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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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Aber ich würde es bald wissen. Denn auf besagter Quittung sollte neben Informationen über das Päckchen auch die Empfängeradresse stehen. Ein weiterer Anhaltspunkt auf dem Weg zurück in mein vergessenes Leben.
    Die Musik nervte und nachdem ich sie abgeschaltet hatte, genoss ich die Stille. Ich setzte mich auf den Bürostuhl und blickte auf das Glas. Wieder überkam mich diese Lust, danach zu greifen. Aber etwas in mir hinderte mich daran. Ich durfte diesen Brandy nicht trinken. Aber was war so schlimm daran? In Anbetracht meiner Situation war es doch keine Katastrophe, wenn ich einen kleinen Schluck von diesem köstlichen Brand als Beruhigung zu mir nahm. Nein, es konnte nicht falsch sein. Jeder Mensch auf dieser Welt hätte Verständnis dafür. Nur ein kleiner Schluck. Ich griff nach dem Glas und schwenkte es hin und her. Ölig benetzte die Flüssigkeit den Rand. S charfer Duft stieg mir in die Nase. Genussvoll sog ich ihn ein, spürte, wie allein durch das Inhalieren der Druck in der Brust abnahm und sich ein Wohlbefinden in mir ausbreitete . Langsam führte ich das Glas zu meine n Lippen.
    Nein!
    Wie ein Blitz fuhr das Wort durch mein Gehirn. Meine Hand zitterte, ebenso mein Oberkörper und die Beine. Dieses Gesöff war Medizin. Kein Gift, wie mir mein Gehirn einreden wollte. Und ich brauchte diese Medizin. Ich wollte doch nur einen einzigen Schluck. Nur einen.
    Ja, Jack. Nur einen Schluck. Einen für Mommy. Und dann noch einen. Einen großen. Für – Daddy.
    Ich blickte über meine Schulter. Diese Stimme. Ich hörte sie klar und deutlich, als stünde jemand hinter mir, um mir ins Ohr zu flüstern. Aber dort befand sich nur der Schrank. Und doch lieferte mein Gehirn die Information, ich hätte diese Stimme gehört. Nicht gedacht. Gehört. Heiser und gepresst, mit einem Schuss Bosheit und unterdrückte m Grinsen, um die Pointe nicht zu ver raten – u nd ich war davon überzeugt, dass die se Pointe keine lustige war. Etwas Böses schwang in dieser Stimme mit. So böse, wie der Inhalt des Glases in meiner Hand.
    Ich stellte es auf den Schreibtisch zurück und zwang mich den Blick abzuwenden, auf die Schublade, wo der Lohn für die fragwürdigen Dienste des Mexikaners gehortet wurde. Doch nicht die Dollars hatten meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. An der Rückseite der Lade lag eine Pistole.
    Der Griff fühlte sich kalt an, und da ich keine Ahnung hatte, wie man eine Waffe lud und um welches Modell es sich handeln konnte schloss ich, dass ich kein Polizist oder Geheimagent war. Enttäuschend. Egal. Ich legte die Waffe in die Lade zurück und blickte wiederum zum Glas. Einen Schluck. Nur einen einzigen verdammten Schluck.
    Nein!
    Es ist Medizin.
    Nein!
    Ich brauche Medizin!
    Nein!
    Ich griff nach dem Glas, inhalierte abermals den scharfen Dunst . Ein Schuss. Ein Schrei. Draußen. Zuerst dachte ich an eine Jagd, verwarf den Gedanken aber, als mir bewusst wurde, dass dieser Schrei Schmerz ausdrückte . Nein. Hier war auf einen Menschen geschossen worden.
    Ich stellte das Glas ab, sprang auf, zuckte kurz wegen des Schmerzes im Bein zusammen, griff nach der Pistole und humpelte zum Fenster. Der blaue Wagen stand auf dem Schotterweg bei den Hütten. Kurz darauf stürmten zwei Männer durch die Tür, sprangen in den Wagen und fuhren los. Hinter dem Fahrzeug stieg ei ne Staubwolke in die Luft. W ährend die beiden auf den Parkplatz zu rasten, wurde mir bewusst, dass sie sich in meiner Hütte befunden hatten. Hastig zog ich den Kopf vom Fenster fort und presste den Rücken gegen die Tür. Ich starrte auf die Pistole und horchte.
    Sie hatten mich gesucht. Und sie hatten wahrscheinlich auf den Mexikaner geschossen. Was, wenn sie nun hier herein kamen? Wenn sie mich in der Rezeption vermuteten ?
    Das Atmen fiel mir schwer, da ich unsinnigerweise Angst hatte, sie könnten mich hören. Reifen quietschten vor der Baracke. Eine Autotür wurde geöffnet. Schritte klopften über den Asphalt.
    Vielleicht reichte es, wenn ich ihn mit der Waffe bedrohte? Konnte man erkennen, ob sie geladen war? Ich brauchte eine Deckung. Der Schreibtisch. Ich musste zum Schreibtisch.
    »He Mister!« Eine Männerstimme hallte über den Platz.
    »Ruf die Polizei, Henry!«, gellte eine Frauenstimme.
    Die Schritte verstummten. Schaben von Schuhsohlen auf Asphalt. Die Schritte entfernten sich. Die Autotür wurde zugeschlagen. Der Motor heulte auf. Durchdrehende Reifen. Das Motorengeräusch wurde leiser.
    Stille. Nur mein Herz pochte. Schnell und

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