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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Zimtaroma stieg ihr in die Nase, sie sollte Behaglichkeit vorgaukeln, genauso wie die Düfte im Chameau Noir . Alles Täuschung! , würde sie am liebsten herausbrüllen, und da spürte sie, wie ein Gefühl in sie zurückkehrte. Wut. Kalte Wut. Gut, dachte sie, die brauch ich jetzt.
    Das unsichere Grinsen des Angestellten galt ihrem Aussehen, fiel ihr ein. Als sie an sich hinunterblickte, sah sie das zerrissene, blutverkrustete Kleid unter Michaels viel zu großem Mantel, und als sie wieder aufblickte, sah sie die Hand des Angestellten schon unter dem Tresen, wo sich wahrscheinlich ein Alarmknopf oder der Auslöser einer Kamera befand.
    »Ich möchte zu David French.«
    Der Angestellte bemühte sich um ein professionelles Lächeln. »Wen darf ich melden?«
    »Eine Kollegin. Aber er geht nicht ans Telefon, ich habe es schon probiert.« Ihre Stimme klang hohl und unwirklich. Mit einem arroganten Unterton fügte sie hinzu: »Welche Zimmernummer?«
    Sie konnte nur hoffen, dass der Portier nur für die Nachtschicht zuständig war und keinen der Gäste kannte.
    »Warten Sie, ich rufe ihn an.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er nicht ans Telefon geht! Hören Sie, mein Name ist Karen Burnett, ich bin Journalistin, ich habe in Ihrer Stadt gerade einen Preis verliehen bekommen, es ist dringend!« Ihre Stimme zitterte, merkte sie, und es fehlte nicht viel, und sie würde ihn am Hemdkragen packen und über den Tresen ziehen. Die kalte Wut, da war sie.
    Er sah sie mit einem gequälten Lächeln an und sagte: »Herzlichen Glückwunsch, aber es tut mir leid, ich muss mich an die Vorschriften halten, ich kann Sie nicht einfach nach oben lassen.«
    Sie würde nicht weggehen. Sie würde hier warten, dort, in der Ecke bei der Sitzgruppe, sie würde warten, so lange, bis er sie vergessen hätte, oh, sie hatte Erfahrung mit solchen Situationen, nein, sie würde ... »Gut, wie Sie wollen, dann klopf ich jetzt einfach an alle Türen ...« Schon hatte sie sich den Aufzügen zugewandt, schon kamen sein Protest, seine Drohung, die Polizei anzurufen, als plötzlich vom Eingang kalte Luft hereinwehte. Karen drehte sich um, durch die Drehtür kam ... Er musste sie erkannt haben, ließ sich aber nichts anmerken, während er zur Theke kam und mit behandschuhten Händen aus der Tasche seines eleganten dunklen Wintermantels einen Ausweis hervorzog.
    »Sûreté d’État, Xavier Thibault.« Geheimdienst? Sein Französisch hatte einen starken Akzent, fiel ihr wieder auf. Und dann seine Augen. Er wirkte gehetzt, erschöpft. Er war vom Geheimdienst? Sofort regte sich Widerstand. »David French wurde Opfer eines Attentats. Welche Zimmernummer?«
    »Attentat?«, wiederholte der Angestellte und schluckte schwer. Karen fühlte sich unwohl. Wieso war der belgische Geheimdienst so schnell im Restaurant gewesen? Und was wollte der Mann in Davids Zimmer?
    Thibault trommelte mit den Fingern auf den Tresen. »Welche Zimmernummer?«
    Der Angestellte warf einen kurzen Blick in den Computer und sagte in zackigem Ton: »Hundertfünfzehn, erster Stock.«
    »Was ist? Kommen Sie mit oder geben Sie mir die Karte zum Öffnen?«, fragte Thibault.
    Der Angestellte zögerte einen Moment, dann entschied er sich, die Magnetkarte herauszurücken.
    »Die Aufzüge sind ...«, fing er an, doch Thibault wandte sich an Karen: »Sie kommen am besten mit.« Er dirigierte sie zum Treppenaufgang neben den Aufzügen. »Die Treppe«, sagte er. »Wieso?« Sie sträubte sich, aber er schob sie weiter.
    »Kommen Sie schon«, sagte er leise, »schnell.«
    »Geheimdienst? Was haben Sie mit David zu tun?«, fragte sie, während sie hinter ihm die Treppe hinaufkeuchte. Auf einmal spürte sie die Erschöpfung, den Schock und die Medikamente, die sie ihr gegeben hatten – und den Alkohol. Reiß dich zusammen, Karen, hämmerte sie sich ein, reiß dich verflucht noch mal zusammen.
    »Und Sie?«, fragte er, anstatt zu antworten. »Sie sind gerade erst mit dem Leben davongekommen. Haben Sie das vergessen?«
    Sie war außer Atem, als sie den Flur erreichten. Der rote Teppich, die vergoldeten Türklinken und die goldenes Licht verströmenden Lampen, die leise Wohlfühlmusik, alles steigerte ihre Wut. Alles Täuschung! Und Thibault? Ihre Abneigung gegen Geheimdienste war abgrundtief, wahrscheinlich von ihrer Mutter ererbt, wenn nicht, dann ganz sicher im Laufe der Jahre als Journalistin gewachsen.
    115, die Ziffern prangten in falschem Gold auf einer edlen Holztür, die doch bloß Furnier war. Es kam

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