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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Nyström. Dir geht es um Macht. Geld. Du willst vergöttert und zugleich gefürchtet werden, weil du nichts anderes hast. Ist es nicht so?«
    »Und du? Du willst dich der Wahrheit nicht stellen, weil du deine Mutter vergötterst, weil du dich immer noch nicht aus ihrem Schatten herausgewagt hast. Du kannst sie nicht vom Sockel stoßen, denn was hättest du denn noch, wohinter du dich verstecken könntest, wenn nicht hinter dem Denkmal deiner Mutter? Du fühlst dich wie eine zweitklassige Journalistin, die von einer kleinen Entführung total aus der Bahn geworfen wird, die anfängt zu trinken und Tabletten nimmt, während ihre Mutter mit so einer Story wahrscheinlich den Pulitzer-Preis gewonnen hätte, genauso denkst du doch, oder?«
    »Ich hör mir deinen Psycho-Scheiß nicht länger an«, hatte sie gesagt. Und aufgelegt. Gekränkt, wütend, enttäuscht. Ihre Welt war gerade eingestürzt, mit lautem Krachen und in einer riesigen Staubwolke.
    Ihre Narbe brannte wieder, und ihr Kopf drohte zu platzen. »Nur eine«, ermahnte sie sich, griff nach hinten auf den Rücksitz zu ihrer Handtasche, holte die Schachtel heraus und nahm eine Ibuprofen.
    Der Scheibenwischer arbeitete ununterbrochen. Wischte klare Halbkreise in den Schneeregen und gab den Blick frei auf das immer gleiche schwarze Teerband, das sich endlos vor ihr ausrollte.
    »Was will ich eigentlich, Gibbs? Warum fahre ich hier immer noch auf dieser Straße herum?« Machst du das wegen ihm, wegen David? , hatte Nyström ganz am Anfang gefragt.
    Zuerst schon. Und dann? Weil sie mittendrin nicht einfach aussteigen konnte, weil ... weil sie Teil dieser ganzen Sache geworden war, weil sie sonst Tabletten schlucken würde, weil sie einen Sinn brauchte, eine Aufgabe – und weil irgendetwas sie dazu trieb, immer tiefer zu graben.

78
    Brüssel
    Die Tiefgarage des Marriott wirkte wie ausgestorben. Es war kalt, und die Belüftung rauschte. Ihr war unwohl, ihr Körper kribbelte unangenehm, und sie ahnte, nein, sie wusste, dass sie gleich etwas Schreckliches erfahren würde, etwas, das ihre Vorstellungskraft überstieg. Eric und der CIA-Agent blieben stehen.
    Staatsbegräbnis, schoss es Darlene durch den Kopf, als sie die hochglanzpolierte schwarze Stretchlimousine sah, in deren Lack das Licht der Neonröhren geradezu martialisch funkelte.
    Die hintere Tür öffnete sich, und eine Stimme sagte:
    »Es ist mir eine Ehre, Sie persönlich kennenzulernen, Madame Redmond.« Der Mann lächelte sie an, es war ein offenes, sympathisches Lächeln aus einem freundlichen Gesicht.
    »Wer sind Sie?«
    »Nennen Sie mich Rouge . Ich bin nur der Bote«, sagte er mit einem devoten Lächeln. »Der Bote – des Syndikats .«
    Das ungeheure Ausmaß dessen, was sie dann erlebte, begriff sie erst später. Sie war wieder ausgestiegen, die schwere Autotür war hinter ihr ins Schloss gefallen, sie war in Begleitung von Eric in den Aufzug gestiegen. Dort stand sie jetzt und nahm in der Metallverblendung schemenhaft ihre Gestalt wahr, eine Hülle ohne konkrete Züge, ein Zerrbild, eine schlechte Spiegelung, mehr nicht. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass der Mann recht hatte. Sie und Syd waren nur Figuren. Avatare in einem Spiel, das andere sich ausgedacht hatten.
    »Alles in Ordnung, Ma’m?«, hörte sie Eric fragen.
    »Ja.«
    Sara starrte sie erschrocken an, als sie die Tür zur Suite öffnete.
    »Bitte nehmen Sie Silva zu sich und lassen Sie mich allein«, sagte Darlene und ging ins Schlafzimmer.
    »Mommie?« Silva sprang aus dem Bett auf.
    »Geh rüber ins große Zimmer, Sweetheart«, sie schob ihre Tochter in Saras Arme, »ich komme gleich.« Mit einem »Bitte, später!« wehrte sie Saras fragenden Blick ab und schloss die Tür. Sie hätte es wissen müssen. Früher oder später war es so weit, irgendwann war jede Rechnung zu bezahlen.
    Sie ließ sich aufs Bett sinken, dorthin, wo Silva gerade noch gesessen hatte, die Stelle war warm, und einen kurzen Augenblick lang wollte sie weinen. Aus Wut, dass jemand es wagte, sie in die Enge zu treiben, aus Enttäuschung über Syd und aus Angst um Silva. Aber sie atmete tief durch, atmete diese Gefühle weg. Sie musste jetzt klar denken.
    » Terroristen planen, Pestbakterien freizusetzen , wird es gleich in den Medien heißen«, hatte dieser Mann in der Limousine gesagt. »Antibiotikaresistente, tödliche Bakterien. Das hier«, sagte er und öffnete die Faust, »ist ein Chip. Darauf sind alle persönlichen Daten gespeichert sowie ein hundertprozentig

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