Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
hängen. Sie hörte noch das Wasser in der Dusche rauschen, als das Telefon klingelte.
    »Verdammt, wer will denn jetzt schon wieder was von mir?« Sie nahm den Hörer ab.
    »Hallo?«
    »Hier Peter Schulze. Stör ich?«
    »Nein«, antwortete Durant und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Ist Dominik da?«
    »Er duscht gerade. Soll ich ihn holen, oder willst du warten, bis er fertig ist. Er müsste eigentlich jeden Moment wieder rauskommen.«
    »Ich warte. Hast du schon was Neues im Fall Wiesner?«
    »Nein«, antwortete Durant knapp, weil sie fand, dass es ihn nichts anging.
    »Hätte ja sein können …«
    »Warte, Dominik kommt gerade rein. Ich geb ihn dir.«
    Er hatte sich ein Handtuch um die Hüften gewickelt, Durant reichte ihm den Hörer. »Dein Freund«, sagte sie nur.
    »Hi, Peter. Und, wie ist es gelaufen?«
    »Hervorragend. Dieses Interview ist das i-Tüpfelchen auf meine Serie. Jetzt kann’s richtig losgehen. Der hat mir Sachen erzählt, da rollen sich dir die Fußnägel auf. Aber morgen macht er die Fliege. Er nimmt seine Familie und haut einfach ab. Doch vorher hat er mir noch seine Häuser überschrieben, damit ich sie für ihn verkaufe.«
    »Bitte was? Warum hat er das gemacht?«
    »Weil diese Schweine alles über ihn wissen. Ich werde ihm helfen. Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich anrufe. Hör zu, dieser Zahnarzt hat mehrere Häuser hier im Rhein-Main-Gebiet. Die gehören ihm allerdings nur noch pro forma. Er ist zwar der Eigentümer, aber die Tschetschenen haben ihn so unter Druck gesetzt, dass er sie ihnen für ’n Appel und ’n Ei überlassen musste. Und diese Häuser werden jetzt als Bordelle benutzt. Falls deine Freundin Interesse hat, kann sie sich die Unterlagen ja mal anschauen.«
    »Ich werd’s ausrichten. Und weiter?«
    »Nichts und weiter. Ich wollte dir das nur sagen. Wir sehen uns morgen in der Redaktion, dann zeig ich dir den ganzen Kram. Und sollte ich noch nicht da sein, die Mappe liegt in meinem Schreibtisch, in der mittleren Schublade. Könnte sein, dass ich ein bisschen später komme. Also, bis morgen.«
    »Alles klar. Bis morgen.«
    Kuhn legte auf, fuhr sich über das stopplige Kinn, kaute auf der Unterlippe und sah Julia Durant nachdenklich an.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Weiß nicht, aber Schulze klang so unglaublich euphorisch. So, als hätte er soeben den Stein der Weisen gefunden. Er lässt fragen, ob du Interesse an bestimmten Unterlagen hast.«
    »Was für Unterlagen?«
    »Es geht um Häuser, die als Bordelle benutzt werden. Sie gehören offiziell diesem Zahnarzt, der aber morgen von hier abhaut. Möglicherweise könnt ihr da gleich ein paar illegale Puffs hochgehen lassen.«
    »Bitte was?« Ihre Stimme klang noch immer gereizt.
    »Ich hab mich doch deutlich ausgedrückt, oder? Ciao bella, ich geh ins Bett, mit dir ist heute nicht viel anzufangen.«
    »Oh, der Herr ist nicht gut drauf. Entschuldigung, wenn ich dir auf die Füße getreten bin …«
    »Vergiss es«, sagte Kuhn nur und verschwand im Schlafzimmer.
    Julia Durant blieb noch fünf Minuten sitzen, den Kopf in die Hände gestützt. Sie war wütend, mehr auf sich als auf andere. Es gab einfach diese Tage, an denen sie sich selbst unausstehlich fand. Sie ging ins Bad, putzte sich die Zähne und löschte das Licht. Dann legte sie sich zu Kuhn und kraulte ihm den Rücken.
    »He, tut mir Leid wegen eben. Es kommt im Moment einfach zu viel zusammen. Nimm’s nicht persönlich, bitte. Ich liebe dich. Kannst du mir noch einmal verzeihen?«
    Kuhn drehte sich um und sah sie im Dämmerlicht an. Er streichelte über ihr Gesicht, ihre Haare und zog sie zu sich.
    »Wenn du im Stress bist, kannst du ganz schön zickig sein, weißt du das?«
    »Ich weiß. Aber ich meine es nie persönlich. Ich bin einfach unzufrieden mit mir selbst.«
    »Weshalb? Du bist eine fantastische Polizistin, du bist vielleicht das Beste, was die Frankfurter Polizei zu bieten hat. Aber du bist zu ungeduldig. Manchmal muss man einfach warten können.«
    »Das hat schon mein Vater gesagt, als ich noch ein kleines Mädchen war. Bei mir musste immer alles sofort klappen, sonst war ich gleich auf der Palme. Aber er hat mich immer wieder runtergeholt.Vielleicht sollte ich ihn mal anrufen. Er ist so ziemlich der einzige Mensch, der mir Ruhe gibt.«
    »Und was ist mit mir?«, fragte Kuhn gespielt beleidigt.
    »Du bist nicht mein Vater, merk dir das«, sagte sie grinsend. »Mit dir schmuse ich, mit dir gehe ich ins Kino, mit dir schlafe ich, mit

Weitere Kostenlose Bücher