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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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zuckte zurück.
    Wie peinlich! Seine Hände zitterten, stellte er mit Unbehagen fest, und je mehr er versuchte, sie ruhig zu halten, desto mehr entzogen sie sich seiner Kontrolle. Wovor fürchtete er sich denn? Dass auf seiner Stirn das Wort Verräter aufleuchtete?
    »Kein Problem«, sagte der Kellner rasch und verschwand mit dem Tablett.
    Thérèse zog die Mundwinkel nach unten. »Siehst du, du bist doch nervös.«
    »Unsinn. Die stellen zu viele Gläser aufs Tablett, damit sie nicht so oft laufen müssen«, protestierte er. »Die machen das doch alle als Nebenjob. Was glaubst du wohl, was die bezahlt kriegen? Lächerlich. Also ich würde mich da auch nicht besonders anstrengen, ich ...« Er redete sich in Rage, und es tat ihm gut, seine Angst zog sich immer mehr zurück. »Ich wüsste zu gern, wie oft ihm das heute Abend passiert. Einen Rüffel holt er sich sicher auch ...« Thérèse fiel ihm grob ins Wort. »Wenn du doch einfach mal sagen könntest: Ja, Thérèse, du hast recht, ich bin nervös.«
    Er ärgerte sich, setzte aber schnell ein nachsichtiges Lächeln auf. Nur keine dieser Szenen, die Thérèse so gut inszenieren konnte. »Ich liebe dich so sehr, dass ich auch gern für dich lüge. Also: Du hast recht, ich bin nervös.« Er schickte ein Lächeln hinterher. »Und? Bist du jetzt zufrieden?«
    »Ach, es ist mir doch egal.« Brüsk drehte sie sich um und schlüpfte zwischen zwei Grüppchen hindurch.
    Bravo, Dr. Cortot! Wieder mal der wunderbare Beginn eines Streits! Gleich darfst du ihr nachlaufen und dich entschuldigen. Er sah sich unauffällig um, ob irgendjemand die Szene beobachtet hatte. Das wäre sehr peinlich. Da hinten musterte ihn jemand. Sofort fühlte er sich wie ein Junge, den man beim Stehlen ertappt hatte. Den Mann kannte er nicht, umso beunruhigender, dass der ihn noch immer ansah, nein, anstarrte. Seine Hände wurden feucht, und sein Herz schlug schneller. Wieso sollte man ihn beobachten? Die Sache war doch abgeschlossen, er hatte nichts mehr damit zu tun. Sie konnten doch nicht ihn ... doch nicht ihn verantwortlich ...
    Er schloss die Augen und hörte einen Moment auf, gegen die Erinnerungen anzukämpfen ...
    Er war wieder in Málaga, am Flughafen, und er fühlte sich endlich einmal nicht zu klein – die einheimischen Männer hier am Flughafen, manche von ihnen hielten Schilder mit dem Namen von Unternehmen hoch, waren auch nicht größer als eins fünfundsiebzig. Allerdings etwas fülliger als er, was sie irgendwie männlicher aussehen ließ. Wieder einmal wurde er auf die Frage gestoßen, ob seine Ehe mit Thérèse glücklicher, befriedigender wäre, wenn die Rollen klarer, irgendwie altmodischer verteilt wären und wenn er sich nicht dauernd bemühen müsste, verständnisvoll zu sein wie eine Freundin.
    Geld bedeutet Macht, so war es nun mal. Und mächtige Männer waren sexy. Damals, am Flughafen, hatte ihn eine befreiende Leichtigkeit erfasst, als er daran dachte, was ihn in ein paar Stunden erwartete, und seine Zweifel an dem, was er tat, lösten sich in dem Moment auf wie die dünnen Wolken, die der Wind auseinanderblies. Wie sexy und mächtig war ein Mann erst, wenn er auch Macht an andere vergeben konnte? War es nicht genauso wie Waffen verteilen und seine Armee bestausgerüstet in den Kampf schicken? War er – ja, war er nicht so etwas wie ein Feldherr? Bei diesem Gedanken erfüllte ihn ein erregendes Gefühl. Seinen Kollegen hatte er erzählt, er würde über das verlängerte Wochenende mit Thérèse nach Paris fahren. Und ihr hatte er eingeschärft, nichts anderes zu behaupten.
    Er erinnerte sich, wie die Türflügel des Flughafengebäudes zurückgewichen waren ... Was für ein Licht! Was für eine Wärme!
    In Grenoble war es grau und kalt gewesen, sogar im August. Hier müsste man leben, hatte er gedacht. Ein Haus mit Meerblick, Pool, Garten, Terrasse. Thérèse würde es sicher gefallen. Sie liebte Strand und Sonne. Sie müsste nicht mehr arbeiten gehen, denn er würde natürlich viel mehr verdienen. Ein erster Schritt hin zu einem neuen – alten – Rollenverständnis. Warum sollte es so schlecht sein?
    Ja, warum sollte es so schlecht sein?, fragte Cortot sich und öffnete die Augen.
    Er reckte sich, von Thérèse keine Spur. Er sah auf seine Schuhspitzen hinunter, zwei auf Hochglanz polierte schwarze Vierecke, die aussahen wie Briketts und die die elegant geschwungenen Teppichornamente verschandelten, sofort fühlte er sich noch ein bisschen mehr fehl am Platz. Rasch

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