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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Minuten. Haben Sie ihm denn gesagt, wo sich die Pistole und der Koffer befinden?«
    »Nein.«
    »Und trotzdem ist er schon nach knapp fünf Minuten mit beidem wieder unten erschienen. Was ist dann passiert?«
    »Sie haben mir Handschellen angelegt und sind mit mir hierher gefahren.«
    »Hat man Ihnen während der Fahrt schon Fragen gestellt?«
    »Nein, erst hier. Das heißt, sie haben mir eine Frage gestellt, als wir noch im Haus waren. Sie wollten wissen, ob ich mir die Sachen im Koffer angeschaut und ob ich irgendwas herausgenommen und versteckt habe.«
    »Und was haben Sie geantwortet?«
    »Dass ich den Koffer noch nicht angerührt hätte. Ich weiß auch nicht, weshalb ich das gesagt habe.« Sie verzog die Mundwinkel und sah die Kommissarin entschuldigend an.
    »Vorhin haben Sie mir aber erzählt, und das ist leider auch auf Band, dass Sie den Koffer geöffnet haben. Gut, kann man nichts machen. Als Sie hier verhört wurden, waren es da dieselben Beamten, die Sie auch verhaftet haben?«
    »Nein, nur einer von ihnen war dabei und ein Mann, den ich erst hier kennen gelernt habe.«
    »Können Sie sich an seinen Namen erinnern?«
    »Nein, warum?«, fragte Ramona Wiesner erstaunt. »Er hat sich mir nicht vorgestellt.«
    »Wo sind Sie vernommen worden beziehungsweise wo hat man versucht Sie zu vernehmen?«
    »In einem Büro.«
    »Und da stand kein Namensschild an der Tür oder auf dem Tisch?«
    »Ob an der Tür eins war, kann ich nicht sagen, aber auf dem Tisch, nein. Nein, ganz sicher nicht.«
    »Doch Sie würden die Männer wiedererkennen, die Sie verhaftet und vernommen haben?«
    »Ja.«
    »Wie lange hat die Vernehmung gedauert?«
    »Keine Ahnung, zehn oder fünfzehn Minuten, dann wurde ich in diese Zelle gebracht.«
    »Was hat man Ihnen gesagt?«
    »Eigentlich gar nichts weiter, sie wollten nur immer wieder wissen, weshalb ich Thomas umgebracht habe. Ich habe geschwiegen, weil ich mit Ihnen sprechen wollte. Als ich aus dem Zimmer in die Zelle geführt wurde, habe ich nur noch gehört, wie der eine zum andern gesagt hat: ›Dieses kleine Biest würde ich gerne mal durchficken.‹ Und dann: ›Schade, dass man hier nicht alleine ist.‹ Und der andere hat gemeint, er könne sich sogar einen flotten Dreier vorstellen, weil ich es bestimmt nötig hätte, nachdem mein Alter abgemurkst worden sei.«
    »Sind Sie sicher, dass sie diese Worte benutzt haben?«
    »Ich habe ein sehr gutes Gehör, Frau Durant. Sie haben genau das gesagt.«
    »Ah ja. Ich brauche jetzt noch ein paar Details zu dem Terminplaner und den Aktenordnern. Wie sieht der Planer aus? Wie groß, welche Farbe?«
    »Ein normal großer Planer mit sechs Ringen. Er ist aus bordeauxrotem Leder, und vorne drauf stehen die Initialen T.W.«
    »Und die Aktenordner?«
    »Es sind fünf oder sechs Klarsichtordner, alle von unterschiedlicher Farbe. Grün, gelb, blau, rot, weiß, und ich meine, es war auch ein schwarzer dabei. Ja, ich bin ganz sicher, es sind sechs. Warum fragen Sie?«
    »Ich brauche so detaillierte Angaben wie möglich. Frau Wiesner, Sie haben nicht nur mir, sondern auch sich sehr geholfen. Danke. Und Kopf hoch, ich kann es nur noch einmal betonen.«
    Ramona Wiesner lächelte verkniffen. Julia Durant klopfte an die Stahltür, der Schlüssel wurde umgedreht, und sie wollte bereits die Zelle verlassen, als Ramona Wiesner ihr nachrief: »Frau Durant, mir fällt da noch was ein. Ich weiß nicht, ob es von Belang ist, aber …«
    »Warten Sie einen Moment.« Und zu dem Wärter: »Machen Sie noch mal zu.« Sie wartete, bis der Schlüssel umgedreht wurde und setzte sich zu Ramona Wiesner. »Es gibt im Augenblick nichts, was nicht von Belang sein könnte. Also, was ist Ihnen noch eingefallen?«
    »Nun, ich habe ein bisschen Musik gehört, nachdem ich im Arbeitszimmer war, und bin dann ins Schlafzimmer gegangen, habe das Licht ausgemacht und mich aufs Bett gelegt. Aber ich konnte nicht einschlafen, weil ich innerlich so aufgewühlt war, und so bin ich nach ein paar Minuten wieder aufgestanden. Ich habe mich ans Fenster gestellt, wie ich das immer mache, wenn ich mal nicht schlafen kann, und habe durch den Vorhang nach draußen geschaut. Einfach so. Auf der andern Straßenseite hat ein Auto gestanden, ich weiß nicht, was für ein Modell, aber ich habe gesehen, wie sich jemand, ich glaube, es war der Fahrer, mit einem Feuerzeug eine Zigarette angezündet hat. Das ist mir wirklich gerade eben erst eingefallen, nachdem Sie mir die Fragen gestellt haben. Es kann

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