn. Aber um noch mal auf das eben Gesagte zurückzukommen, Sie kennen meine Meinung und meinen Standpunkt, der im Übrigen völlig deckungsgleich mit dem von Dr. Blumenthal ist. Ich, das heißt wir erwarten lediglich vollen Einsatz, das ist alles. Den erwarte ich von Ihnen genauso wie von allen andern Beamten.«
»Wenn Sie es wünschen«, sagte Durant und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
»Ich weiß zwar nicht, was daran so lustig ist«, sagte Küchler, »aber wir haben hier eine erste ganz heiße Spur. Selbstverständlich darf vorerst nichts davon an die Presse dringen. Ich gebe Ihnen Bescheid, wann wir den Zeitpunkt für angemessen halten, die Öffentlichkeit zu informieren. Das Geständnis von Frau Wiesner haben Sie doch sicherlich auf Band.«
»Wie Ihnen eigentlich bekannt sein sollte, ist es üblich, bei Verhören ein Band mitlaufen zu lassen. Sagen Sie mir doch bitte, Dr.Küchler, wie
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