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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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aus.
    Finden Sie nicht auch, dass die meisten Kriege viel zu lange dauern?, hatte der sympathische Mann, der sich Rouge nannte und Französisch mit deutschem Akzent sprach, ihn auf dem Kongress in Brüssel gefragt, und er, Cortot hatte zugestimmt. Zum Beispiel Afghanistan. Dieser Krieg muss ein Ende haben, allein schon aus wirtschaftlichen Gründen, hatte Rouge gesagt. Die Kriege haben Amerika in den Ruin gestürzt – und nicht nur Amerika. Aber Sie, genau Sie, könnten daran etwas ändern, hatte Rouge gesagt und ihm eine Visitenkarte überreicht.
    Ich ..., dachte Cortot und sah Thérèse immer noch auf ihn einreden, aber er hörte nicht mehr hin, ich ...

33
    Belgien, E 411
    Was ist es, das uns wirklich lenkt, das unsere Entscheidungen trifft, das unsere Prinzipien auswählt? Wie frei sind wir überhaupt? Werden wir immer noch von unseren Erfahrungen als Kinder gesteuert?
    Karen jagte den 300-PS-Lexus-SUV durch die Dunkelheit, eigentlich viel zu schnell bei diesem dichten Schneeregen. Ihre Gedanken kreisten in einer immer enger werdenden Spirale, bis sie schließlich in sich selbst zusammenfielen und Karen sich eingestehen musste, dass sie keine Antworten hatte. Ich komme mit . Nein. Warum nicht Ja?
    Du lässt doch niemanden an dich ran ... O-Ton Michael.
    Sie wünschte sich, sie wäre anders. Ein bisschen mehr wie diese Menschen, die miteinander so glücklich wirkten. Sie war wütend auf sich selbst, darauf, dass sie nicht aus ihrer Haut konnte.
    Gibbs lag zusammengerollt im Fußraum des Beifahrersitzes und schlief.
    Ihr scheint großzügige Spender zu haben, hatte sie zu Nyström gesagt, als der im Hinterhof die Plane von einem nagelneuen weißen Allrad-Lexus herunterzog.
    Nyström hatte ihr einfach nur die Schüssel gegeben und gesagt, pass auf den Hund auf – und auf dich.
    Sie bedauerte, dass sie das mit den Spendern gesagt hatte. Sie mochte ihn doch, oder? Warum konnte sie ihn das nicht ein bisschen spüren lassen?
    Im Rückspiegel hatte sie noch beobachtet, wie er hinter ihr her sah, dann war sie abgebogen.
    Zieh allein durch, was du allein durchziehen kannst.
    Dir allein kannst du vertrauen, sonst keinem.
    Die meisten wollen dich nur benutzen.
    Und: Lass niemanden in dein Herz sehen.
    Selbst aus dem Universum hallte Jane Burnetts Stimme zu ihr. Gibbs bellte plötzlich, und die Stimme ihrer Mutter verstummte augenblicklich.
    »Danke, Gibbs«, sagte sie.
    Der Hund steckte die Schnauze wieder in sein Fell.
    Also, fasste Karen zusammen: Thierry und Marie Traessart, seit elf Jahren verheiratet, zwei Kinder, sechs und acht. So alt waren die Kinder auch, die er niedergemetzelt hatte. Konnte er damit überhaupt noch leben? Und wenn, wie?
    Vielleicht war er ein treusorgender Vater, ein Mann mit zwei Gesichtern ...
    Wenn die Männer systematisch ausgeschaltet wurden, überlegte Karen weiter, warum überlebte Thierry dann so lange? Gut, Karen, frag dich das doch gleich mal selbst: Warum überlebst du immer? Habt ihr einfach Glück? Oder einen Schutzengel? Nein, Karen, nicht schon wieder.
    No Thing , hatte ihre Mutter immer gesagt, No, there i s no G od . Selbst Santa Clause hatte die aufgeklärte Jane ihrer Tochter vorenthalten. Kinderkram, so was glaubst du sowieso nicht.
    Bremslichter flogen auf Karen zu, gerade noch rechtzeitig scherte sie aus. Pass auf den Hund auf – und auf dich ...
    Ihr Herz pumpte heftig, und plötzlich konnte sie kaum noch schlucken. Gibbs war aufgewacht und sah sie fragend an.
    »Es tut mir leid, alles okay!«, beruhigte sie ihn, und wie auf Kommando steckte Gibbs die Schnauze wieder zwischen seine Vorderpfoten und schlief weiter.
    Vertrauen hat dieser Hund, dachte sie, dabei hat er keine Ahnung, wohin wir fahren, wer ich bin und was ich vorhabe. Er vertraut mir einfach.
    Was würde sie in Metz wohl vorfinden? Ein Haus mit Toten? Familienvater löscht ganze Familie aus – als Schlagzeile in der Lokalzeitung? Konzentrier dich auf die Straße, auf die nächsten Autos vor dir und auf die Straßenschilder. Mehr nicht.
    An einer Autobahnraststätte fuhr sie raus, sie brauchte unbedingt Koffein, den bittersüßen Geschmack von Kaffee und Zucker, und festen Boden unter den Füßen. Außerdem musste Gibbs. Er sprang ihr auch gleich freudig entgegen, trotz seines Verbandes, und sie führte ihn abseits der Straße zu ein paar Bäumen. Anschließend kaufte sie sich einen Becher Kaffee zum Mitnehmen, nur nicht zu viel Zeit verlieren. Wenn nur dieser Schneeregen endlich aufhören würde!
    Scarafia

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