Das Syndikat der Spinne
eines Tages zusammen sein würden.«
»Sind wir denn zusammen?«, fragte sie mit auf einmal melancholischer Stimme. »Ich sehe es noch nicht, zumindest so lange nicht,bis du nicht die ganze Wahrheit gesagt hast. Du hast nämlich auch mir noch längst nicht alles gesagt. Hab ich Recht?«
»Manchmal ist es besser und auch sicherer zu schweigen. Irgendwann wirst du aber die ganze Wahrheit erfahren. Hab noch ein wenig Geduld. Und denk dran, ich will dich nicht verlieren.«
»Dann sei einfach nur ehrlich zu mir. Bitte.«
Er nickte, stand auf und verließ die Wohnung. Laskin fuhr ins Westend, setzte sich vor sein Notebook, stellte eine Verbindung zum Zentralcomputer her und gab noch einmal den Namen Pierre Doux ein. Nichts. Er war zwar für die Logistik bestimmter Transporte verantwortlich, aber über die andern Aktivitäten wie zum Beispiel Geldwäsche oder Auftragsmorde und vor allem, wie er Zugang zu den Hintermännern bekommen konnte, wusste er nur sehr wenig Bescheid, da sämtliche Aufgabengebiete streng voneinander getrennt waren. Er kannte zwar einige Personen, die die Kontakte zu den Killern herstellen konnten, allerdings wäre es zu riskant gewesen, einen von ihnen zu fragen, denn eine Frage hätte sofort eine Gegenfrage zur Folge gehabt, wie etwa die, wozu er einen »Cleaner«, wie die Auftragskiller hier genannt wurden, brauche. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen, um herauszufinden, wer in der vergangenen Woche in Frankfurt Säuberungsaktionen vorgenommen hat. Doch im Augenblick kam nur einer in Frage – Pierre Doux.
Laskin nahm die Liste zur Hand, auf der die Namen derjenigen vermerkt waren, die in den letzten Tagen mehrere Male in Frankfurt waren. Immer wieder stieß er auf den Namen Pierre Doux. Er war am vergangenen Wochenende und von Dienstag bis Donnerstagmorgen in Frankfurt gewesen, also genau an den Tagen, an denen auch Andreas Wiesner und Irina Puschkin sowie Helena Maric und die Andrejews ermordet worden waren. Pierre Doux war der Mann, nach dem ihn die Kommissarin gefragt hatte. Und Pierre Doux war derjenige, den er suchen und auch finden würde.
Er wölbte die Lippen, überlegte, ob er Julia Durant einweihen sollte, stand auf, goss sich ein Glas Wasser ein und stellte sich ans Fenster. Es regnete immer noch, und es war sehr kühl in der Wohnung.Er zog sich eine Jacke über und verwarf den Gedanken, die Kommissarin zu informieren, Stattdessen beschloss er, allein zum Marriott-Hotel zu fahren, um dort ein paar unverfängliche Fragen zu stellen. Vielleicht bekam er auf diesem Weg einiges über Doux heraus. Es war zumindest einen Versuch wert. Wenn nicht anders, würde er den Ausweis, der ihn als Interpolbeamten auswies, vorzeigen. Er nahm rein instinktiv sein Notebook mit, weshalb, konnte er nicht sagen, und legte es auf den Beifahrersitz.
Er brauchte kaum fünf Minuten, bis er an der Senckenberganlage einen Parkplatz fand. Er stieg aus, schloss ab und begab sich durch die jetzt kaum frequentierte Halle zur Rezeption. Ein junger Mann und eine junge Frau standen hinter dem Tresen. Zielstrebig ging er auf die junge Frau in dem dunkelblauen Kostüm zu. Sie war etwas kleiner als er, hatte kurze rotblonde Haare, ein paar Sommersprossen auf der Nase, sehr schlanke Hände und fast fragile Finger, deren Nägel in zartem, unaufdringlichem Rosa lackiert waren. Die harmonisch geschwungenen Lippen waren in dem gleichen Rosa geschminkt, ihre Haut war fast porenlos und sah aus wie feinster Alabaster. Ein Gesicht, das der Eleganz dieses Hotels alle Ehre machte. Ihre grünen Augen blitzten kurz auf. Sie schenkte ihm ein unverbindliches Zahnpastalächeln und fragte mit warmer Stimme: »Guten Tag, kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Unter Umständen«, sagte Laskin und stützte sich mit beiden Händen auf den Tresen. »Vergangenes Wochenende und auch von Dienstag bis Donnerstag ist bei Ihnen ein Gast abgestiegen, sein Name ist Monsieur Doux. Pierre Doux. D-o-u-x. Wir hatten geschäftlich miteinander zu tun, und ich versuche ihn seit Donnerstag vergeblich zu erreichen. Wissen Sie vielleicht, ob er in den nächsten Tagen wieder vorhat zu kommen?«
»Herr …«
»Grabowski, David Grabowski. Entschuldigen Sie, dass ich mich nicht vorgestellt habe.«
»Herr Grabowski, ich darf Ihnen über unsere Gäste leider keine Auskunft geben. Es tut mir Leid, aber …«
»Hören Sie, ich weiß, dass Monsieur Doux aus Nizza gekommen ist und dort auch wohnt, und es geht um ein Millionengeschäft. Seine Sekretärin
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