Das Teehaus im Grünen
gesprochen.«
»Kann sein, bei der strengen Diät, nach der wir gelebt haben. Das war doch aber Blödsinn! Sie hatte hoffentlich nicht angenommen, daß ich darauf reinfalle.«
»Du hast es nicht geglaubt, nicht wahr?«
»Ich bin ja schließlich kein Esel! Aber ich bekam eine richtige Wut, weil ich merkte, daß ihr drei unter einer Decke stecktet und mich zum Narren hieltet.«
»Ach, Jack, wie schrecklich... Aber könntest du nicht doch eine Andeutung zu Mr. Seymour machen?«
»Liebes Kind, Männer machen nun einmal keine Andeutungen über Herzensangelegenheiten. Na, guck mich nicht gleich so verschreckt an! Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit.«
Als er Seymour das Geld aushändigte und ihm mit kurzen Worten für seine Geduld mit Ireland dankte, fügte er hinzu: »Wäre er nicht ein Vetter meiner Frau, es hätte mir nichts ausgemacht, wenn man ihn verknackt hätte. Er hat uns zuviel Ärger gemacht. Aber nun sind wir ihn bald los. Ich nehme für ihn eine Flugkarte nach Kanada. Sollen die auch ihren Spaß mit ihm haben.«
»Nach Kanada — das ist eine gute Idee. Dort hat er vielleicht mehr Bewegungsfreiheit. Aber ich dachte, er hätte hier... er wäre hier ziemlich gebunden?«
»Hier hat er nur meine Frau und ihre Familie. Ireland und meine Frau sind gleichaltrig und miteinander aufgewachsen. Aus diesem Grunde hing sie auch so an ihm. Aber Gott sei Dank hat er sich’s durch diese letzte Sache bei ihr verscherzt. Natürlich hätte sie mir gleich alles erzählen sollen, dann hätte ich Ihnen das Geld sofort gegeben. Aber wie Frauen nun einmal sind: Sie hat statt dessen ihr Herz ihren beiden Freundinnen ausgeschüttet. Nette Mädchen, aber ein bißchen unvernünftig, wenigstens die eine. Sie kennen sie wohl; sie haben Ihr früheres Besitztum gekauft.«
»Ja, ich kenne sie. Ich hatte den Eindruck, daß sie mit Ireland sehr befreundet waren.«
»So innig nicht gerade; dazu sind sie doch zu gescheit. Aber meiner Frau zuliebe haben sie sich eingemischt. Wenn ein paar Frauen beisammen sind, kommt meistens irgendein Unfug heraus. Zum Glück haben sie Ireland durchschaut und ihm kein Geld gepumpt. Manch andere hätte das wohl getan, denn er ist ganz der Typ dafür. Er wirkt ja auf Frauen. Aber jetzt werden sie ebenfalls heilfroh sein, wenn er abhaut.«
Mit diesem diplomatischen Meisterstück verabschiedete er sich.
Auf Nans Fragen berichtete er am Abend beiläufig: »Ich ließ ihn natürlich nicht merken, daß ich etwas wüßte. Ich flocht nur so nebenbei ein, daß die Mädchen Dan durch dich kennengelernt haben und sich nicht weiter um ihn kümmern. Dabei tat ich so, als könnte ihn das gar nicht interessieren. Mit einem Mann wie Seymour kann man nicht warm werden.«
»Ich wußte ja, daß du es richtig machen würdest! Du bist wirklich der klügste Mensch von der ganzen Welt!« rief Nan stürmisch.
In diesem Augenblick war Jack bereit, Dan alles zu verzeihen.
13
Am nächsten Morgen lag ein Brief im Briefkasten des Tea-Rooms; er war an Lucy adressiert und lautete:
Sehr geehrte Miss Avery!
In den nächsten Wochen habe ich abends länger im Büro zu tun. Unter diesen Umständen ist es wohl besser, wenn ich in Homesward esse. Ich hoffe, Sie sind damit einverstanden, und begrüße Sie
mit vorzüglicher Hochachtung
J. Seymour.
Lucy las den Brief und gab ihn Vicky. Vicky lachte mühsam auf. »Typisch für den lieben James! Kurz und bündig. Kein Wort der Entschuldigung. Friß oder stirb. Von seiner Unterstützung bei der Buchführung ist überhaupt keine Rede mehr.«
Nach einer Pause setzte sie in völlig verändertem Ton hinzu: »Soll ihn doch der Kuckuck holen!«
»Du mußt seinen Standpunkt verstehen. Zumindest zeigt der Brief, daß ihm die Sache unter die Haut geht.«
»Wirklich? Ich finde, daß der Knacks, den er schon hatte, sich zu einem richtigen Bruch entwickelt hat.«
»Dafür gibt es ja auch Gründe: zum Beispiel seinen Minderwertigkeitskomplex hinsichtlich des weiblichen Geschlechts.«
»Er ließ mich ja gar nicht weiter zu Wort kommen!«
»Das stimmt. — Ach, da kommt Nan! Sie will sich wohl bei dir bedanken. Sie sieht ja ganz anders aus! Sie strahlt geradezu!«
Lucy begrüßte Nan ziemlich kühl, während Vicky freudig ausrief : »Jetzt bist du wohl froh, wie? Und hat sich dein Jack anständig aufgeführt?«
»Er ist großartig. Er ging schnurstracks zu Mr. Seymour und bezahlte die ganze Summe. Er ist der beste Mann, den man sich
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