Das Syndikat der Spinne
Büro.
»Ich weiß zwar nicht, welche Probleme die andern bei den Verhören haben, aber Schneider hat geredet wie ein Wasserfall. Wir habenNamen und Adressen. Ist alles auf Band. Die Kollegen sollen sich drum kümmern.«
»Wie haben Sie das geschafft?«, fragte Berger verwundert.
»Sie kennen doch meine überzeugenden Argumente und vor allem meinen unwiderstehlichen Charme. Oder etwa nicht?«, erwiderte sie grinsend und mit diesem ihr eigenen mädchenhaft-unschuldigen Blick. »Dem kann doch keiner widerstehen. Aber wenn Sie’s genau wissen wollen, ich hab ihm recht plastisch geschildert, was man im Knast so alles mit Kinderschändern anstellt.«
»Was haben Sie ihm denn erzählt?«, fragte Berger mit breitem Grinsen.
»Och, das Übliche. Ist übrigens auch auf Band.« Sie blickte auf die Uhr, halb zwei. »Ich habe Hunger und geh was essen. Hat sich schon irgendwas mit den Kindern ergeben?«
»Nein. Ein paar sind noch im Krankenhaus, die andern sind vorerst auf ein paar Heime verteilt. Was genau mit ihnen passiert, kann ich nicht sagen.«
»Und die andern Vernehmungen?«
»Eine der festgenommenen Frauen fängt gerade an auszupacken. Leider ist uns aber der Mitinhaber der Spedition, dieser Kurz, durch die Lappen gegangen. Er ist seit gestern Nacht wie vom Erdboden verschluckt.«
»Wundert mich nicht, denn Schneider hat auch seinen Namen erwähnt. Angeblich soll er der eigentliche Chef sein. Aber wenn diese Typen die Hosen voll haben, hat jeder andere mehr auf dem Kerbholz. Ach ja, vielleicht treffe ich mich nachher noch mit Laskin, ich wollte es nur sagen.«
»Allein?«
»Natürlich. Er vertraut mir schließlich. War Küchler eigentlich heute Morgen schon hier?«
»Nein, bis jetzt noch nicht. Warum?«
»Nur so. Er hat heute Nacht Andeutungen gemacht, dass er bei den Vernehmungen dabei sein wollte. Wird wohl was dazwischengekommen sein.«
Sie nahm ihre Tasche, verließ das Büro und ging zu ihrem Italiener, wo sie eine Pizza aß und ein Glas Rotwein dazu trank. Sie bezahlte und wollte gerade aufstehen, als ihr Handy klingelte.
»Ja.«
Es war Laskin. »Frau Durant, hier ist meine neue Nummer …«
Sie schrieb sie auf eine Serviette und steckte sie ein.
»Können wir uns heute noch sehen?«, fragte sie.
»Ja. Hotel Steinbruch in Eddersheim. Sie kommen allein?«
»Natürlich. Würde es Ihnen in einer Stunde passen?«
»Ich werde vor der Tür auf Sie warten.«
Auf dem Weg ins Präsidium klingelte ihr Handy ein weiteres Mal. Berger war dran und teilte ihr mit, Küchler sei gerade bei ihm im Büro und würde gerne mit ihr reden. Sie versprach, in fünf Minuten da zu sein.
Dienstag, 14.45 Uhr
Küchler wartete auf dem Gang. Er kam auf Durant zu und fragte sie, ob er unter vier Augen mit ihr sprechen könne.
»Gehen wir in mein Büro, dort sind wir ungestört«, sagte sie. Sie machte die Verbindungstüren zu und setzte sich.
»Frau Durant, ich habe mich eben mit Herrn Berger unterhalten und erfahren, dass Sie aus Schneider wertvolle Informationen rausgeholt haben. Das ist aber nicht der Grund, weshalb ich hier bin. Ich habe vorhin mit Dr. Schmitz gesprochen und auch noch einmal mit Frau Wiesner. Es wird morgen eine Vorverhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit geben. Ich möchte Sie bitten, bei dieser Verhandlung anwesend zu sein.«
»Warum?«
»Das möchte ich jetzt nicht sagen, aber Ihre Anwesenheit wäre wichtig. Die Verhandlung beginnt um neun, und es werden nur Richter Henkel, Dr. Schmitz, Frau Wiesner, Sie und ich dort sein.«
»Ich verstehe nicht ganz …?«
»Morgen früh um neun«, erwiderte er lächelnd, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Ich erwarte Sie dann. Ach ja, noch etwas, die Presse wird heute noch von dem Schlag gegen das organisierte Verbrechen unterrichtet. Dr. Blumenthal wird das diesmal persönlich übernehmen. Das nur zu Ihrer Information.«
Nachdem er die Tür hinter sich zugemacht hatte, schüttelte sie den Kopf und dachte: Was führst du jetzt wieder im Schilde? Da ist doch ein Haken an der Sache. Mein lieber Freund, wenn du mich reinlegen willst, dann kommst du genau zum richtigen Zeitpunkt.
Sie stand auf, ging zu Berger und teilte ihm mit, dass sie zu Laskin fahre. Sie sagte, sie wisse nicht, ob sie noch einmal ins Büro komme. Wenn nicht, würden sie sich morgen Vormittag sehen, nachdem sie aus dem Gericht zurück sei. Sie erklärte kurz, um was es ging, Berger nickte nur und meinte, das sei in Ordnung, und vertiefte sich gleich wieder in seine Akten.
Dienstag,
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