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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hätte nie Nein sagen können, zumindest als Erwachsener nicht, denn ein Nein hätte unweigerlich meinen Tod bedeutet. Aber Gott, ich bereue trotzdem, was ich getan habe, und wenn Du mich immer noch als Deinen Sohn ansiehst, dann hilf mir, das alles zu überstehen. Ich möchte nur ein friedliches Leben mit der Frau führen, die ich über alles liebe.
    Er hörte nicht mehr auf die Musik, er trommelte nicht mehr auf das Lenkrad, er schaute nur zu, wie der Regenbogen allmählich verblasste und die Sonnenstrahlen das Nass der Straße aufsaugten. Er kurbelte das Fenster herunter, warf einen Blick auf die Uhr und fragte sich, ob dieser Regenbogen ein Zeichen gewesen war. Er hatte keine Angst vor Gott, keine Angst vor Strafe, er fühlte sich auf einmal unerklärlich gut.
    Die halbe Stunde war fast um. Er stieg aus, ging mit langsamen Schritten zum Hotel und wartete fünf Minuten, bis sie herauskam. Sie hatte sich der Uniform entledigt und trug jetzt ein kurzes hellblaues Kleid und darüber eine Sommerweste. Sie kam auf ihn zu und sagte: »Wollen wir in ein Café gehen?«
    »Gerne. Kennen Sie eins hier in der Nähe?«
    »Nicht hier in der Nähe, aber ich wohne nicht weit von hier in Ginnheim, und dort gibt es ein sehr gutes. Haben Sie einen Wagen dabei?«
    »Ja.«
    »Dann folgen Sie mir einfach. Mein Auto ist auf dem Parkplatz dort.«
    Laskin musste unwillkürlich lächeln. Sie stand nur zwei Plätze von seinem Wagen entfernt.
    Sie brauchten nicht einmal eine Viertelstunde bis nach Ginnheim. Das Café befand sich in einer schmalen Einbahnstraße. Sie setztensich an einen der sechs kleinen runden Tische. Außer einem anderen Pärchen waren sie allein. Sie bestellten sich jeder einen Cappuccino und ein Stück Erdbeertorte, sahen sich kurz an und schwiegen einen Moment. Die Kellnerin kam mit der Bestellung und entfernte sich gleich wieder.
    Schließlich brach die junge Frau das Schweigen und sagte: »Sie möchten also etwas über Herrn Doux wissen?« Dabei blitzten ihre grünen, warmen Augen spöttisch auf.
    »Moment, was meinen Sie damit?«, fragte Laskin zurück. »Ich möchte nichts über Herrn Doux wissen, sondern nur in Erfahrung bringen, ob er vorhat, demnächst wieder nach Frankfurt zu kommen.«
    Sie stützte ihre Ellbogen auf den Tisch und faltete die Hände. »Wissen Sie, Herr Grabowski, im Laufe der Jahre, auch wenn es bei mir erst drei sind, lernt man schnell, denn man kommt mit sehr vielen und sehr unterschiedlichen Leuten zusammen. Was ist denn mit diesem Herrn Doux?«
    »Ich suche ihn, und das ist die Wahrheit.«
    »Und weshalb suchen Sie ihn?«
    »Also gut, um ehrlich zu sein, er hat mich bei einem Geschäft übers Ohr gehauen. Und die Polizei tut absolut nichts. Ich will aber mein Geld zurückhaben, er hat mich betrogen. Wenn es mir gelingt, bekommen Sie zehn Prozent von mir, quasi als Wiederbeschaffungslohn.«
    »Um wie viel geht es denn?«, fragte sie wie beiläufig und rührte mit dem Löffel in ihrem Cappuccino, ohne Laskin anzusehen.
    »Zwölf Millionen«, log Laskin.
    »Zwölf Millionen!«, entfuhr es ihr, und sie blickte gleich in die Runde und machte ein entschuldigendes Gesicht.
    Laskin entging nicht, wie es in ihr arbeitete, wie sie rechnete, wie die Aussicht auf viel Geld sich auf ihrem Gesicht abzeichnete, obgleich sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    »Das ist eine ganze Menge. Und wie kann ich wissen, dass Sie die Wahrheit sagen?«
    Laskin lächelte und antwortete: »Schauen Sie mich an, und sagen Sie mir ins Gesicht, dass ich lüge. Doux ist ein Betrüger.«
    »Und was werden Sie tun, wenn Sie ihn haben?«
    »Ich überhaupt nichts. Ich werde ihn der Polizei ausliefern, denn ich bin nicht der Einzige, den er betrogen hat.«
    »Das wollte ich nur hören«, erwiderte sie und fügte mit einem jetzt gespielt verschämten Lächeln hinzu: »Ich heiße übrigens Doris.«
    »Nennen Sie mich David.«
    »Also, dieser Herr Doux hat auf mich eigentlich immer einen sehr höflichen Eindruck gemacht. Er war stets sehr unauffällig, hat großzügige Trinkgelder gegeben und, na ja, er war oder ist ein gern gesehener Gast in unserm Hotel. Er kommt in recht unregelmäßigen Abständen nach Frankfurt, aber ich habe seine Adresse.«
    »Oh, tatsächlich. Hoffentlich ist es die richtige. Bei einem wie ihm kann man nie wissen.«
    Sie holte einen Zettel aus ihrer Handtasche und schob ihn über den Tisch. Dabei berührten ihre Finger wie zufällig seine.
    »Nizza«, las Laskin leise. »Komisch, mir hat er

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