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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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anderes von Ihnen erwartet, Hapé!«
    Darin war er ein Meister, der Herr Baron, Menschen so zu behandeln, wie es ihm gerade passte. Und jetzt passte es ihm, Roth Zuckerbrot zu geben. Am liebsten hätte Roth ihn umgebracht.
    Er bewunderte niemanden, aber wenn er jemanden bewundern würde, wäre es der Baron. Ein Mann mit einem faszinierenden Riecher für Geschäfte. Aus dem Eisenwarenladen seines Vaters hatte er ein gigantisches Firmengeflecht aus Investmentgesellschaften, Versicherungen und Beteiligungsgesellschaften geschaffen.
    »Danke, Herr Baron. Ich tue mein Bestes«, sagte er. Er bemühte sich, nicht ganz so unterwürfig zu klingen.
    »Natürlich. Und jetzt, mein Lieber, bringen Sie gefälligst die Sache mit diesem Hacker in Ordnung! Au revoir, Hapé.«
    Er hatte ihm nichts von dem Köter erzählt, warum auch, der Baron wusste gar nichts von dieser aparten Journalistin. Um die würde er sich persönlich kümmern. Und er hatte ihm auch verschwiegen, dass ein Soldat noch immer am Leben war.
    Der alte Baron schaffte es jedes Mal, dass Roth sich schlecht fühlte. Schlecht und ungenügend. Nachdenklich betrachtete er seinen Ring. Die blaue Weltkugel mit dem goldenen Band.
    Er hörte ein dumpfes Plopp und blickte zur deckenhohen Verglasung neben dem Küchenbereich.
    »Janina, entschuldige!«, sagte er, leise und liebevoll, wie er immer mit ihr sprach. »Ich wollte dich nicht vernachlässigen.«
    Danke, Mister Vonnegut. Sie wissen doch, zu jedem Menschen passt ein Tier, Roth. Das ist für Sie. Sie hat lange genug bei mir gelebt.
    Und dann hatte Vonnegut die weißen Zahnreihen entblößt und ihm die Box überreicht.
    Die meisten Menschen fürchteten sich vor dem Animalischen in sich – er aber hatte vor langer Zeit gelernt, es sich zunutze zu machen, damit er überlebte, und dabei hatte er es lieben gelernt.
    Er nahm die Streichhölzer, zündete die beiden Kerzen auf dem kleinen Altar in der Wandnische vor seinem Schlafzimmer an und streute das Kokain auf den Spiegel. Mit der Fernbedienung schaltete er die Musikanlage an, leise Sphärengeräusche durchfluteten seine Welt.
    Noch ein tiefer Atemzug in diesem Zustand quälender Erwartung, dann betätigte er den Bodenschalter. Zeitlupenlangsam ging das Licht hinter der Scheibe an.

32
    Grenoble
    Noch nie hatte Dr. Paul Cortot etwas für solche Empfänge übrig gehabt, und so oft wie möglich drückte er sich davor, aber die Einladung der Universität konnte er in seiner Position keinesfalls ausschlagen. Wieder – es fiel ihm selbst auf – rückte er die Brille zurecht und griff an den Krawattenknoten, als würde eine verrutschte Brille oder ein zu lockerer Krawattenknoten ihn als unzuverlässig und nachlässig ausweisen oder – schlimmer noch – irgendwie stigmatisieren. Manchmal hatte er sogar an eine Therapie gedacht, aber er wusste schon, worauf das hinauslief. Stellen Sie sich, Dr. Cortot, gestehen Sie, was Sie getan haben, dann werden Sie sich wieder besser fühlen.
    Aber das kam nicht in Frage. Niemals. Er würde sich auch durch diese Situation lavieren, wie er es immer in seinem Leben getan hatte.
    »Was ist los mit dir, Paul?« Thérèse drängte sich vor ihm zwischen den Menschengrüppchen hindurch und zog ihn hinter sich her, als wäre er ihr ... Hund. Natürlich gefiel sie ihm, blond und schlank und auf eine gewisse Weise auffallend, aber er fühlte sich neben ihr noch farbloser, noch unscheinbarer, noch durchschnittlicher mit seiner blassen Haut, den schütteren Haaren und seinen gerade mal eins dreiundsiebzig. Er konnte sich seine Auszeichnungen als Wissenschaftler ja nicht als Schild um den Hals hängen. Geld würde seinem Ego helfen, hatte er geglaubt, aber jetzt konnte er nicht mehr schlafen, und die Angst saß ihm im Nacken.
    »Nichts, was soll mit mir sein?«, erwiderte er. Am liebsten wäre er auf dem Absatz umgekehrt, wieder durch die Saaltür gegangen und nach Hause gefahren.
    Sie blieb stehen und drehte sich um. »Du wirkst so nervös.« Sie sprach laut, um gegen die Stimmen und die Musik anzukommen.
    »Ja?« Sein Lächeln sollte überrascht und amüsiert aussehen. »Das meinst du nur, Liebes. Ich hole uns was zu trinken.«
    »Da kommt schon jemand«, sagte sie knapp.
    Aus Alkohol machte er sich nicht besonders viel, auch nicht aus Sekt oder Champagner, aber jetzt griff er doch nach einem Glas, auch wenn er sich daran nur festhalten und Lässigkeit vortäuschen wollte.
    Ungeschickt stieß er dabei zwei andere Gläser um.
    »Paul!« Thérèse

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