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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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rufen. Da wurde sie auch schon von einer Hand in den Schatten eines parkenden Autos gezogen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er. Seine Haare leuchteten rot im kalten Licht der Nacht.
    »Wer sind Sie wirklich?«, fragte Karen.
    Noch bevor er antworten konnte, kam ein Auto langsam die Straße herauf, Reifen knirschten auf dem festgefahrenen Schnee, während die Scheinwerfer lautlos darüber hinwegkrochen.
    » Lanzelot . Schon mal gehört?«
    »Karen?« Das war Michael. »Karen?« Seine weiße Atemwolke schwebte aus dem Fenster in den dunklen Himmel. Der Schnee flimmerte vor den Scheinwerfern.
    » Lanzelot? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Das klingt nach einem idiotischen Videospiel.«
    Er packte sie am Arm. »Was hat David Ihnen erzählt?«
    »Karen, bist du das?«, hörte sie Michael rufen. Sie wollte sich zu ihm umdrehen, doch der andere hielt sie zurück. Sein Gesicht kam immer näher, in seinen Augen lag wieder dieser eindringliche Blick.
    Er schob den Ärmel ihres Mantels hoch und schrieb mit Kugelschreiber eine Zahlenreihe auf ihren Arm. »Rufen Sie diese Nummer an. Geben Sie sie niemandem. Und reden Sie mit niemandem über mich.«
    Verwirrt trat sie aus dem Schatten, rannte auf den Wagen zu und riss die Beifahrertür auf.
    »Was ist denn passiert?«, fragte Michael, das Lenkrad fest umklammert, den Kopf nach vorn gereckt. »Ich hab gesehen, wie da ein dunkler Wagen angerast kam, aus dem dunkel gekleidete Typen raussprangen und ...«, sagte er aufgelöst, aber sie konnte ihm nicht antworten, er war so weit weg, so weit ... Ihre Augen suchten den anderen, er war die Verbindung zwischen David und der Wahrheit – oder der Lüge, doch er war weg.
    »Fahr einfach los«, sagte sie. Sie ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und zog die Tür zu. Sofort wurde ihr Kopf gegen die Kopfstütze gedrückt, als Michael Gas gab, viel zu viel, der Wagen schlingerte, Michael drehte hektisch am Lenkrad, während er all diese Fragen stellte, die sie nicht beantworten konnte.
    Wer war dieser Mann? Was wollte er von dir? Was wollten diese Leute und was ist überhaupt da drin passiert? ...
    Sie dachte an die Telefonnummer auf ihrem Arm. »Er hat mir seinen Namen nicht gesagt.« Im Rückspiegel versuchte sie mögliche Verfolger auszumachen, aber da war nur die dunkle Straße.
    Als sie die Augen schloss, verblasste all das, was sie gerade eben erlebt hatte, und es blieb nur ein einziges Bild: David sah vom Tisch aus zu ihr herüber, und dann explodierte die Scheibe.

12
    Metz
    Drei Stunden Holz hacken. Jetzt begann er zu frieren, und dort, wo das Feuer in seinem Innern gewütet hatte, war nichts als Asche.
    Es waren Momente zufriedener Erschöpfung. Sie würden nicht lange dauern. Bevor sie vorüber wären, raffte er sich auf und stellte die Axt zurück in den Schuppen.
    Seine Hände zitterten, er schnaufte, sein T-Shirt war vollkommen durchgeschwitzt, als er den Schuppen abschloss. Zum Schluss warf er einen Blick auf seine Arbeit, zwei Haufen Holzscheite hatte er geschafft, genug, um vier Tage den Kamin zu heizen. Dabei hatten sie Zentralheizung.
    Unendlich müde humpelte er über den gefegten Weg zum Haus zurück. Marie hatte ihn gefegt. Weil sie glaubte, dass äußere Ordnung auch aufs Innenleben wirkt. »Thierry, so geht es nicht weiter, du musst etwas unternehmen. Es gibt Ärzte. Es gibt andere, die dasselbe erlebt haben wie du.« Marie stand im Flur und sah ihn an, besorgt, und wenn er nicht so müde und erschöpft gewesen wäre, dann wäre jetzt all der Schmerz zu ihm zurückgekehrt, den er für ein paar Stunden aus sich herausgeschrien hatte, damit er nicht so wehtat. Doch ihre Worte berührten ihn nicht, sie verhallten irgendwo im Hausflur.
    Er schob sich an ihr vorbei, hielt sie nicht fest, obwohl sie ihm ihre Arme hinstreckte, küsste sie nicht und flüsterte ihr auch nicht zu, dass alles wieder in Ordnung käme, sie müssten nur fest glauben an ihre Liebe.
    Wortlos ging er die Wendeltreppe hinauf, in den ersten Stock, wo die Kinderzimmer waren, das Schlafzimmer und das Badezimmer, schloss sich im Bad ein, sank auf den Toilettendeckel und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Thierry?«, hörte er sie durch die Tür rufen. »Bitte, bitte versprich mir, dass du dir nichts antust.«
    Er war zu müde, um zu antworten. Zu müde, zu kalt.
    »Thierry? Bitte ...«, flehte sie. »Denk an die Kinder ... Thierry?«
    Aufhören! Sie soll aufhören, etwas von ihm zu verlangen, von dem sie keine Ahnung hat. Denk an die Kinder! Die

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