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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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veränderte seine Haltung ein wenig und schenkte sich ein weiteres Glas Bier ein.
    »Danach ging alles sehr schnell. Aus den vorher ganz normalen Transporten, für deren Logistik ich zuständig war, wurden immer mehr illegale, in etwa vergleichbar mit dem, was Sie gestern erlebt haben. Schweine oder Rinder oder Schafe, voll gestopft mit Rauschgift, Kinder, Frauen, Waffen aller Art, Plutonium, Uran, Osmium, Gold, Diamanten und andere sehr hochwertige und sehr teure Rohstoffe und Bauteile, die unter anderem auch für die Herstellung von chemischen, biologischen oder atomaren Waffensystemen benutzt werden.
    Anfangs kam ich mir wie eine Figur in einem seltsamen Traum vor. Es war wie ein Agententhriller, aber es war keine Fiktion, sondern brutale Realität, und ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umzugehen hatte. Nach und nach wurde mir immer bewusster, dass ich für eine riesige Verbrecherorganisation tätig war. Und es gab keine Chance für mich, auszusteigen, das habe ich sehr schnell kapiert. Ich wurde praktisch rund um die Uhr bewacht. Ich habe herausgefunden, dass mein Telefon abgehört wurde, dass man Wanzen in meiner Wohnung versteckt hatte, dass ich zum einen ein Geheimnisträger höchsten Grades war, zum andern eben dadurch natürlich auch ein Risikofaktor für die Firma war. Hätte ich versucht dem allen zu entkommen, wäre ich schon längst nicht mehr am Leben. Also spielte ich gezwungenermaßen mit. Und auch wenn es mir unglaublich schwer fiel, die Fassade aufrechtzuerhalten, irgendwie schaffte ich es, dass man mir bedingungslos vertraute.«
    Er schüttelte den Kopf, als würde ihm erst jetzt richtig bewusst, was in den letzten Jahren mit ihm geschehen war, und fuhr sich übers Kinn.
    »Ich gebe ganz offen zu, es kam der Moment, ab dem ich gar nicht mehr darüber nachdenken wollte, was ich da tat, ich tat nur, was man mir auftrug. Es war wie ein permanenter Trancezustand, in dem ich mich befand. Ich erledigte die Aufträge, fragte nicht nach, ich war einfach nur präsent. Und ich machte meine Arbeit sogar so gut,dass ich letztendlich das volle Vertrauen meiner Vorgesetzten genoss.
    Vor knapp zehn Jahren bin ich dann nach Deutschland versetzt worden, zum eigentlichen Firmensitz in Köln. Hier ging es, wie man so schön sagt, so richtig zur Sache. Hier hatte ich ungehinderten Zugang zum Zentralcomputer, der besser geschützt ist als die Computersysteme der US-Regierung, weil wir unzählige Sicherheitsschleusen eingebaut haben, und ich bekam ein eigenes Passwort, das neben mir nur noch die Firmenleitung und zwei weitere Angestellte kennen. Allerdings habe ich es geschafft, mir noch ein weiteres Passwort zuzulegen, von dem keiner der Oberen etwas weiß, zumindest vermute ich es. Aber seit gestern bekomme ich keine Verbindung mehr zum Zentralcomputer, was nichts anderes heißt, als dass ich auf der Abschussliste stehe. Nun, ich habe damit gerechnet.
    Die Geschäfte waren in etwa die gleichen wie in Moskau. Offiziell betreibe ich in Köln ein Softwareunternehmen unter dem Namen Miltec GmbH, aber dort arbeiten ausschließlich ganz normale Menschen, die keine Ahnung davon haben, was ich in Wirklichkeit mache. Ich habe im Laufe der Zeit eine Menge Geld verdient, wovon ich das meiste auf zwei Konten im Ausland transferiert habe, und hoffe, dass ich irgendwann noch die Gelegenheit habe, dieses Geld auch auszugeben.«
    Laskin sah Durant an, die nichts sagte, nur an ihrer Zigarette zog und zu begreifen versuchte, was Laskin ihr erzählte.
    »Tja, und irgendwann habe ich auch sehr hochrangige Persönlichkeiten kennen gelernt – Politiker, Wirtschaftsbosse, Bankiers, Künstler und so weiter. Ich habe manch einem von ihnen die Hand geschüttelt, auch wenn ich sie ihm am liebsten abgehackt hätte«, stieß er voller Verachtung hervor. »Aber ich durfte mir ja nichts anmerken lassen. Hohe Damen und Herren, die in der Öffentlichkeit so sauber dastehen, aber die in Wahrheit so verkommen sind, dass es einem ganz schlecht wird. Ich kann Ihnen gerne Namen nennen, aber Sie würden damit nichts anfangen können, denn diese Leutesind unantastbar und werden es auch immer sein.« Er hielt inne, zündete sich eine Zigarette an und ließ eine Weile verstreichen, bis er fortfuhr: »Ich habe Ihnen am Freitag gesagt, ich würde Ihnen von der Hölle und den Menschen erzählen. Und das werde ich jetzt tun.«
    Er beugte sich nach vorn, stützte die Arme auf den Tisch und schloss kurz die Augen. Es war, als müsste er seine Gedanken

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