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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Weiber und sollten uns samt unseren gebrochenen Herzen schlafen legen.« Sie versuchte zu lachen.
    Vicky schwieg. Sie stellte keine bohrenden Fragen, dafür war Lucy sehr dankbar. Sie schimpfte nicht auf Gordon; sie behauptete nicht, daß er Lucys nicht wert sei; sie machte keine phantastischen Vorschläge, was man vielleicht unternehmen könnte, keine Pläne wie sie ihr früher eingefallen wären. Die neue Vicky war ein richtiger Kamerad, dem man alle seine Sorgen anvertrauen konnte.
    Aber als sie dann im Bett lagen, rief sie durch die Wand: »Lucy, findest du es nicht auch abscheulich von James Seymour, so einfach anzunehmen, ich hätte etwas mit Dan gehabt?«
    »Man kann es ihm eigentlich nicht verübeln. Du hast ja alles getan, um den armen Kerl auf diesen Verdacht zu bringen.«
    »Er hat mir gar keine Zeit für weitere Erklärungen gelassen. Außerdem müßte er mich gut genug kennen, um mir auch etwas gesunden Menschenverstand zuzutrauen. Er ist doch reichlich dumm.«
    »Vermutlich ist er ebenso unglücklich.«
    Es folgte eine nachdenkliche Pause, dann rief Vicky: »Schläfst du schon? Nein? Gut, ich komme für eine Minute zu dir hinüber. Sonst wecken wir noch Mrs. Kelston auf, wenn wir uns so laut unterhalten.«
    Sie machte es sich auf dem Fußende von Lucys Bett bequem. »Lucy, eine Frage: sollte Gordon doch noch einmal auftauchen, würdest du dann stolz und ablehnend sein und ihn wieder fortschicken?«
    Mit einem Ruck richtete sich Lucy im Bett auf und sagte entsetzt: »Ihn fortschicken? Ich bin doch nicht verrückt! Mit beiden Händen würde ich ihn packen und festhalten!«
    »Gut. Ich freue mich, daß du so denkst. Ich habe mir das gerade überlegt.«
    »Wegen James? Nun, ich rate dir — und du weißt ja, daß ich im allgemeinen nur ungern Ratschläge erteile — ich rate dir: Du mußt auch zupacken! Er hat dich lieb, seit Wochen habe ich das bemerkt. Ein Mann wie er ändert nicht von heute auf morgen seine Gefühle. Das tut er auch nicht, sonst hätte ihn die Sache mit Dan nicht so irritiert.«
    Vicky seufzte erleichtert und befriedigt auf. »Gut. Ich werde mich daran halten. Ich will nicht zimperlich und schüchtern sein. Irgendwie werde ich ihn schon rumkriegen.«
    »So ist’s recht. Ein Mädchen, das sich so zimperlich stellt, ist dumm. Ich war eine richtige Gans. Ich hätte Gordon gleich anrufen oder ihm schreiben sollen. Ich hätte nicht warten dürfen, bis er den ersten Schritt tut. Mach du nicht den gleichen Fehler, Vicky!«
    »Nein! Ich will tun, was du sagst: ich werde ihn packen!« Da mußten sie beide lachen.
    Doch gleich wurden sie wieder nachdenklich, und Lucy fragte forschend: »Du bist dir doch im klaren über deine Gefühle? Ich meine, daß du gerade solch einen Mann heiraten möchtest. Er ist ein komplizierter Charakter, und das wird er bleiben. Wer mit ihm lebt, ist nicht auf Rosen gebettet.«
    »Das weiß ich. Aber wer will denn auf Rosen gebettet sein? Ich ziehe eine Herausforderung vor. Ja, es stimmt, er ist schwierig, viel schwieriger als alle, die ich gekannt habe. Darauf bin ich gefaßt.«
    »Und er reizt dich nicht nur deshalb, weil er deine Kräfte herausfordert? Weil er der erste ist, der dir Widerstand leistet?«
    Vicky lachte. »Du drückst es sehr delikat aus! Nein, so ist es auch wieder nicht. Er gefiel mir sehr, wenn wir uns gut verstanden, und jetzt, wo alles schiefzugehen scheint, habe ich ihn noch viel lieber. Aber ich mache mir nichts vor. Es könnten Tage kommen, wo das Leben mit ihm höllisch schwer ist. Ich müßte mich noch sehr ändern; ich müßte sehr zuverlässig und seriös werden; und das würde mich sauer ankommen. Aber dafür ist er ein Mensch, auf den man sich verlassen kann. Ich habe schon genug andere Erfahrungen gemacht. Jetzt gibt es nur noch die eine Frage: Wie soll ich ihn zu packen kriegen?«
    Abermals mußten sie lachen, dann gingen sie endlich schlafen.
    Am nächsten Morgen kam die Ernüchterung. Es ist leicht, zu nächtlicher Stunde, unterstützt von der verständnisvollen Freundin, große Pläne zu schmieden. Aber auch die mutigsten Entschlüsse können nicht zu Taten werden, wenn die Tage vergehen und nichts geschieht. Wie soll man einen Mann kapern, der sich versteckt hält? Wie einen widerstrebenden Verehrer an sich fesseln, der einen vergessen zu haben scheint? Die Tage gingen dahin, und Seymour tauchte nicht wieder auf.
    Lucy kämpfte mit einer neuen Depression; sie hatte das Gefühl, durch ihr Geständnis Vicky gegenüber unter die ganze

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