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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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einen Moment, bis sich eine männliche Stimme mit einem einfachen Ja meldete.
    »Hier Thomas. Wie geht’s dir?«
    »Danke, ich kann nicht klagen. Und dir?«
    »Ich bin auf der Terrasse eingenickt. Ich wollte nur mal hören, wie das Geschäft läuft? Sind deine Kunden zufrieden?«
    »Das Geschäft könnte nicht besser laufen. Ich denke, meine Kunden werden mit dem Endprodukt sehr zufrieden sein.«
    »Das freut mich zu hören. Ich bin übrigens auch sehr zufrieden mit deinem Produkt. Du hast nicht vor, schon in den nächsten Tagen wieder zu verreisen?«
    »Ich werde sicher noch die ganze Woche über hier sein. Es stehen noch einige Kundengespräche an. Mal sehen, ob die ähnlich erfolgreich verlaufen.«
    »Ich wollte mich eigentlich nur mal melden. Dann noch einen schönen Abend und viel Erfolg bei deinen Verhandlungen.«
    »Das Gleiche wünsche ich dir auch. Du kannst dich ja morgen noch einmal bei mir melden.«
    »Das werde ich tun. À bientôt.«
    »À bientôt, Thomas.«
    Thomas Wiesner legte auf, fuhr sich über die Stirn und lächelteversonnen. Er ging nach unten, wo seine Frau und seine Schwägerin am Tisch saßen und sich bereits aufgetan, aber noch nicht zu essen begonnen hatten.
    »Mit wem hast du telefoniert?«, fragte seine Frau.
    »Nur ein Bankkunde, dem ich versprochen habe, ihn noch heute anzurufen. Unwichtig. Lasst uns anfangen und den Abend genießen.« Er hob sein Glas und prostete den Frauen zu. »Ah, dieser italienische Rotwein schmeckt einfach köstlich. Ramona, möchtest du nicht auch einmal probieren?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt doch, dass ich Alkohol nicht vertrage. Ich bleibe lieber beim Wasser.«
    »Ein Glas? Du wirst danach richtig gut schlafen können. Komm, ein Glas bringt dich nicht um.«
    »Nein, wirklich nicht. Ich glaube kaum, dass Rotwein mir über den Kummer hinweghilft. Es wird vermutlich wieder eine katastrophale Nacht werden.«
    »Wie du meinst«, sagte Thomas Wiesner und begann zu essen.
    Um halb zehn räumte Sophia den Tisch ab und setzte sich danach wieder zu ihrem Mann und Ramona auf die Terrasse.
    »Wir haben heute den längsten Tag und die kürzeste Nacht«, meinte Thomas Wiesner und schaute zum Himmel hinauf. »Ob Andreas uns jetzt sieht?«
    »Vielleicht«, erwiderte Ramona Wiesner, »vielleicht ist er wirklich irgendwo da oben und sieht uns zu. Oder er ist in der Hölle.«
    »Sag so etwas nicht«, wurde sie von Sophia mit strengem Blick ermahnt. »Auch wenn er etwas Unrechtes getan hat, so ist er bestimmt nicht in der Hölle. Er war ein guter Mann, ein sehr guter Mann.«
    »Nein, in der Hölle ist er nicht«, sagte Thomas Wiesner und tätschelte die Hand seiner Schwägerin. »Da kommen die wirklich bösen Buben hin. Er ist dort oben.«
    Eine Weile schwiegen sie, und man hörte nur entfernt Geräusche. Sophia war in die Küche gegangen und kam mit einem Tablett gefüllter Gläser zurück. »Eins für Ramona, eins für Thomas und einsfür mich«, sagte sie. »Bei dieser Hitze hilft nur noch viel trinken. Auf euer Wohl.«
    Ramona Wiesner trank das Glas Orangensaft aus und stellte es auf den Tisch. Der Saft hatte etwas bitter geschmeckt, als ob die Früchte noch nicht reif gewesen wären. Sie saßen noch ein paar Minuten schweigend auf der Terrasse, bis Sophia sagte: »Ramona, du siehst sehr müde aus. Komm, ich zeig dir dein Zimmer.«
    Ramona Wiesner erhob sich, ihr war schwindlig, die Beine schienen sie kaum noch tragen zu wollen.
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte Sophia besorgt und stützte sie.
    »Ich bin einfach nur fertig. Fertig, fertig, fertig«, antwortete sie mit schwerer Stimme, als wäre sie betrunken. »Ich will endlich einmal schlafen.«
    Sophia und Thomas Wiesner halfen ihr die Treppe hinauf. Sie setzte sich aufs Bett und versuchte sich zu entkleiden, schaffte es aber nicht mehr. Ihr fielen die Augen zu. Sophia Wiesner warf ihrem Mann einen kurzen Blick zu und sagte: »Los, hilf mir, sie auszuziehen. Oder soll ich das etwa allein machen?«
    »Wieso soll ich …«
    »Thomas, bitte, wir haben doch eine Abmachung. Du rührst mich nicht mehr an, und ich lasse dir alle Freiheiten, was andere Frauen angeht. Also, hilfst du mir jetzt?«
    »Von mir aus, aber …«
    »Thomas, ich will nichts mehr hören, kapiert?!«
    Thomas Wiesner schwieg und half Sophia, seine Schwägerin auszuziehen. Sophia verließ den Raum wortlos und schloss die Tür hinter sich. Thomas blieb einen Moment vor Ramona stehen und blickte auf den fast nackten Körper. Er schüttelte kaum

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