Das Tahn-Kommando
mitbekommen. Sie wurde durch Admiral Gades’ Befehl sauve qui peut – Rette sich wer kann! – beendet. Ein Drittel der Angriffsflotte konnte sich von Saragossa zurückziehen.
»Ein Drittel, Captain«, sagte Hakone und schaltete die Projektion im Kampfgemach aus. »Wir verloren über eine Million Mann. Ist das nicht genug für eine Achse?«
Sten erinnerte sich an die Livies, denen er sich bei der Grundausbildung unterzogen hatte; dort hatte er den heldenhaften Tod des Gardisten Jaime Shavala nacherlebt. Seit dieser Zeit hatte er beschlossen, dass er kein verstärktes Interesse daran verspürte, an einer größeren Schlacht teilzunehmen. Doch er ignorierte dieses dumpfe Gefühl aus dem Bauch und wählte die sichere Antwort der Dummheit: »Ich weiß nicht, Sr. Hakone.«
»Vielleicht wissen Sie es wirklich nicht. Aber vielleicht verstehen Sie jetzt besser, weshalb ich Dr. Stynburn in meine Dienste genommen habe. Er ist durch die gleiche Hölle wie ich gegangen.«
Sten hatte mit Interesse verfolgt, dass Hakone im Kontrollsessel fast die halbe Karaffe Scotch geleert hatte.
»Wissen Sie vielleicht, was damals mit Admiral Gades passierte, Captain?«
»Keine Ahnung.«
»Für seinen – und hier zitiere ich das Urteil des Kriegsgerichts – Rückzug im Angesicht des Feindes wurde ihm das Kommando entzogen, und er musste zurücktreten. Halten Sie das für fair?«
»Fair? Ich weiß nicht, was fair ist, Sr. Hakone.«
Sten nahm Haltung an. »Vielen Dank für die Information, Seigneur. Sollten wir weitere Fragen haben, darf ich auch dann mit Ihrer Kooperation rechnen?«
»Aber sicher«, sagte Hakone.
Sten war versucht, einen Joker auszuspielen und Hakone ganz direkt zu fragen, ob ihm die Worte Zaarah Wahrid etwas sagten, schaltete jedoch den Recorder ab, nickte und ging auf den Ausgang zu.
Wäre er einige Sekunden früher gegangen, hätte er eventuell einen von Hakones Männern dabei erwischt, wie er eine winzige Plastik-Kapsel an der Unterseite von Stens A-Grav-Gleiter befestigte.
Hakone verließ das Kampfgemach und begab sich in die Bibliothek. Dort wartete Colonel Fohlee auf ihn und blickte ihn eindeutig verstimmt an.
»Sie glauben, ich irre mich«, sagte Hakone.
»Warum haben Sie ihm das alles erzählt, verdammt noch mal? Er ist der Schnüffler des Imperators!«
»Ich habe gesucht, Colonel.«
»Was denn?«
»Wenn er auch nur ein Jota Verständnis gezeigt hätte – einen Funken dessen, was wirklich zählt, hätten wir ihn vielleicht zu einem von uns machen können.«
»Statt dessen haben Sie Ihre Zunge spazieren geführt und absolut nichts erreicht!«
»Colonel! Sie gehen zu weit.«
»Entschuldigung, Sir.«
»Ich habe herausgefunden, dass wir diesen Captain Sten nicht erreichen können. Ich habe einen Tracer an seinem A-Grav-Gleiter anbringen lassen. Setzen Sie ein Team der Deserteure auf ihn an. Verfolgen Sie den Gleiter, bis wir herausgefunden haben, wo sich das Versteck befindet, von dem aus er seine Nachforschungen betreibt. Dann töten Sie diesen Captain Sten. Das ist alles!«
Fohlee stellte erstaunt fest, dass er automatisch salutierte, dann machte er kehrt und ging hinaus. Er fragte sich nicht einmal, wieso er derartig auf die Kommandostimme eines Mannes reagierte, der schon fast hundert Jahre keine Uniform mehr getragen hatte.
Kapitel 35
Im abgedunkelten Raum leuchtete nur der Vid-Schirm.
In einer Ecke hielt der Computer sein Ziel fest: die Worte ZAARAH WAHRID. Über den Rest des Schirms schoben sich immer neue Zeilen mit immer neuen Informationen. Momentan ging der Computer davon aus, dass die Worte ein kommerzielles Produkt bezeichneten, und durchsuchte das Imperiale Patentbüro bis zurück zur Zeit der Gründung dieser Einrichtung.
Liz Collins, die Jägerin, versuchte, den Blick nicht vom Schirm zu nehmen, damit ihr auch nicht der geringste Hinweis, die unwahrscheinlichste Querverbindung entging. Ihre Augen folgten jeder Zeile und sprangen dann in die nächste, die vom unteren Bildrand heraufgescrollt kam. Zur Zeit ging sie einen Katalog mit Haushaltsrobots durch, von denen die meisten schon seit einem Jahrhundert oder länger nicht mehr hergestellt wurden.
Sie musste kämpfen, um die Gedanken nicht von der Arbeit abschweifen zu lassen. ›Wach bleiben, meine Liebe‹, sagte sie sich. ›Wenn du das hier für langweilig hältst, dann warte mal, was als nächstes kommt.‹ Als der Schluss-Stern auftauchte und kurz darauf eine noch schlimmere Kategorie angekündigt wurde, stöhnte
Weitere Kostenlose Bücher