Das Syndikat
wirksames Impfserum, das durch eine Mikropumpe in den Körper ausgeschüttet wird.«
Sie hatte zu erfassen versucht, worauf das alles hinauslief. Dann begriff sie. »Eine Epidemie dient als Vorwand, um die Menschen zu impfen und mit diesem Chip auszustatten. Wir kennen die Idee.«
Er lächelte zufrieden. »Die Schweinegrippe war leider ein nicht ausgereifter und dann auch noch gescheiterter Versuch ... aber diesmal ...«
Die Pest. Und dann erklärte er ihr, dass man den Chip Antiterror-Chip getauft hätte, denn ab sofort würden alle Überwachungssysteme wie Kameras und Scanner die persönlichen Daten des Chips lesen, und somit könnte jeder zu jeder Zeit überwacht werden. Und wenn man beispielsweise wollte, dann könnte man mit dem Chip die Menschen in eine Krankenversicherung verpflichten. »Endlich hat der Staat wieder Macht! Das ist doch genial, nicht wahr?«, hatte er stolz gesagt.
»Das ist krank«, hatte sie erwidert ...
Sie wählte Syds Nummer. Das alles konnte nicht wahr sein. Und wenn es doch wahr wäre, wieso hielt Syd sich dann so bedeckt?
»Was ist das Syndikat? « schleuderte sie ihm wütend und ohne Einleitung entgegen. »Hier droht ein Biowaffenanschlag! Hast du davon gewusst?«
»Ich ...«
Sie war noch nicht fertig. »Ich glaube einfach nicht, dass kein Geheimdienst davon gewusst hat! Warum werde ich nicht ausgeflogen, Syd? Und bitte, sag mir nicht, dass diese Reise nur ein dummer Zufall ist!«
»Darlene, es tut mir leid, aber ich hatte keine Ahnung, wirklich ...« Sie hörte ihn stöhnen. »Darlene, ich konnte nicht anders. Sie haben mich unter Druck gesetzt.« Er klang verzweifelt.
Sie schloss die Augen, versuchte, klar zu denken, versuchte zu erfassen, was er da gerade sagte. »Das Syndikat? Was sind das für Leute?«
»Es ist kompliziert.«
Syd war zu weich, das hatte sie schon immer gewusst.
»Bitte, Darlene, beruhige dich! Diese Leute ... haben ...« Er brach ab.
»Sie haben was? «, fragte sie alarmiert.
Sie hörte ihn schlucken. »... mein Studium finanziert.«
Sie wartete einen Augenblick, als könnten sich diese drei Worte als Irrtum herausstellen, als Versprecher, als Fehler in der Mobilfunkverbindung, als irgendetwas, nur nicht als die Wahrheit. Aber er sagte nicht, das war ein Spaß, er sagte nichts, und das war das Schlimme.
»Du hast dich kaufen lassen?«, sagte sie schließlich. Sie sah sich auf einem hohen Gerüst stehen, es ragte bis in den Himmel, und dann fing es an zu schwanken, die ersten Stangen brachen hinunter.
»Es war nicht leicht für mich ...«, sagte er leise.
»Wie konntest du nur, Syd!« Noch nie hatte sie eine Enttäuschung so körperlich gespürt. Alles in ihr schrumpfte zusammen, löste sich auf.
»Wir sind beide gekauft, Darlene.«
Die Knie wurden ihr weich, sie musste sich setzen. »Wie kannst du so etwas behaupten?«
»Hast du dich nie gefragt, wer dein Studium bezahlt hat?« Er klang jetzt ruhig und gefasst, emotionslos fast, und das war für sie schlimmer, als wenn er schreien würde, denn sie spürte, wie er sie ausschloss und sich immer weiter von ihr entfernte.
»Ich hab ein Stipendium bekommen«, betonte sie, während sie in Gedanken schon die Umstände von damals durchging, die Anspannung, die Freude ... Ohne Stipendium hätte sie nicht studieren können, ohne Stipendium wäre sie niemals Syds Frau geworden.
Er sagte nichts.
»Syd? Was ist mit dem Stipendium? Wieso behauptest du so etwas?«
»Du glaubst, du hast es wegen deiner Noten bekommen, ja?«, sagte er dann. »Erinnerst du dich noch an Susan Weller?«
»Ja ...« Susan, die stets die Beste war in allen Fächern, außer in Sport. Susan, die auch studieren wollte, die ...
»Eigentlich hätte sie es bekommen müssen. Sie war besser als du.«
»Ja, aber Susan ... konnte das Stipendium nicht annehmen, weil ...«
»... weil sie einen Unfall hatte«, sagte Syd, er klang auf einmal matt. Ihr war, als müsste sie jedes einzelne Wort verstehen lernen.
»Willst du damit sagen ... jemand ... hat Susan absichtlich überfahren«, sagte sie langsam, »damit ich das Stipendium bekomme?«
Wieder schwieg er, und in jeder Sekunde, die verstrich, so kam es ihr vor, sagte er Ja, Ja, Ja.
»Ich habe nicht geahnt, dass sie zu solch drastischen Mitteln greifen würden«, sagte er.
Sie sah ihn vor sich, wie er mit hängenden Schultern in seinem Büro stand und auf den Teppich starrte. Sie wollte etwas empfinden, irgendetwas, aber da war nichts. Noch nicht einmal Wut. Sie glaubte ihm
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