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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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ihr vor, als blickte sie plötzlich hinter die Fassaden, hinter die Maskierungen und die falschen Spiegelungen. Und da wurde ihr etwas klar.
    »Sie sind nicht vom Geheimdienst.« Das wusste sie auf einmal, sie konnte es sich nicht erklären, es gab Momente, in denen offenbarte sich die Wahrheit, wenn man offen war dafür, das hatte sie schon öfter erfahren. Er log, nichts, nichts war real, außer ... außer Davids Tod.
    »Sie sind nicht vom Geheimdienst, richtig?«, wiederholte sie, doch er antwortete wieder nicht, sondern zog die Magnetkarte durch den Kartenleser.
    »Ich hab ein Recht auf eine Antwort«, beharrte sie, sie musste doch Davids Sachen schützen, er hatte sich ihr anvertraut, oder nicht? Sie hatte auf jeden Fall das Recht, die Erste zu sein ...
    »Wir glauben alle, das Recht auf eine Antwort zu haben«, sagte er lapidar und drückte die Tür auf.
    »Ich weiß, was Sie sind.«
    »Gut«, sagte er beiläufig.
    »Sie sind ein arrogantes Arschloch!«
    Dass er als Reaktion nur einen Mundwinkel in seinem schlecht rasierten Gesicht hochzog, ärgerte sie noch mehr. Sie würde ihn zur Rede stellen, später, denn jetzt wurde sie überwältigt von Davids Nähe.
    Ein benutztes Handtuch auf dem Bett, über dem Stuhl ein Pullover, eine angebrochene Flasche Mineralwasser auf dem Nachttisch. Und dann der Geruch. Davids Aftershave hing noch im Raum, und ihr war, als wäre er kurz ins Bad gegangen und käme gleich wieder heraus, lächelnd, frisch geduscht und umgezogen.
    Aber jemand hatte ihn aus diesem Leben gebombt, einfach so. Ein Leben – in Sekunden vorbei. Nein, jetzt nicht zusammenbrechen, jetzt war nicht die Zeit zum Weinen, zum Trauern, sie brauchte Davids Computer, seine Memorysticks, CD-ROMs, auf denen er seine Fotos speicherte. Zwei Schüsse in den Kopf ...
    Thibault oder wer immer er in Wirklichkeit war klemmte sich Davids Notebook unter den Arm, sie schnappte sich die CD-ROM in der grünlichen Plastikhülle, als sie plötzlich das Knarren des Aufzugs hörte.
    Intuition oder Instinkt, egal, Karen spürte die Gefahr, auch Thibault bewegte sich nicht mehr.
    Der leise Ruck, das Scharren der sich öffnenden Türen.
    Karen reagierte als Erste, sie riss die Balkontür auf, kalte Luft schnitt ihr ins Gesicht.
    »Raus, los!«, sagte er hinter ihr, aber da war sie schon auf dem Balkon. Sie hörte noch ein Surren, dann sprang die Zimmertür auf. Im Bruchteil einer Sekunde erfasste Karen drei dunkel gekleidete Männer mit Waffen, dann schaltete sich ihr Fluchtprogramm ein, sie riss Thibault mit auf den Balkon, gemeinsam stiegen sie auf die Brüstung und sprangen hinunter in die Dunkelheit. Erster Stock, Schnee, war das Einzige, was sie in diesem Moment dachte.
    Er war schneller wieder auf den Beinen, griff ihre unverletzte Hand und zog sie in den Schutz der Hausmauer. Da fiel auch schon ein Taschenlampenstrahl herunter, tastete über den Schnee, kroch auf sie zu wie eine züngelnde Schlange. Karen presste sich neben ihn an die Hauswand, atmete in Michaels Mantelkragen, um keine verräterischen Atemwolken aufsteigen zu lassen ... Der Lichtkegel glitt an ihnen vorbei, bewegte sich weiter über den Parkplatz und verschwand schließlich in der Dunkelheit. Erleichtert löste Karen sich von der Mauer, da schlug ein Schuss genau vor ihr in den Boden ein. Sie warf sich zur Seite, doch Thibault riss sie hoch und zog sie weiter, immer an der Hausmauer entlang, bis zu einem schmiedeeisernen Tor. Da müssen wir rüber, das war alles, woran sie denken konnte. Das Programm lief weiter ab: Deckung suchen, Hindernisse überwinden, laufen, sich auf den Boden werfen ... das Training für Journalisten, bevor sie in Krisenregionen geschickt wurden. Bei der Entführung hatte es ihr nichts genutzt.
    Er half ihr, sie stieg auf seine Hände und zog sich dann über die Tür, anschließend schwang er sich darüber, gerade als eine Kugel gegen die Eisenstäbe prallte. Weiter!, hämmerte es in ihr, weiter! Sie schlüpfte noch rechtzeitig durch eine Hecke, dann gingen die nächsten Schüsse los. Zweige peitschten ihr ins Gesicht, eisige Kälte umklammerte sie, sie kämpfte gegen Schwindel und Kopfschmerzen an, ihr Herz pumpte und pumpte, aber sie wusste, wenn sie jetzt aufgäbe, würden die anderen sie erwischen. Die Angst vor dem Tod trieb sie weiter, presste die letzten Reserven aus ihr heraus. Sie überwand eine Mauer, und endlich, endlich stand sie auf einer Straße, einer unbelebten Seitenstraße.
    Und er?
    »He!«, hörte sie jemanden leise

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